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Salzgesteine

Verbreitungsgebiete: Steinsalz: Heilbronn, Schwäbisch Hall, Stuttgart, Haigerloch, Blumberg, Waldshut-Tiengen, Rheinfelden
Kalisalz: Südlicher Oberrheingraben, Markgräflerland (Buggingen, Heitersheim)

Erdgeschichtliche Einstufung: Steinsalz: Mittlerer Muschelkalk (mm), Kalisalz: Tertiär (Oligozän)

(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Nahaufnahme von Kalisalz mit waagrechten Streifen in rot, weiß und grau.
Kalisalz aus Buggingen

2) Die kalisalzreichen Salzlager am Oberrhein, die in Südbaden bei Buggingen und Heitersheim sowie im Südelsass um Mulhouse Ziel umfangreicher bergmännischer Gewinnung waren, sind in tonige und bituminöse tertiärzeitliche Sedimente eingeschaltet (Pechelbronner Schichten). Sie sind vor rund 35 Mio. Jahren im trockenen und heißen Klima des Alttertiärs durch Eindunstung von Meereswasser entstanden; im Südteil des Grabens ging die Eindampfung der vom Meer abgeschnürten Lagune so weit, dass sich neben Sulfatgesteinen und Steinsalz auch Kalisalze bilden konnten. Die steinsalz- und kalisalzführende Schichtenfolge ist rund 60 m mächtig. Im Verlaufe des Tertiärs wurde darüber eine mehr als 1000 m mächtige Abfolge aus Gips, Ton und Mergel abgelagert. Die Grabentektonik führte besonders im Grabenrandbereich zur tektonischen Zerstückelung und zur Schichtverstellung der Tertiärschichten und der Salzlager.

Vergrößerte Aufnahme von hellblauem Gestein, in das rote und braune Kristalle eingelagert sind.
Sylvin (rot) im ehemaligen Kalisalzbergwerk Buggingen

2) Kalisalz: Im südlichen Oberrhein war Sylvin das wichtigste Wertmineral. Der Gehalt an Kalium, angegeben als K2O, schwankte im Lager meist zwischen 17 und 22 %, der durchschnittliche Gehalt lag bei fast 19 % K2O. Die Sylvinitlagen und -flöze wechsellagern mit Steinsalz, Anhydrit und tonigen Sedimenten der oligozänen Pechelbronner Schichten.

Petrographie

1) Hauptbestandteile des Muschelkalk-Steinsalzes: ca. 97 % Halit (NaCl, Natriumchlorid = Kochsalz), ca. 2,5 % Anhydrit sowie Spuren von Ton.
2) Unter Kalisalz versteht man im Allgemeinen natürliche Salze, welche Kalium enthalten. Solche Salzminerale sind z. B. Sylvin (Kaliumchlorid, KCl), Carnallit (KMgCl3 x 6 H2O), Kieserit (MgSO4 x H2O) oder Polyhalit (K2Ca2Mg(SO4)4 x 2 H2O).

Gewinnung und Verwendung

Blick auf bewachsene Haldenreste des Kalisalzbergwerks in Buggingen. Im Vordergrund steht ein Maisfeld.
Haldenreste des Kalisalzbergwerks in Buggingen

Geschichte: Baden-Württemberg weist im außeralpinen deutschen Raum die längste Tradition im Steinsalzbergbau auf. Das erste Steinsalzbergwerk Deutschlands war die 1825 angelegte und bis 1900 betriebene Grube Wilhelmsglück bei Schwäbisch Hall. Hier wurde ein 6 m mächtiges Steinsalzflöz abgebaut. Doch schon seit keltischer Zeit, ca. 500 v. Chr., und vor allem im Mittelalter, wurden die Solebrunnen in diesem Gebiet intensiv genutzt. Im März 1859 begann nach fünfjährigen Schachtteufarbeiten der Steinsalzbergbau in der Grube Friedrichshall nördlich von Heilbronn. Ebenfalls durch Bohrungen wurde kurz nacheinander an verschiedenen Orten Sole in gewinnungsfähiger Menge und Konzentration aufgefunden: 1822 in Bad Dürrheim, 1823 in Schwenningen, 1824 in Rottenmünster bei Rottweil, 1839 in Bergfelden bei Sulz am Neckar. Im Jahr 1885 begann der Steinsalzbergbau in Heilbronn. In diesem größten Bergwerk Baden-Württembergs (Südwestdeutsche Salzwerke AG) werden jährlich mehrere Millionen Tonnen Steinsalz aus dem bis zu 20 m mächtigen „Unteren Steinsalz“ gewonnen. Die Grube Stetten im Eyachtal bei Haigerloch-Stetten wird seit 1858 durchgängig betrieben.

