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Hauptrogenstein

Vergrößerung einer geschliffenen Gesteinsoberfläche. Das rötlich braune Gestein ist angefüllt mit Mineralkörpern (im Aussehen ähnlich wie Fischrogen) und Schalenresten.
Nahaufnahme einer angeschliffenen Platte von Hauptrogenstein, Steinbruch Merdingen

Geologisches Alter, Entstehung

Nahaufnahme eines unregelmäßig geformten Gesteinsstückes. Grundfarbe hellgrau, mit dunklen Schalenresten und übersät mit Mineralkörpern. An den oberen Rändern zeigen sich zudem hellere, gebleichte Stellen.
Leicht angewitterte Bruchfläche von Hauptrogenstein mit Schilllagen

Die Sedimentation der Ooidsande, aus denen der Hauptrogenstein entstand, erfolgte im Zeitraum von etwa 168 bis 165,5 Mio. Jahren (DSK, 2002). Der Untere Hauptrogenstein wird dem oberen Teil des Unter-Bajociums, der Mittlere und Obere Hauptrogenstein dem Ober-Bajocium zugeordnet (Groschopf et al., 1996). Die Kalkooide wurden in einem subtropischen Flachmeer auf ausgedehnten Barren bei einer Wasserbedeckung von nur 1–2 m gebildet (vgl. Füchtbauer, 1988; Press & Siever, 2003). Im kalkübersättigten, warmen Wasser wurden um die als Kristallisationskeime wirkenden kleinen Fossilbruchstücke konzentrische Kalkkrusten abgeschieden. Besonders an älteren Steinbruchwänden sind im Hauptrogenstein Schrägschichtungskörper gut zu erkennen; sie führen vor Augen, dass die Ooide unter dem andauernden Einfluss von Wasserströmungen abgelagert wurden (Sandbarren). Anzeichen von bewegtem Wasser sind auch die vielen Schilllagen.

Blick auf eine Steinbruchwand aus gelblich braunem Gestein sowie einem Abraumhaufen davor (rechts im Bild). Im Hintergrund links sind Förder- und Verarbeitungsanlagen zu sehen.
Steinbruch Merdingen mit frisch gesprengtem Haufwerk, im Hintergrund das Kalkwerk

Dahl (2006) führte einaxiale Druck- und Spaltzugversuche am Hauptrogenstein vom Tuniberg durch und entnahm hierfür aus ehemaligen Steinbrüchen und dem in Betrieb befindlichen Stbr. bei Merdingen (RG 7912-2) Bohrkerne. Es zeigte sich, dass die Druckfestigkeit im Kalkoolith insgesamt starken Schwankungen unterworfen ist: die Mittelwerte der Messreihen reichen von 51 bis 133 MPa, Einzelwerte sogar von 34 bis 153 MPa. Anders als bei deutlich geschichteten Sandsteinen treten Maximal- und Minimalwerte der Druckfestigkeit sowohl senkrecht als auch parallel zur Schichtung auf (die Druckfestigkeit kann also z. B. parallel zur Schichtung höher sein als senkrecht dazu). Die Mittelwerte der E-Module lagen zwischen 22 und 49 GPa. Nachmessungen an senkrecht zur Schichtung gewonnenen Bohrkernen aus zwei verschiedenen Kalksteinbänken erbrachten Druckfestigkeiten von 53,8–55,8 MPa und 79,5–89,8 MPa (Bissen & Henk, 2006) und somit ebenfalls signifikante Schwankungen, ohne dass am Gestein makroskopisch erkennbare Unterschiede festzustellen waren. Die Dünnschliffanalyse zeigte, dass es zahlreiche, feine Calcitneubildungen in Form von Drusen, Äderchen und Klufttapeten gibt. Sedimentäre Unterschiede spielen also eine wesentlich geringere Rolle als spätere Überprägungen durch Tektonik, Mineralisation und jungen Lösungstransport.

  • Blick auf eine Mauerecke aus gelblichen bis rötlichen Steinen, die unten fein, oben gröber verfugt sind. Links in der Ecke steht ein runder Steintisch. Das einzige Tischbein besteht aus einer rötlichen Steinsäule, die von Rissen durchzogen ist.
  • Blick auf den Mauerturm einer Burgruine, rötlich verfärbt von der Abendsonne. Der Turm steht auf einem ebenfalls rötlichen Felsen.
  • Blick auf eine hohe gemauerte Gebäudeecke aus gelblich grauem Gestein; angrenzend an eine weiße Fassade. Um das Gebäude herum verläuft Kopfsteinpflaster.
Detailaufnahme eines großen, von einer schräg verlaufenden Bruchkante geteilten Gesteinsblockes. Rechts der Kante ist der Stein hellgrau und nur leicht zerfurcht; links sind Risse und Klüfte im Stein. Zudem finden sich hier auch rötlich braune Stellen.
Block von Hauptrogenstein im bis 2011 in Betrieb befindlichen Steinbruch Bollschweil mit parallel zur Schichtung verlaufenden Drucklösungssuturen

Das Kalksteinvorkommen bei Bollschweil-Ellighofen (RG 8012‑1) wurde über Jahrhunderte zur Gewinnung von Baumaterialien und zur Erzeugung von Branntkalk genutzt. Die industrielle Verwendung begann im Jahr 1911, als der alte Steinbruch im Allental von Franz Koch aus Bollschweil erworben wurde. 1920/21 errichtete er dort die ersten Kalköfen; aus diesem Werk entwickelte sich einer der größten Kalkproduzenten in Baden-Württemberg. Steinbruch und Werk der Fa. Koch-Marmorit wurden im Jahr 1982 von der Knauf Gips KG übernommen und als Fa. Knauf Marmorit weiter betrieben. Der dickbankige Kalkstein diente untergeordnet auch zur Gewinnung von Blöcken für Garten- und Weinbergstrockenmauern sowie für Zyklopenmauern zum Hangverbau. Seit Anfang 2011 ist der Abbau vor allem aus Gründen abnehmender Lagerstättenqualität und zunehmender Gewinnungsprobleme eingestellt.

