Neben den bekannten Schauhöhlen gibt es auf der Mittleren Schwäbischen Alb im Raum Reutlingen/Bad Urach/Laichingen zahlreiche weitere Karsthöhlen unterschiedlichster Größenordnung, die einen Besuch lohnen.
Etwa auf halbem Weg zwischen Lichtenstein-Honau und der Nebelhöhle befindet sich das Goldloch in den gebankten Kalken der Untere-Felsenkalke-Formation (Mittlerer Oberjura). Der Name geht auf einen größeren Goldmünzenfund im Jahre 1778 zurück. Nach dem Eingangsteil von rund 10 m Länge erreicht man eine stattliche Halle von ca. 15 m Länge, 10 m Breite und 5–6 m Höhe, an deren Ende mehrere große Tropfsteine aufragen (Stalagmite).
Unterhalb der Ruine Hohenwittlingen bei Bad Urach-Wittlingen liegt die Schillerhöhle oder das Schillingsloch („Tulkahöhle“ im Jugendroman „Rulaman“ von D. F. Weinland). Man erreicht sie durch eine kleine Naturbrücke (Höhlenruine). Die Höhle war während unruhiger Zeiten oft Zuflucht für die damalige Bevölkerung. Den zeitweiligen Aufenthalt vorzeitlicher Menschen belegen Funde von Tierknochen sowie ein menschlicher Schädel, die bei Ausgrabungen Mitte des 19. Jahrhunderts gefunden wurden. Die Höhle weist eine Länge von ca. 120 m auf und entstand im Oberen Massenkalk des Oberjuras (Oberjura-Schwammkalkfazies). Sie führt etwa 120 m leicht schräg bergab nach Westsüdwesten und erweitert sich dabei mehrfach zu größeren Hallen. Von Mitte November bis Mitte Mai ist die Höhle zum Schutz der Fledermäuse verschlossen.
An der Neuffener Steige, oberhalb des „Blauen Ranks“, 2,5 km südöstlich von Neuffen, öffnet sich die Barnberghöhle am Fuß eines Kalksteinfelsens in der Untere-Felsenkalke-Formation (Mittlerer Oberjura). Sie weist eine Länge von ca. 46 m auf. In ihr wurde ein menschlicher Schädel entdeckt, außerdem Artefakte aus dem ausgehenden Magdalénien (Jungsteinzeit). Die Barnberghöhle ist auch eine Station des Lehrpfads Gustav-Ströhmfeld-Weg.
Die Falkensteiner Höhle, 1,3 km südwestlich von Grabenstetten, ist eine der längsten der bekannten Höhlen der Schwäbischen Alb, sie wurde auf über 5000 m Länge erforscht. Ihr mächtiges Höhlenportal öffnet sich in der Untere-Felsenkalke-Formation des Oberjuras. Die Befahrung dieser Höhle ist durch den Höhlenbach und mehrere Syphons erschwert und ausschließlich geübten Höhlentauchern möglich. Nur der vordere Höhlenbereich ist frei zugänglich.
Die Gustav-Jakob-Höhle (auch Hofenhöhle) östlich von Grabenstetten befindet sich in den Kalksteinen der Obere-Felsenkalke-Formation (Mittlerer Oberjura) knapp 17 m unterhalb der Hangkante und ca. 100 m südwestlich der Ruine Hofen – man erreicht den 4 m breiten und 2,5 m hohen Eingang über einen schmalen Pfad. Sie verläuft unter der Bergnase des Burgbergs der Ruine Hofen hindurch und hat ca. 13 m unterhalb der Traufkante einen weiteren Eingang. Es handelt sich somit um eine Durchgangshöhle, und zwar mit 427 m Länge um die längste Durchgangshöhle der Schwäbischen Alb. Die Entdeckung erfolgte erst 1936; die Befahrung der engen Höhle war zunächst sehr beschwerlich, später wurde sie künstlich erweitert. Die Gustav-Jakob-Höhle weist mehrere Hallen mit schönem Sinterschmuck auf.
Die Heimensteinhöhle befindet sich an der Traufkante 2 km südwestlich von Neidlingen, in Kalksteinen der Untere-Felsenkalke-Formation (früher Weißjura delta). Sie liegt am östlichen Ende eines fast 1 km langen Felsensaums. Es handelt sich um eine Durchgangshöhle mit lokal gut ausgebildetem Flusshöhlenprofil, mit Auskolkungen und Wasserstandsmarken. Die Länge der Höhle beträgt etwa 80 m.
Im Wald bei Westerheim, knapp 200 m südwestlich der Schertelshöhle öffnet sich im Unteren Massenkalk des Oberjuras der portalartige Eingang zum 55 m langen Steinernen Haus. Insbesondere im Sommer ist die Höhle kalt, da der Höhlengang bergwärts abfällt (Eiskeller-Typ). Aus der Höhle werden Funde der Jungsteinzeit und Bronzezeit erwähnt.
Ein beschilderter Weg verläuft von der Straße Feldstetten–Laichingen zum im Wald befindlichen Hohlen Stein ca. 2,5 km südwestlich von Laichingen. Ein flach gewölbter Zugang von 12 m Breite und 3 m Höhe führt am Südrand einer Felsnische, welche möglicherweise den Rest eines Einbruchstrichters darstellt, zu einer ebenso flachen, 12 m langen und 22 m breiten Halle im Unteren Massenkalk des Oberjuras.
In der Gabelung zweier Trockentäler, dem Böttental und dem Azental, ca. 2 km nördlich von Mehrstetten befindet sich etwa 15 m über der Straße der 1,2 m hohe und 1 m breite Zugang zu einer insgesamt 17 m langen Höhle, die ebenfalls den Namen Hohler Stein trägt. Die Höhle entstand in den Kalksteinen des Oberjuras (im Grenzbereich Obere Felsenkalke-/Liegende Bankkalke-Formation, früher Weißjura epsilon/zeta). In den beiden kluftorientierten Gängen der Höhle ist der Kontakt zwischen Bankkalk- und Massenkalkfazies aufgeschlossen. Vorplatz, Zugang und vorgelagerte Halde sind mit Versturzblöcken übersät.
Weitere Informationen finden sich bei Binder und Jantschke (2003).
Externe Lexika
Wikipedia
Weiterführende Links zum Thema
- Höhlen im Landkreis Reutlingen
- Tropfsteinhöhle Goldloch bei Lichtenstein-Unterhausen
- schwaebischealbnatur.blogspot.com – Goldloch
- ARGE Grabenstetten – Schillerhöhle
- Bad Urach – Schillerhöhle
- Umweltportal Baden-Württemberg / Schillerhöhle
- Gustav-Ströhmfeld-Weg – Tafel 23 Barnberghöhle
- schwaebischealbnatur.blogspot.com – Barnberghöhle
- Bad Urach – Falkensteiner Höhle
- Grabenstetten – Falkensteiner Höhle
- ARGE Grabenstetten – Falkensteiner Höhle
- ARGE-Grabenstetten – Gustav-Jakob-Höhle
- lochstein.de – Heimensteinhöhle
- Geopark Schwäbische Alb – Steinernes Haus
Literatur
- (2003). Höhlenführer Schwäbische Alb: Höhlen – Quellen – Wasserfälle. 7., völlig neu bearb. Aufl., 286 S., Leinfelden-Echterdingen (DRW-Verlag Weinbrenner).