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Böden der Albhochfläche im Oberjura

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das fünf Horizonte umfassende, sehr steinige Profil ist etwa 60 cm tief.
Mittel tief entwickelte Braunerde-Terra fusca, aus lösslehmreicher Fließerde über verwittertem Kalkstein des Oberjuras (Oberer Massenkalk) auf der Flächenalb nördlich von Langenenslingen (q40)

Nach dem Lehrbuch verläuft die Bodenentwicklung auf Karbonatgestein vom Rohboden über den A‑C-Boden, der durch Humusakkumulation geprägten Rendzina, zur Terra fusca, die bereits einen T‑Horizont aus tonigem Lösungsrückstand der Karbonatgesteinsverwitterung besitzt. Entsprechend wurde in früheren Darstellungen das Bodenmuster der Albhochfläche auch als eine Rendzina-Terra fusca-Landschaft beschrieben (Müller, 1962, 1963a, 1974; Ostendorff, 1964). Es zeigte sich aber bei der Kartierung, dass Standorte mit typischen Rendzinen aus Karbonatgestein meist nur in stark durch Bodenerosion beeinflussten Bereichen zu finden sind und dass an anderen Stellen die Böden vielfach in äolisch beeinflussten Deckschichten entwickelt sind (vgl. Pfeffer, 2004). Wo noch ein Rest der Decklage (entspricht „Hauptlage“ nach KA5, Ad‑hoc-AG Boden, 2005a) vorhanden ist, treten entsprechend Braune Rendzinen, Braunerde-Rendzinen, Rendzina-Braunerden und Braunerden auf. Auch Terrae fuscae mit sehr tonreichen Substraten bis in den Oberboden sind nur an Erosionsstandorten zu finden. In Bereichen, in denen wenig oder keine Erosion stattgefunden hat, finden sich zweischichtige Braunerde-Terrae fuscae und Terra fusca-Braunerden. Der unter der Decklage folgende, z. T. mehrere dm mächtige Rückstandston kann nicht ausschließlich im Holozän entstanden sein. Nach Bilanzierungen von Werner (1958) können sich seit dem Ende der Würmkaltzeit auf anstehendem Kalkstein nur wenige Zentimeter Lösungsrückstand gebildet haben. Vielmehr handelt es sich bei dem Substrat der mittel bis tief entwickelten Terrae fuscae um meist periglazial umgelagertes Paläobodenmaterial. Außerdem weisen Tongehalte von oft weniger als 70 % darauf hin, dass dem Rückstandston äolisches Fremdmaterial beigemengt wurde.

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das vier Horizonte umfassende Profil ist 50 cm tief.
Mittel tief entwickelte Braunerde-Terra fusca aus geringmächtiger lösslehmhaltiger Fließerde über Fließerde aus Rückstandston der Kalksteinverwitterung des Oberjuras (Unterer Massenkalk) auf der Kuppenalb bei Engstingen (q14)

Da unter einer glatten Geländeoberfläche die Tiefenlage der sog. Lösungsfront der Karbonatgesteinsverwitterung sehr stark schwanken kann, ist für weite Bereiche der kuppigen und welligen Gebiete auf Massenkalk ein engräumiger Bodenwechsel typisch. So kann in Karstspalten metertiefer Rückstandston liegen, während sich direkt daneben auf dichtem, schwer verwitterbarem Kalkstein nur eine flach entwickelte Rendzina befindet. In Fließerden aus umgelagertem Rückstandston (Basislagen) ist z. T. altes Bodenmaterial aus Karstspalten aufgearbeitet (Bleich, 2000). Sie haben eine lückenhafte Verbreitung und schwanken stark in ihrer Mächtigkeit. Dasselbe gilt für die überlagernden lösslehmhaltigen Deckschichten. Das daraus resultierende Bodenmosaik konnte für den Zielmaßstab 1 : 50 000 nicht auskartiert werden, weshalb die vorkommenden Böden in einer Sammeleinheit (q14) zusammengefasst wurden. Die Kartiereinheit (KE) besitzt eine weite Verbreitung und nimmt zusammen mit den veränderten Bereichen in KE q14a insgesamt 38 % der Gesamtfläche der Bodengroßlandschaft außerhalb der Siedlungsbereiche ein. Flach‑ und mittelgründige Böden herrschen vor. Auf der Kuppenalb war dabei oft festzustellen, dass die Böden an den Schatthängen tiefer entwickelt sind als an den Sonnhängen.

Panoramabild einer sehr welligen und hügeligen Ackerlandschaft mit Waldzungen auf den Kuppen mittig und rechts.

