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Schwarzwälder Granite und Granitporphyre, Odenwälder Granit und Granodiorit

Nahaufnahme einer glitzernden, kristallinen Gesteinsoberfläche. Farbe grau mit kleinen rötlichen Sprenkeln. Eine Euro-Münze links dient als Größenvergleich.
Nahaufnahme eines Bühlertal-Granits
Farbig angelegte Übersichtskarte der Schwarzwaldregion mit verschiedenen Granitvorkommen, wie Forbach-Granit oder Triberg-Granit.
Übersichtskarte über die Granitvorkommen im Schwarzwald

Zu den Nordschwarzwälder Graniten zählen der Friesenberg-, Bühlertal-, Forbach-, Raumünzach-, Wildbad-, Sprollenhaus-, Oberkirch- und Seebach-Granit. Der Zweiglimmergranit des Bühlertals und der biotitführende Oberkirch-Granit reichen entlang der Schwarzwaldrandstörung von Baden-Baden im Nordwesten bis Oberkirch im Süden. Nach Osten folgen der Forbach- bzw. ­Raumünzach- und der Seebach-Granit, die im Nordschwarzwälder Granitmassiv die größte Fläche einnehmen und nach Osten unter die Sedimentgesteine der Buntsandstein-Formation abtauchen. In weiten Bereichen sind diese Granitvarietäten nur in den tief eingeschnittenen Tälern der Murg und Acher sowie ihrer Nebenflüsse aufgeschlossen.

Im Mittleren Schwarzwald, in dem metamorphe Gesteine überwiegen, treten im Bereich des unteren Kinzigtals der Mollenkopf- und Nordrach-Granit auf. Die größte Fläche nehmen jedoch im östlichen Teil des Mittleren Schwarzwalds der Triberg-, Kienbach- und der Eisenbach-Granit ein. Wie die Granitvorkommen im Nordschwarzwald werden auch sie nach Osten von Sedimentgesteinen des Rotliegenden und Buntsandsteins überlagert.

Nahaufnahme einer Gesteinsoberfläche, Farbe grau bis dunkelgrau mit weißen Spitzen. Links unten liegt eine Cent-Münze.
Glimmerdiorit: Steinbruch Fröhnd im Wiesental
Blick auf mehrere teils flache, teils würfelförmige graue Steinblöcke in einem Steinbruch. Im Hintergrund arbeitet ein Bagger vor einer Gesteinswand.
Granitrohblöcke aus Raumünzach-Granit

Die Granite und Granitporphyre des Odenwalds werden heute hauptsächlich zur Gewinnung von Material für den Verkehrswegebau und zur Hang- und Uferbefestigung abgebaut. Die Gesteine werden zu Schottern und Splitten aufbereitet sowie zu Wasserbau- und Mauersteinen formatiert. Daneben erbrachten die Erhebungen zum Rohstoffbericht 2006 ­(­LGRB, 2006b), dass bis Ende der 1990er Jahre die meisten Brüche im Granit oder Granitporphyr auch Werksteine produziert haben. Die Nachfrage ging dann aufgrund der hohen Kosten und der günstigeren Angebote aus dem Ausland stark zurück.

Geeignete Rohblöcke für die Bearbeitung durch Steinmetze und Bildhauer können vor allem folgende Granitbrüche liefern: Bühlertal (Bühlertal-Granit), Forbach, Forbach-Raumünzach (Raumünzach-Granit), Waldulm-Renchen (Oberkirch- und Kappelrodeck-Granit), Seebach (Seebach-Granit), Schramberg, Hornberg-Niederwasser, Tennenbronn (Triberger Granit), Tegernau, Malsburg-Marzell (Malsburg-Granit) und Görwihl-Niederwihl (Albtal-Granit) sowie die Granitporphyrbrüche bei Waldshut-Tiengen.

