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Grundwasservorkommen und Aquiferkennwerte

In der Hydrogeologischen Region Mittlere Alb gibt es sowohl Festgesteins- als auch Lockergesteinsgrundwasserleiter, in denen Grundwasser in unterschiedlicher Menge und hydrochemischer Beschaffenheit vorkommen kann. Die Aquiferkennwerte charakterisieren die hydraulischen Eigenschaften dieser Gesteine.

Die Verbreitung des obersten Grundwasserleiters

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt

Der speichernutzbare Hohlraumanteil ne wurde aus dem Entleerungsverhalten ausgedehnter Quelleinzugsgebiete mit ausreichender Grundwassermessstellendichte abgeschätzt (Strayle, 1970; Villinger, 1977). Er entspricht im ungespannten Zustand dem Speicherkoeffizienten S. Nach Strayle (1970) beträgt das nutzbare Hohlraumvolumen auf der Mittleren Alb zwischen Schmiecha-, Fehla- und Laucherttal zwischen 1,8 % und 3,3 % des Gesteinsvolumens. Villinger (1977) kam für das Gebiet auf einen mittleren Wert von 2 %. Dasselbe Verfahren liefert für das Einzugsgebiet der Buchbrunnenquelle im Egauwasserwerk der Ostalb, wie auch für andere Einzugsgebiete auf der Schwäbischen Alb einheitlich Werte um ne = 2 % (Schloz, 1984a).

Das angewandte Verfahren liefert nur Werte für das nutzbare Hohlraumvolumen im Schwankungsbereich der heutigen Karstwasseroberfläche. Villinger (1977) nimmt an, dass das nutzbare Hohlraumvolumen erst unterhalb der vorrißzeitlichen Karstwasseroberfläche und dem entsprechenden Verkarstungsniveau abnimmt. Er geht davon aus, dass dies in der Nähe der Donau bzw. ihres vorrißeiszeitlichen Verlaufs in mindestens 60 m Tiefe unter dem heutigen Donauniveau der Fall sein dürfte. Die Tiefe verringert sich mit zunehmender Entfernung von der Donau nach Norden unter dem jeweiligen lokalen Vorflutniveau. Villinger (1977) vermutet, dass das nutzbare Hohlraumvolumen im tiefphreatischen Bereich abnimmt und unter der Verkarstungsuntergrenze gegen Null geht.

Während also für den Bereich nördlich der Donau für den gesamten Aquifer ein nutzbares Hohlraumvolumen von 1,5 % bis 2 % anzunehmen ist, dürfte es in der Überdeckten Zone südlich der Donau im Durchschnitt deutlich geringer sein. Dort tritt nämlich der hochphreatische Bereich und der vados-phreatische Grenzbereich nur randlich auf. Villinger (1977) nimmt hier Werte von vielleicht 1 % oder 0,5 % an.

Blick auf eine Messgrafik, die für den Oberjura-Karstgrundwasserleiter die statistische Verteilung der Transmissivitäts-Werte mittels unterschiedlich hoher Balken aufzeigt.

Statistische Verteilung der Transmissivitäts-Werte für den Oberjura-Karstgrundwasserleiter (Datenquelle: HGE, 2003a)

Blick auf ein farbiges Diagramm, das die Häufigkeit von Abstandsgeschwindigkeiten darstellt, als Ergebnis von Markierungsversuchen im Bereich der Mittleren Alb.

Häufigkeit der beobachteten Abstandsgeschwindigkeiten in Klassen von 10 m/h (HGE, 2010)

Hydrogeologisches Diagramm zum Thema Markierungsversuche im Einzugsgebiet des Blautopfs. Mehrere farbige Symbole zeigen die Entfernung der Eingabestellen sowie die ermittelten Abstandsgeschwindigkeiten an.

Maximale Abstandsgeschwindigkeit und Entfernung zwischen Eingabestelle und Wiederaustritt am Beispiel des Blautopfs (Selg & Schwarz, 2009)

Hydrogeologisches Diagramm, das die statistische Verteilung der Transmissivitäts-Werte für die pleistozänen Donaurinnen zeigt.

Statistische Verteilung der Transmissivitäts-Werte für die pleistozänen Donaurinnen

Hydrogeologische Ergiebigkeitsdiagramme von Brunnen aus der Mittleren Alb, mit Entnahmemenge und gemessener Absenkung nach je sechs Stunden Pumpzeit.

Ergiebigkeitsdiagramme von Brunnen zwischen Sigmaringen und Riedlingen, die aus den Rinnenschottern fördern (gemessene Absenkung [m] in Abhängigkeit von der Entnahmerate [l/s], nach Villinger (1985)).

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Farbige Grafik der Geologie von Bad Überkingen, dargestellt als Säulenprofil, mit isotopenhydrologischen Kenndaten.

Geologisches Säulenprofil für den Standort Bad Überkingen mit isotopenhydrologischen Kenndaten (Prestel & Schloz, 2011).

Zwei farbige Grafiken der Geologie von Bad Ditzenbach, dargestellt als Säulenprofile, mit hydrogeologischen (links) und isotopenhydrologischen Kenndaten (rechts).
Geologisches Säulenprofil für den Standort Bad Ditzenbach mit hydrogeologischen (links) und isotopenhydrologischen Kenndaten (rechts), (Prestel & Schloz, 2011)
Blick auf einen farbigen hydrogeologischen Längsschnitt, von Trochtelfingen bis nach Kirchheim/Teck. Links ist die Lage des Sauerwasserbrunnens Kleinengstingen eingezeichnet.
Hydrogeologischer Schnitt Trochtelfingen–Kirchheim/Teck

Weiterführende Links zum Thema

Literatur

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