Am Ostrand von Gerstetten-Heldenfingen auf der östlichen Schwäbischen Alb ist an einer Böschung ein fossiles Kliff aus der Zeit der Oberen Meeresmolasse (Miozän) mit Bohrmuschel-Löchern aufgeschlossen. Diese Muscheln (Pholaden) bohrten sich an der ehemaligen Felsküste des Molassemeeres in den Massenkalk des höheren Oberjura. Die Bohrlöcher und die darunterliegende Hohlkehle sind noch gut zu erkennen und belegen ein Brandungskliff. Die Aufschlüsse am Kliff wurden seit dem 19. Jahrhundert von Fossiliensammlern aufgesucht und z. T. stark beeinträchtigt. Das Heldenfinger Kliff ist deshalb heute als Naturdenkmal geschützt. Es gehört außerdem zu den Geopoints des Geoparks Schwäbische Alb.
Die Klifflinie trennt die Schwäbische Alb in zwei große Landschaftsteile. Nördlich davon liegt die Kuppenalb mit ihren stark bewegten, kuppig-hügeligen Oberflächenformen (in Traufnähe schließen sich örtlich Flachlagen im Ausstrichbereich der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation an, die als Schichtflächenalb bezeichnet werden). Südlich der Klifflinie beginnt die Flächenalb. Es handelt sich um eine unter tropisch-subtropischen Verwitterungsbedingungen entstandene alttertiäre Flachlandschaft, die durch Molasseablagerungen teilweise konserviert und später wieder freigelegt wurde. Nur die Verebnungen unmittelbar unterhalb des Kliffs können z. T. als ehemalige Brandungsplattform des Molassemeeres gedeutet werden. Durch die unterschiedlich starke Hebung und Kippung der Schwäbischen Alb seit dem Rückzug des Meeres ist die Klifflinie, die nur örtlich als Kliff bzw. Geländestufe ausgebildet ist, heute deutlich geneigt. Während man sie nordöstlich von Ulm auf einer Höhe von 500–600 m NN antrifft, steigt sie im Westteil der Schwäbischen Alb bei Tuttlingen bis auf über 800 m NN an.
Weitere Informationen finden sich bei Dongus (1977), Geyer et al. (2011), Geyer & Gwinner (1984), Reiff (2004) und Rosendahl (2000).
Externe Lexika
Wikipedia
Literatur
- (1977). Die Oberflächenformen der Schwäbischen Alb und ihres Vorlands. – Marburger Geographische Schriften, 72, S. 1–486.
- (2011). Geologie von Baden-Württemberg. 5. völlig neu bearb. Aufl., 627 S., Stuttgart (Schweizerbart).
- (1984). Die Schwäbische Alb und ihr Vorland. – 3. überarb. Aufl., Sammlung geologischer Führer, 67, 298 S., Berlin – Stuttgart (Borntraeger).
- (2004). Erläuterungen zu Blatt 7326 Heidenheim. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 223 S., 3 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
- (2000). Im Wellenschlag des Tertiärs. – Das Heldenfinger Kliff. – Fossilien, 17(3), S. 177–180.