  • Vergrößerung einer geschliffenen Gesteinsoberfläche. Das rötlich braune Gestein ist angefüllt mit Mineralkörpern (im Aussehen ähnlich wie Fischrogen) und Schalenresten.
  • Blick auf den unteren Teil einer Steinbruchsohle. Das gelbliche bis graue Gestein zeigt mehrere schräg verlaufende Störungslinien.
  • Detailaufnahme eines großen, von einer schräg verlaufenden Bruchkante geteilten Gesteinsblockes. Rechts der Kante ist der Stein hellgrau und nur leicht zerfurcht; links sind Risse und Klüfte im Stein. Zudem finden sich hier auch rötlich braune Stellen.
  • Nahaufnahme eines unregelmäßig geformten Gesteinsstückes. Grundfarbe hellgrau, mit dunklen Schalenresten und übersät mit Mineralkörpern. An den oberen Rändern zeigen sich zudem hellere, gebleichte Stellen.
  • Blick auf eine Steinbruchwand aus gelblich braunem Gestein sowie einem Abraumhaufen davor (rechts im Bild). Im Hintergrund links sind Förder- und Verarbeitungsanlagen zu sehen.
  • Ansicht einer Steinbruchwand. Das Gestein ist waagrecht gebankt, von hellgrauer bis olivgrauer Färbung, verwittert und bewachsen.
  • Blick auf eine Mauerecke aus gelblichen bis rötlichen Steinen, die unten fein, oben gröber verfugt sind. Links in der Ecke steht ein runder Steintisch. Das einzige Tischbein besteht aus einer rötlichen Steinsäule, die von Rissen durchzogen ist.
  • Blick auf den Mauerturm einer Burgruine, rötlich verfärbt von der Abendsonne. Der Turm steht auf einem ebenfalls rötlichen Felsen.
  • Blick auf eine hohe gemauerte Gebäudeecke aus gelblich grauem Gestein; angrenzend an eine weiße Fassade. Um das Gebäude herum verläuft Kopfsteinpflaster.

Weiterführende Links zum Thema

Literatur

  • Bissen, R. & Henk, A. (2006). Felsmechanische Untersuchungen am Hauptrogenstein (bjHR) der Vorbergzone des südlichen Oberrheingrabens (Poster). – Phillip, S., Leiss, B., Vollbrecht, A. & Gudmundsson, A. (Hrsg.). Symposium Tektonik, Struktur- und Kristallingeologie, TSK, 11, S. 1–2, Göttingen. [Kurzfassung]
  • Dahl, S. (2006). Geologische Kartierung in der Vorbergzone des Schwarzwalds (östlich von Bombach) und kluft- und felsmechanische Untersuchungen an Gesteinen der Vorbergzone des Schwarzwaldes. – Dipl.-Arb. Univ. Freiburg, 199 S., 2 Kt., Freiburg i. Br. [118 Abb., 11 Tab., 5 Anh., unveröff.]
  • Deutsche Stratigraphische Kommission (2002). Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 (GeoForschungsZentrum Potsdam; Courier Forschungsinst. Senckenberg, Frankfurt). [Koordination und Gestaltung: Menning, M. & Hendrich, A.]
  • Füchtbauer, H. (1988). Sedimente und Sedimentgesteine. 4. Aufl., XVI + 1141 S., Stuttgart (Schweizerbart). [660 Abb., 113 Tab.]
  • Groschopf, R., Kessler, G., Leiber, J., Maus, H., Ohmert, W., Schreiner, A. & Wimmenauer, W. (1996). Erläuterungen zum Blatt Freiburg i. Br. und Umgebung. – 3. Aufl., Geologische Karte von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 364 S., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Höchtl, F., Petit, C., Konold, W., Eidloth, V., Schwab, S. & Bieling, C. (2011). Erhaltung historischer Terrassenweinberge – Ein Leitfaden. – Culterra, 58, 190 S., Freiburg i. Br. (Institut für Landespflege).
  • Köster, M. H. (2009). Kartierung, Dokumentation und rohstoffgeologische Betrachtungen zum Braunen Jura und Hauptrogenstein im Markgräflerland. – Dipl.-Arb. FU Berlin, 174 S., 9 Anl, 3 Kt., Berlin. [152 Abb., unveröff.]
  • LGRB (2010b). Blatt L 7910/L 7912 Breisach am Rhein/Freiburg i. Br.-Nord, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 258 S., 35 Abb., 10 Tab., 2 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Wittenbrink, J. & Werner, W., m. Beitr. v. Selg, M.]
  • Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (2006b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2006 – Gewinnung, Verbrauch und Sicherung von mineralischen Rohstoffen. – LGRB-Informationen, 18, S. 1–202, 1 Kt.
  • Press, F. & Siever, R. (2003). Allgemeine Geologie. Einführung in das System Erde. 723 S., Heidelberg, Berlin (Springer Spektrum).
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