Geologisches Alter, Entstehung

Dreiteilige Grafik mit der Platznahme von Granit in Gneisen und Anatexiten des Schwarzwaldes während des Oberkarbons (I) sowie nach Abtragung (II). Die dritte Grafik zeigt Verwitterungsprozesse bei Granit.
Schematische Darstellung des Granits von der Intrusion bis zur Vergrusung

Große Granitplutone treten vor allem im Nord- und Südschwarzwald auf. Der Zentralschwarzwald besteht vornehmlich aus Metamorphiten, doch von Osten her greift der Triberger Granit weit in die Metamorphite ein. Die verschiedenen Granittypen gehen auf die Aufschmelzung von Krustenmaterial, insbesondere von Metamorphiten vom Typ der Gneise und Anatexite zurück, was anhand von geochemischen Untersuchungen festgestellt werden konnte (z. B. Emmermann, 1977). Da das aufgeschmolzene Material eine geringere Dichte als die umgebenden Gesteine besaß, kam es zum Aufstieg der Schmelzen in höhere Bereiche der Erdkruste. Im Bereich des Schwarzwalds stiegen die granitischen Schmelzen durch die metamorphen Decken aus Gneisen und Anatexiten auf. Während des Aufstiegs kühlte das Magma langsam ab, das Gestein kristallisierte aus. Mit der Kristallisation und dem Ausgleich des Dichteunterschieds blieben die Granite als unregelmäßig geformte Gesteinskörper, die mehrere Zehnerkilometer Durchmesser erreichen können, in der Kruste stecken. Zudem können die granitischen Intrusionen viele Kilometer in die Tiefe reichen.

Das Bild zeigt eine Auftürmung von mehreren großen Gesteinsblöcken im Wald. Das Gestein ist mittel- bis dunkelgrau, im Vordergrund befinden sich Büsche, im Hintergrund Nadelbäume.
Wollsackverwitterung: typische Verwitterungsform granitischer Plutonite

Die enge Durchklüftung der Granite macht die Gesteine anfälliger für die physikalische und chemische Verwitterung. Bei der Wollsackverwitterung (s. schematische Darstellung einer Granitintrusion) greift die chemische Zersetzung der Feldspäte und Biotite sowie die Frostsprengung von den Klüften aus das Gestein an. Bei diesem Prozess bilden sich die für Granitgebiete typischen Felsen aus gerundeten Blöcken, die sog. Wollsäcke. Das bei der Verwitterung entstehende sandige Lockermaterial wird Granitgrus genannt und besteht hauptsächlich aus widerstandsfähigem Quarz. Wegen der Vergrusung sind große Granitareale für die Gewinnung von Naturwerksteinen bzw. von Baustoffen für den Verkehrswegebau nur wenig geeignet. Im frischen Zustand besitzen die Schwarzwälder Granite eine gleichmäßige und enge Kornverzahnung, was sie zu einem idealen, gut polierfähigen Naturwerksteinmaterial macht.

  • Farbig angelegte Übersichtskarte der Schwarzwaldregion mit verschiedenen Granitvorkommen, wie Forbach-Granit oder Triberg-Granit.
  • Farbig angelegte geologische Karte des südlichen Odenwalds und angrenzender Regionen. Zu finden sind unter anderem Heidelberg-Granit und Tromm-Granit.
  • Farbige Übersichtskarte, die das Vorkommen von Granit im Nordschwarzwald zeigt.
  • Geologische Übersichtskarte mit farbiger Darstellung der Granitvorkommen im Mittleren Schwarzwald bei Lahr.
  • Farbig angelegte geologische Karte der Region Südschwarzwald mit zahlreichen Granitvorkommen, wie Bärhalde-Granit und Mambach-Granit.
  • Dreiteilige Grafik mit der Platznahme von Granit in Gneisen und Anatexiten des Schwarzwaldes während des Oberkarbons (I) sowie nach Abtragung (II). Die dritte Grafik zeigt Verwitterungsprozesse bei Granit.
  • Nahaufnahme einer Gesteinsoberfläche, Farbe grau bis dunkelgrau mit weißen Spitzen. Links unten liegt eine Cent-Münze.
  • Nahaufnahme einer glitzernden, kristallinen Gesteinsoberfläche. Farbe grau mit kleinen rötlichen Sprenkeln. Eine Euro-Münze links dient als Größenvergleich.
  • Blick in einen Steinbruch: Das hellbeige bis hellgraue Gestein ist stark geklüftet, dabei stehen die Klüfte sehr steil. Zwischen den Felswänden befindet sich - halb verdeckt - ein gelber Bagger.
  • Blick auf mehrere teils flache, teils würfelförmige graue Steinblöcke in einem Steinbruch. Im Hintergrund arbeitet ein Bagger vor einer Gesteinswand.
  • Blick auf flächiges, dunkles Gestein (links und oben) sowie bröckeliges, hellgraues Gestein (rechts sowie unten). Eine eingezeichnete schmale, diagonale Linie markiert die Grenze zwischen Grundgebirge und überlagernden Sedimentgesteinen.
  • Das Bild zeigt eine Auftürmung von mehreren großen Gesteinsblöcken im Wald. Das Gestein ist mittel- bis dunkelgrau, im Vordergrund befinden sich Büsche, im Hintergrund Nadelbäume.

