Verbreitungsgebiet: Südlicher Oberrheingraben, Vorbergzone des Südschwarzwalds, Markgräflerland
Erdgeschichtliche Einstufung: Küstenkonglomerat-Formation (tKK), Älteres Oberrheingraben-Tertiär
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper
Der Pfaffenweiler Kalksandstein, benannt nach der Hauptlokalität des früheren Abbaus, ist ein Kalksandstein (Arenit), der sich für hochwertige, filigrane Bildhauerarbeiten eignet (Werner et al., 2013). Die überwiegend grobklastischen Gesteine der Küstenkonglomerat-Formation, in die er eingeschaltet ist, entstanden entlang der Grabenränder während der raschen Heraushebung des Grundgebirges und der damit einhergehenden Abtragung der Deckgebirgsschichten aus Gesteinen von Jura und Trias. In den oligozänen Ablagerungen am östlichen Grabenrand (Markgräflerland) ist vor allem Abtragungsschutt aus dem Mittel- bzw. Braunjura enthalten; Hauptgemengteil der Kalksandsteine ist zu Sand aufgearbeiteter Hauptrogenstein-Schutt. Der Kalksandstein wechsellagert und verzahnt sich auf kurzer Distanz mit groben Konglomeraten. Es treten daher neben feinen Sandsteinen sämtliche Übergänge in Form von grobkörnigen und geröllführenden, plattigen bis bankigen, mergeligen Schuttkalken auf.
Aufgrund dieser Entstehung treten die Kalksandsteine daher selten, meist in kleinen Vorkommen mit Bankmächtigkeiten von wenigen Metern auf. Für die Gewinnung nachteilig wirkt sich aus, dass Kalkkonglomerate und Kalkmergel mengenmäßig stark gegenüber den bankigen Kalksandsteinen dominieren. Der im Alttertiär am östlichen Grabenrand entstandene Sandstein wurde tektonisch kaum überprägt; er weist meist nur weitständige Klüftung und eine geringfügige Verkippung der Schichten auf. Eine Abgrenzung von wirtschaftlich gewinnbarem, naturwerksteinfähigem Material richtet sich nach Gesteinsqualität (Zusammensetzung, Kornbindung), nutzbarer Mächtigkeit, Bankstärken, Rohblockgrößen und Abraummächtigkeit.
Gestein
Der Kalksandstein (Arenit) ist ein fein- bis mittelkörniges, klastisches Sedimentgestein, in dem Detritus aus unterschiedlich gut gerundeten Kalksteinkörnchen und Kalkschalenbruchstücken enthalten ist. Die Körner sind durch einen calcitischen, mikritischen bis sparitischen Zement gebunden, der nach dem Trocknen der Rohblöcke hohe Festigkeit und Witterungsbeständigkeit erreicht. Es treten auch Einschaltungen von abgerollten Kalksteinbruchstücken im Fein- bis Grobkiesbereich auf. Je nach Eisengehalt und Korngröße kann die Färbung zwischen gelbgrau, ockerbraun und hellbraun variieren.
Petrographie
Die Kalksandsteine bestehen mineralogisch aus 60–90 % Calcit (lagenweise auch weniger), 10–40 % Quarz und wenige Prozent von Dolomit und Tonmineralen, akzessorisch treten Turmalin, Rutil und Apatit auf. Kornaufbau und Bindemittel: 91 % Komponenten, 4 % Bindemittel, 5 % sichtbarer Porenraum. Das Bindemittel ist karbonatisch, z. T. auch tonig-ferritisch. Sichtbarer Porenraum: recht homogen verteilt; Porengröße durchschnittlich 0,06 mm. Die sichtbaren Komponenten bestehen bei Proben von Pfaffenweiler aus: Karbonatbestandteilen wie Mikrite, Mikrosparite, algenumkrustete Körner, Onkoide und Biogene: 87nbsp;%, Quarz 11 %, Gesteinsbruchstücke 2 % (Lukas, 1990b; Werner et al., 2013).
Mächtigkeiten
Geologische Mächtigkeit: Der Kalksandstein tritt im Wechsel und in Verzahnung mit groben Kalksteinkonglomeraten, konglomeratischen Kalksteinen und grauen bis graurötlichen Kalkmergeln auf. Die Gesamtmächtigkeit dieser Folge beträgt am Urberg und bei Pfaffenweiler rund 220 m (Groschopf et al., 1996).
Genutzte Mächtigkeit: In Pfaffenweiler wurde ein etwa 25 m mächtiger Abschnitt der Küstenkonglomerat-Formation genutzt, der zwei Werksteinhorizonte aus bankigen Kalksandsteinen enthält; sie wechsellagern mit groben Konglomeraten, dünnbankigen Kalksteinen und Kalkmergeln.
Gewinnung und Verwendung
Gewinnung: Der Kalksandstein vom Typus Pfaffenweiler wurde am südlichen Oberrhein am Schönberg bei Leutersberg, Ebringen, Wittnau und Pfaffenweiler sowie bei Zunzingen, Britzingen und Oberweiler bei Badenweiler (dort seit römischer Zeit) abgebaut. Die Meter- bis Dezimeter mächtigen Kalksandsteinbänke werden von weitständigen, senkrecht zu den Schichtungsfugen orientierten Klüften in größere Quader oder Platten zerteilt. Zwischengelagerte Kalkmergel erleichtern das händische Lösen der Blöcke. Der Kalksandstein lässt sich im bergfeuchten Zustand leicht bearbeiten. Er härtet beim Trocknen an der Luft aus.
Verwendung: Der Kalksandstein liefert neben klein- und großformatigen Bausteinen auch Blöcke für filigrane Bildhauerarbeiten. Die den Werksteinbänken zwischengelagerten, dünnbankigen und plattigen Sandsteine fanden Verwendung für Mauer- und Treppensteine sowie Fußbodenplatten. Partien mit einem höheren Anteil an Quarzsand lieferten Material für Schleifsteine. Beim Bau von Ufermauern, Straßen- und Eisenbahnbrücken fand der Kalksandstein ebenso Verwendung wie für fein ornamentierte Figuren, Torbögen, Haus- und Gartenmauern. Zahlreiche Verwendungsbeispiele sind im LGRB-Nachschlagewerk „Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung“ (Werner et al., 2013) beschrieben.
Weitere Informationen finden sie hier: Naturwerksteine aus Baden-Württemberg (2013)/Pfaffenweiler Kalksandstein
Literatur
- (1996). Erläuterungen zum Blatt Freiburg i. Br. und Umgebung. – 3. Aufl., Geologische Karte von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 364 S., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1990b). Geologie und Naturwerksteine Baden-Württembergs. – Grimm, W.-D. (Hrsg.). Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland, S. 147–162, 2 Taf., München (Arbeitsheft Bayr. Landesamt Denkmalpflege, 50). [2 Abb.]
- (2013). Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung. 765 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).