Kuppenalb-Landschaft zwischen Römerstein-Zainingen und Römerstein-Donnstetten (hinten rechts)

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das vier Horizonte umfassende Profil ist über 80 cm tief.
Mittel tief entwickelte, lessivierte Braunerde-Terra fusca an einem schwach geneigten Hang auf der Flächenalb östlich von Gammertingen (q40)

Mit KE q40 wurden schließlich Bereiche abgegrenzt, in denen auf größerem Raum mittel und örtlich mäßig tief entwickelte Terrae fuscae und Braunerde-Terrae fuscae vorkommen. Das Verbreitungsgebiet von Einheit q40 ist stark an das Relief gebunden und beschränkt sich auf sehr schwach bis schwach geneigte Hänge, Hangverflachungen, flache Mulden, Verebnungen und Sattellagen. Die großen Hauptvorkommen liegen demnach im Flachrelief der Flächenalb. Hinzu kommen zahlreiche kleinflächige Vorkommen auf der Kuppenalb. Am Südrand der Flächenalb zwischen Sigmaringen und Zwiefalten wurden an mehreren Stellen Braunerde-Terrae fuscae kartiert, die nur flach entwickelt sind (q110). Im selben Gebiet finden sich stellenweise auch tief entwickelte Terrae fuscae und Braunerde-Terrae fuscae, die in Einheit q85 zusammengefasst wurden. Als Folge des ehemaligen Bohnerzabbaus treten in diesen Bereichen auch Auftragsböden und gestörte Geländeoberflächen auf.

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist über 1,20 m tief.
Kolluvium über Parabraunerde-Braunerde aus holozänen Abschwemmmassen über Lösslehm auf der Kuppenalb bei Engstingen (q53)

Ein großer Teil der Albhochfläche wird von Trockentalmulden und Karstwannen eingenommen, in denen sich durch Bodenerosion abgeschwemmtes Bodenmaterial angesammelt hat. Dieses ist in den breiteren Hohlformen in der Regel nur geringmächtig und wird von Böden aus Rückstandston oder aus lösslehmreichen Deckschichten unterlagert (Kolluvium über Terra fusca, Kolluvium über Parabraunerde, q53). Örtlich lagern die Abschwemmmassen auch auf Kalksteinschutt und Karbonatgestein. In den großen, nahezu ebenen Karstsenken tritt z. T. ein überraschend kleinräumiger Bodenwechsel auf, der auf Mächtigkeitsunterschiede der holozänen und pleistozänen Deckschichten zurückzuführen ist, die ein altes Paläorelief überdecken. In den schmaleren Trockentalmulden sind die Abschwemmmassen häufig mächtiger und werden von steinigen Fließerden und Kalksteinschutt unterlagert. Es dominieren mäßig tiefe und tiefe, z. T. kalkhaltige Kolluvien (q46). Überwiegend kalkhaltig und Karbonatgesteinsschutt führend sind die Kolluvien in schmalen, oft hängigen Muldentälchen sowie in den Tiefenbereichen tief eingeschnittener Trockentäler mit steilen Hängen. Die dort vorherrschende KE q47 ist auch in Hangfußlagen der größeren Täler sowie in Trockentalsystemen im Bereich stark erodierter Böden (q5, q6) auf der Westalb verbreitet. Einzelne flache Mulden und Muldenrandbereiche, in denen sehr geringmächtige Abschwemmmassen direkt auf Karbonatgestein oder Gesteinsschutt lagern, wurden in KE q55 abgegrenzt. Die dort verbreiteten mittel tiefen Kolluvien wechseln mit Ackerrendzinen, deren Pflughorizont aus umgelagertem Bodenmaterial besteht.

Blick über weite, dunkelbraune Äcker, die bis zum Hintergrund reichen. Dort schließt sich eine tiefer liegende, begrünte Landschaft an mit bewaldetem Hügel links und einem zweiten, von Gebüsch durchsetzten Hügel rechts.
Albhochfläche bei Münsingen

Die Kolluvien in den Muldentälern und Hangfußlagen der Mergelgebiete sind i. d. R. tonreicher als im Kalksteingebiet und oft karbonathaltig (q48, q57, q58). Mancherorts werden die Kolluvien von Pelosolen aus umgelagertem Verwitterungston unterlagert (q57), so z. B. in den Muldentälern zwischen Burladingen und Sonnenbühl, bei Münsingen-Trailfingen oder bei Schwenningen. In den Böden sind stellenweise schwache Staunässemerkmale erkennbar. Auffallend sind örtlich auch schwarze, fossile Humushorizonte in den tonigen Unterböden. Eine Besonderheit sind die vernässten Böden in der Talanfangsmulde der Schmiecha bei Albstadt-Onstmettingen (Kolluvium-Gley q75; Anmoorgley, Humusgley und Moorgley q79). Sie liegen am Fuß von Hängen mit Quellaustritten im Niveau der Impressamergel-Formation in unmittelbarer Nähe zum Albtrauf. In der Talmulde wurde im 19. Jh. Torf abgebaut (Göttlich, 1979b). Auch der Talanfang der Oberen Bära bei Meßstetten-Tieringen ist vermoort (q80). Neben meist vererdetem Niedermoor aus geringmächtigem Torf treten Moorgleye und Humusgleye auf. Das Grundwasser ist allerdings größtenteils künstlich abgesenkt.