Blick in eine rechteckige Abbaukammer von Steinsalz, mit strahlenförmig vom hinteren Ende ausgehenden, schwarzen, grauen und weißen Linien.
Abbaukammer im Steinsalzbergwerk Heilbronn
Das Bild zeigt einen originalen Förderwagen aus dem Kalisalzbergwerk Buggingen.
Originaler Förderwagen aus dem Kalisalzbergwerk Buggingen

2) Solegewinnung aus den Steinsalz-Schichten des Muschelkalks wurde schon in frühgeschichtlicher Zeit an Kocher und unterem Neckar betrieben. Industriesolegewinnung, die in Stetten bis 1924 und bei Heilbronn bis zur Stilllegung der Soleanlage im Taschenwald (Nähe Kirchhausen) im Jahr 1993 große Bedeutung für die chemische Industrie hatte, findet derzeit nur noch in Bad Wimpfen statt. Der Hauptverwendungszweck liegt heute in der balneologischen Nutzung durch die Heilbäderbetriebe im Land. Salzgewinnung aus Natursole fand an Kocher und Jagst schon in keltischer Zeit statt. Große Mengen an Sole wurden im 20. Jh. bei Heilbronn und bei Rheinfelden am Hochrhein gefördert, heute werden nur noch geringe Mengen vornehmlich für balneologische Zwecke erzeugt.
3) Am südlichen Oberrhein wurden bis 1973 Kalisalze abgebaut, die vor allem zur Erzeugung von Kalidünger benötigt werden. 1922 wurden bei Heitersheim und Buggingen zwei tiefe Schächte niedergebracht, und 1926 konnte mit dem Abbau des rund 4,5 m mächtigen Kalisalzlagers begonnen werden. Die Lager auf der sog. „Bugginger Horstscholle“ wurden in einer Tiefe von 600–1100 m abgebaut. Die westlich anschließenden Lager auf der „Grißheimer Scholle“ reichen bis 1500 m und somit in Tiefen, in denen der Salzbergbau nicht mehr wirtschaftlich war.

Die vielfältigen Anwendungsbereiche von Steinsalz. Der Segen von Stein- oder Kochsalz (NaCl) reicht von der Haltbar­­­machung von Lebens­mitteln (z. B. Brot, Wurst, Fisch, Käse), dem Würzen von Speisen (Soßen, Suppen, Früh­stücksei usw.), der Erzeugung von Medi­kamenten und Heil­mitteln bis hin zum Mikro­­prozessor im Computer, dessen hochreines Silizium nicht ohne NaCl erzeugt werden kann. Als Haupt­­einsatz­bereiche werden unterschieden (a) Industriesalz z. B. für Soda, PVC, Natronlauge, pharma­­­zeutische Produkte, (b) Auftausalz, (c) Gewerbe­salz z. B. zur Wasser­­­enthärtung durch Ionen­­­austausch, in der Land­wirtschaft, zum Textil­­färben und Konservieren, (d) Speisesalz, (e) als Sole findet es in Mineral­­bädern und für die Erzeugung von Siedesalz Verwendung.

  • Abbaukammer im Steinsalzbergwerk Heilbronn.
  • Steinsalz aus dem Steinsalzbergwerk Heilbronn.
  • Sylvin (rot) im ehemaligen Kalisalzbergwerk Buggingen.
  • Steinsalzlagen im Steinsalzbergwerk Heilbronn.
  • Kalisalz aus Buggingen.
  • Originaler Förderwagen aus dem Kalisalzbergwerk Buggingen.
  • Lage aus Klarsalz im Steinsalzbergwerk Heilbronn.
  • Haldenreste des Kalisalzbergwerks in Buggingen.

Literatur

  • Fischbeck, R., Werner, W. & Bornemann, O. (2003). Die Zusammensetzung der Salzgesteine des Muschelkalks in Südwestdeutschland. – Hansch, W. & Simon, T. (Hrsg.). Das Steinsalz aus dem Mittleren Muschelkalk Südwestdeutschlands. – museo, 20, S. 76–93, Heilbronn (Städt. Museen Heilbronn).
  • Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (2006b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2006 – Gewinnung, Verbrauch und Sicherung von mineralischen Rohstoffen. – LGRB-Informationen, 18, S. 1–202, 1 Kt.
  • Simon, T. (1995). Salz und Salzgewinnung im nördlichen Baden-Württemberg. Geologie – Technik – Geschichte. – Forschungen aus Württembergisch Franken, 42, S. 1–441.
  • Werner, W., Bohnenberger, G. & Höllerbauer, A. (2003b). Verwendung und wirtschaftliche Bedeutung des Steinsalzes aus dem Muschelkalk Südwestdeutschlands. – Hansch, W. & Simon, T. (Hrsg.). Das Steinsalz aus dem Mittleren Muschelkalk Südwestdeutschlands, S. 206–220, Heilbronn (museo, 20).
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