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Steinschlag und Sicherungen im Umfeld des Hirschsprungs im Höllental

Vorbemerkungen

Der Blick richtet sich auf eine Straße, die durch eine Schlucht führt. Links und rechts der Straße ragen schroffe Felswände in die Höhe. Im Hintergrund sind bewaldete Berge zu erkennen.
Die Höllentalschlucht, Blickrichtung Nordwesten

Die verkehrsreiche Bundesstraße B31 überwindet im Höllental auf ca. 10 km Länge den Aufstieg aus der Rheinebene bis auf die Höhe des Schwarzwaldes. Das tief eingeschnittene und streckenweise schluchtartige Tal birgt aufgrund der natürlichen morphologischen Verhältnisse für die Verkehrswege Straße und Bahn eine hohe Steinschlag- bis Felssturzgefährdung.

Der steilste und markanteste Schluchtbereich ist ca. 300 m lang. Die Bahnlinie, etwa 10 m höher als die Straße auf der orographisch rechten (nordöstlichen) Talseite trassiert, überwindet diesen Abschnitt mit Hilfe des Unteren und Oberen Hirschsprungtunnels. Auf der Gegenseite erhebt sich der markante Hohfelsen. Auf einem vorspringenden Grat steht, etwa 25 m oberhalb der Fahrbahn, als bekanntes Wahrzeichen die Hirschstatue („Hirschsprung“).

Geschummerte Reliefkarte des Höllentals

Ereignis

Man sieht einen Felsen, unterhalb dem eine Straße verläuft. Der Felsen ist an einigen Stellen von Bäumen bewachsen. In Gelb eingezeichnet ist auf dem Bild eine vermutliche Abbruchstelle und etwas weiter unterhalb eine Hirschstatue.
Ansicht des Hohfelsens, Juli 2009

Am Abend des 23. Juli 2009 kam es gegen 18:25 Uhr auf Höhe des „Hirschsprungs“ im Höllental, beim Hohfelsen zu einem Steinschlagereignis. Dabei gingen faust- bis kopfgroße Felsstücke nieder und durchschlugen dort mehrere Eichendielen des über den Höllenbach (Rotbach) aufgeständerten Wanderwegs (Jägerpfad). Eine größere Anzahl an Steinen übersprang auch den Höllenbach und schlug sowohl auf dem Stahlgeländer am Straßenbankett als auch auf beiden Fahrstreifen der Bundesstraße B31 über einer Länge von ca. 30 m auf. Durch das Sturzereignis wurden insgesamt fünf PKW beschädigt, die zum Ereigniszeitpunkt den Hirschsprung passierten. Personenschäden waren glücklicherweise nicht zu beklagen.

Hohfelsen

Zu sehen ist ein massiver Felsblock an einer Felswand. Auf einem Vorsprung steht ein gesicherter Kletterer und blickt nach unten.
Labile, absturzgefährdete Felspartie am Hohfelsen

Auf der linken Talseite ist der Hohfelsen das beherrschende Element und ragt bis ca. 100 m über das Straßenniveau auf. Seine Gipfelzone ist vom Talboden aus nicht einsehbar. Der Hohfelsen wird an seiner Ostseite von einer steilstehenden, 5–10 m breiten Großspalte durchtrennt, die sich aus einer Störungszone bildete und den Gipfelbereich zweiteilt. Insgesamt macht der Hohfels-Komplex zunächst einen eher massigen Eindruck. Wie die Detailbeurteilung am hängenden Seil gezeigt hat, waren allerdings zahlreiche talwärts geneigte Großklüfte, wandparallele Entspannungsklüfte, Platten, Schuppen und Spaltenzonen sowie verbreitet auch zwischengelagerter Blockschutt auf den Rampen und Vorsprüngen vorhanden. Insgesamt wurden bei der Durchsteigung 19 kritische Bereiche identifiziert, die im Zuge der Ausführung der Sicherungsmaßnahmen gesichert oder abgebaut wurden.