Literatur

  • Altherr, R., Henes-Klaiber, U., Hegner, E., Satir, M. & Langer, C. (1999). Plutonism in the Variscan Odenwald (Germany): from subduction to collision. – International Journal of Earth Schiences, 88, S. 422–443.
  • Emmermann, R. (1977). A Petrogenetic Model for the Origin and Evolution of the Hercynian Granite Series of the Schwarzwald. – Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen, 128/3, S. 219–253.
  • Henes-Klaiber, U. (1992). Zur Geochemie der variskischen Granite des Bergsträßer Odenwaldes. – Diss. Univ. Karlsruhe, 264 S., Karlsruhe. [unveröff.]
  • Hess, J. C., Hanel, M., Arnold, M., Gaiser, A., Prowatke, S., Stadler, S. & Kober, B. (2000). Variscan magmatism at the northern margin of the Moldanubian Vosges and the Schwarzwald, I. Ages of intrusion and cooling history. – Berichte der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft. Beihefte zum European Journal of Mineralogy, 12, S. 79.
  • Kreuzer, H. & Harre, W. (1975). K/Ar-Alterbestimmungen an Hornblenden und Biotiten des Kristallinen Odenwalds. – Amstutz, G. C., Meisl, S. & Nickel, E. (Hrsg.). Mineralien und Gesteine im Odenwald, S. 71–77 (Aufschluss Sonderbd., 27). [2 Abb.]
  • Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (2006b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2006 – Gewinnung, Verbrauch und Sicherung von mineralischen Rohstoffen. – LGRB-Informationen, 18, S. 1–202, 1 Kt.
  • Leyk, H.-J., Goll, M. & Lippolt, H. J. (2001). A muscovite age of a contact metamorphic gneiss from the SW Bergsträsser Odenwald/Germany. – Mineralogy and Petrology, 72, S. 133–144.
  • Lippolt, H. J., Schleicher, H. & Raczek, I. (1983). Rb-Sr systematics of Permian volcanites in the Schwarzwald (SW-Germany). – Contributions to Mineralogy and Petrology, 84, S. 272–280.
  • Lüschen, E., Wenzel, F., Sandmeier, K.-J., Menges, D., Rühl, T., Stiller, M., Janoth, W., Keller, F., Söllner, W., Thomas, R., Krohe, A., Stenger, R., Fuchs, K., Wilhelm, H. & Eisbacher, G. (1987). Near-vetical and wide-angle seismic survey in the Black Forest, SW Germany. – Geophysical Journal International, 62, S. 1–30.
  • Rittmann, K. L. (1984). Argon in Hornblende, Biotit und Muskovit bei der geologischen Abkühlung – 40Ar/39Ar-Untersuchungen. – Diss. Univ. Heidelberg, 282 S., Heidelberg. [unveröff.]
  • Schaltegger, U. (2000). U-Pb geochronology of the Southern Black Forest Batholith (Central Variscan Belt): timing of exhumation and granite emplacement. – International Journal of Earth Schiences / Geologische Rundschau, 88, S. 814–828. [5 Abb.]
  • Schleicher, H. (1978). Petrologie der Granitporphyre des Schwarzwaldes. – Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen, 132/2, S. 153–181. [13 Abb., 3 Tab.]
  • Stein, E. (2001a). Die magmatischen Gesteine des Bergsträßer Odenwalds und ihre Platznahme-Geschichte. – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N. F. 83, S. 267–283. [2 Abb.]
  • Wickert, F., Altherr, R. & Deutsch, M. (1990). Polyphase Variscan tectonics and metamorphism along a segment of the Saxothuringian-Moldanubian boundary: the Baden-Baden Zone, northern Schwarzwald (F.R.G.). – Geologische Rundschau, 79, S. 627–647. [10 Abb., 4 Tab.]
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