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das fünf Horizonte umfassende, unten sehr steinige Profil ist 50 cm tief.
Mittel tief entwickelte Rendzina auf verwittertem Kalkstein der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation (q33)

Die Vorkommen dieser schwarzen Böden scheint an das Vorkommen eines Flachreliefs und an mergelreiche Bankkalke gebunden zu sein, deren Verwitterungston weniger wasserdurchlässig ist als die Böden auf reinem Kalkstein. Dies könnte im Spätglazial oder Frühholozän bei gleichzeitiger Ausschaltung der Karstdrainage durch Boden‑ und Spalteneis zu Staunässe und Humusakkumulation geführt haben. Allerdings sind in den heutigen Bodenprofilen keine Staunässemerkmale feststellbar. Auch Müller (in Bleich et al. 1982, S. 81) hält eine Humifizierung im Alleröd und eine spätere Überdeckung für möglich. Außerdem weist er auf einen Fund von Sumpf-Bärlapp-Pollen nordwestlich von Nellingen (q51) hin, die auf eine einstige Vermoorung hindeuten. Mit den schwarzen Böden des Heufelds bei Burladingen-Salmendingen hat sich zuletzt ausführlich Seemann (2014) befasst. Dieser sieht als Ursache für die schwarz gefärbten Böden überwiegend die holozäne Verlagerung von Verwitterungsmaterial der dunkel gefärbten Mergel der Lacunosamergel-Formation an. Weitere Ausführungen zu den schwarzen Böden der Albhochfläche finden sich bei Schall (1964, S. 129 ff.), Müller in: Franz et al. (1987, S. 110 f.), Müller in: Schweizer & Franz (1994, S. 87) und Wacker in: Schädel (1990, S. 52).

  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Grünland. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist etwa 90 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist über 1 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das drei Horizonte umfassende, unten steinige Profil ist etwa 50 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das vier Horizonte umfassende Profil ist 50 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist 1,40 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Grünland. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das zwei Horizonte umfassende Profil ist nur 20 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist 1 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das fünf Horizonte umfassende, sehr steinige Profil ist etwa 60 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende, im unteren Drittel steinige Profil ist über 80 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist über 1,20 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das zwei Horizonte umfassende Profil zeigt schon nach 20 cm Gestein.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Grünland. Das ab 30 cm steinige Profil ist etwa 70 cm tief aufgegraben.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das sechs Horizonte umfassende Profil ist 1 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Grünland. Das in der unteren Hälfte steinige Profil ist 1,10 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das vier Horizonte umfassende Profil ist über 80 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter gebleichtem Grünland. Das sehr dunkle, im unteren Drittel mit Schutt gefüllte Profil ist 30 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das vier Horizonte umfassende, mit Gestein durchsetzte Profil ist über 60 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Grünland. Das in der unteren Hälfte rötlich braune Profil ist 1 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Das mit Steinen durchsetzte Profil ist über 1 m tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das acht Horizonte umfassende, im unteren Drittel steinige Profil ist 90 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Grünland. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das zwei Horizonte umfassende Profil führt nach 20 cm Gestein.
  • Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das drei Horizonte umfassende, Gestein führende Profil ist 45 cm tief.
  • Das Foto zeigt ein unter umgestürzten Bäumen liegendes Bodenprofil. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das vier Horizonte umfassende Profil ist 70 cm tief.
Das Bild zeigt eine blühende grüne Wiese mit dunkleren Stellen im Mittelgrund. Angrenzend weitere Grünflächen sowie bewaldete Hänge.

Stärker vernässte Böden treten auf der Hochfläche der Mittleren Alb normalerweise nur über wasserstauenden Vulkaniten auf. Eine Ausnahme stellt ein kleinflächiges Vorkommen von KE q45 im Gewann „Binsenlache“ südöstlich von Lenningen-Schopfloch dar. Es handelt sich dort um eine mit Lehm abgedichtete Doline (Krautter, 1995, S. 68).

Literatur

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  • Werner, J. (1958). Zur Kenntnis der Braunen Karbonatböden (Terra fusca) auf der Schwäbischen Alb. – Arbeiten aus dem Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Stuttgart, N. F. 16, S. 1–94.
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