Zu sehen ist eine Felswand, die teilweise bewaldet ist und an der unten eine Straße verläuft. An der Felswand sind Punkte markiert, an denen sich kritische oder absturzgefährdete Bereiche befinden. Zusätzlich sind Steinschlagschutzzäune gekennzeichnet.
Kritische Bereiche des Hohfelsens

Sicherungsmaßnahmen

Auf dem Bild ist eine Straße zu sehen, die von hohen Felswänden gesäumt wird. Auf der Straße liegen mehrere größere Steinblöcke und Schotter. Vier Personen in Arbeitskleidung stehen in der Mitte des Bildes und begutachten das Ganze.
B31 während der Räumarbeiten

Nach der Identifikation und Bewertung kritischer Felspartien wurde ein 3-phasiges Sicherungskonzept zur Felssicherungsmaßnahme „Hohfelsen“ erstellt und in folgenden Phasen erfolgreich umgesetzt:

Phase 1   (unter Vollsperrung der B31)

  • Ziel: Kurz- bis mittelfristige Minimierung der Felssturzgefährdung für die B31
  • Systematische Beräumung der Felsoberflächen inklusive Baumfällungen
  • Durchführungszeitraum: 13. September bis 8. Oktober 2010
  • Baubegleitung / Begutachtung labiler Felspartien durch LGRB
  • Ökologische Baubegleitung

Phase 2  (unter laufendem Verkehr bzw. kurzfristiger Ampelregelung)

  • Ziel: Langfristige Minimierung der Felssturzgefährdung für die B31
  • Konstruktive Einzelsicherungen / Installation von Steinschlagschutzzäunen
  • Durchführungszeitraum: z. B. ab Frühjahr 2011
  • Baubegleitung (ingenieurgeologisch, ökologisch)

Phase 3

  • Ziel: Reduktion der Felssturzgefährdung für die B31 auf Restrisikoniveau
  • Kontrolle, Wartung und Reparatur der Sicherungseinrichtungen
  • Ggf. kleinere Beräumungen und weitere Einzelsicherungen

Im Vorfeld der Felssicherungsarbeiten erfolgten umfangreiche Schutzvorkehrungen (Schotterabdeckung, Verklausungsschutz des Höllenbachs, Schutz der Brückenkappen), um die B31 vor Beschädigung durch herabstürzendes Felsmaterial zu schützen. Die Höllentalbahn blieb während der vierwöchigen Vollsperrung der B31 unter laufendem Betrieb und wurde durch installierte Stahlnetzvorhänge am Galeriebauwerk sowie bahnseits durch entsprechende Sicherungsposten abgesichert.

Steinschlagmodellierung am Hohfelsen

Darüber hinaus wurden bei mehreren Felspartien Messpunkte („Felsspione“) für vorsorgliche Kontrollmessungen hinsichtlich eventueller Felsbewegungen eingerichtet, um eine etwaige künftig zunehmende Absturzgefährdung frühzeitig erkennen zu können. Durch die erfolgreich umgesetzten (Sicherungs-) Maßnahmen konnten die bestehenden Risiken für die Straßenbenutzer auf ein akzeptables Maß (Restrisiken) reduziert werden.

Der Höllenbach (Rotbach) erwies sich im Zuge der Beräumungsarbeiten als natürlicher Auffangraum für kleinteiliges Sturzmaterial. Ein Großteil der abgetragenen Felsmassen wurden im Anschluss unterhalb der Steilwand, nahe des ehemaligen Kiosks, zu einem Wall aufgeschüttet, welcher einen passiven Schutzraum für allfälligen Steinschlag aus der Steilwandkulisse begrenzt.

Nach Beseitigung aller temporären Schutzabdeckungen zeigte sich die Fahrbahn der B31 einschließlich der Kappe über den Höllenbach als unversehrt.

 

Zu sehen ist eine Felswand, die oberhalb bewaldet ist. Etwa auf der Hälfte des Felsens befindet sich ein Zaun, der sich fast über die gesamte Länge des Felsen zieht.
Hohfelsen nach Beräumung
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