Das Weingartener Moor bildet eines der größten Moorgebiete der Oberrheinebene. Es liegt etwa 2 km südwestlich von Weingarten (Baden) im Bereich der Kinzig-Murg-Rinne. Bis vor 4000–5000 Jahren floss der so genannte Kinzig-Murg-Fluss am Ostrand der Oberrheinebene in nördliche Richtung und brach erst beim heutigen Schwetzingen durch die Niederterrasse zum Rhein durch. Die Rinne dieses alten, mehrfach verzweigten Flusssystems ist mehrere Kilometer breit. Nach ihrer Aufgabe blieben vom Grundwasser erfüllte Seen zurück. Neben dem Grundwasser aus dem Kieskörper erhält das Weingartener Moor einen zusätzlichen Wasserzustrom aus Schichtquellen an der Muschelkalk/Buntsandstein-Grenze, die östlich des Moores, bei Werrabronn, am Anstieg zum Kraichgau liegen.
Die Verlandung der Gewässer begann verbreitet mit der Bildung einer Tonmudde, also einem organisch-mineralischen Seesediment. Darüber folgt entweder Torfmudde oder Sandmudde. Im östlichen und nördlichen Teil fehlen die Mudden bereichsweise. Hier setzte die Torfbildung auf Sand- oder Schlickablagerungen ein. Zunächst entwickelten sich Seggen- und Schilftorfe mit wechselnden Bruchtorfanteilen. Durch ansteigende Grundwasserstände wurde es zeitweise zu feucht für Bruchwaldbestände, sodass nahe der Oberfläche Seggentorfe vorherrschen. Von Norden her wurde schließlich ein Teil der Moorfläche von Auenlehm überdeckt. Die Torfmächtigkeit kann nach Göttlich (1973) in Rinnen stellenweise bis zu 3 m betragen. Zusammen mit den Mudden können 4 m Moormächtigkeit erreicht werden. Nach Pollenanalysen begann die Torfbildung am Übergang von der Ältesten Tundrenzeit zum Bölling-Interstadial (ca. 13 750 v. H.). Nach einer längeren Unterbrechung setzte dann mit dem ausgehenden Atlantikum (um 5700 v. H.) ein verstärktes Torfwachstum ein. Der größte Teil des nicht von Auenlehm überdeckten Moores wurde durch den bis zum Ende des 1. Weltkriegs durchgeführten Torfabbau beeinträchtigt. Der flache See im Zentrum des Moores ist ein Überbleibsel eines Torfstichs. Er trocknet in heißen Sommern vollständig aus und der Seeboden begrünt sich vorübergehend.
Das Weingartener Moor wurde bereits 1940 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zusammen mit dem zur Stadt Karlsruhe gehörenden Grötzinger Bruchwald sind seit 1984 etwa 256 ha an Feuchtgebieten geschützt. Es handelt sich um das letzte noch erhaltene große Bruchwaldgebiet in Südwestdeutschland mit einem wenig gestörten Wasserhaushalt. Das Weingartener Moor lässt sich auf einem Lehrpfad erkunden, der teilweise als Bohlensteg angelegt ist. Am südöstlichen Seeufer gibt es eine Aussichtskanzel. Weiterführende Informationen finden sich in Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (1997).
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (1973). Das Naturschutzgebiet Weingartner Moor im Kreis Karlsruhe. – Aufbau und Entwicklungsgeschichte. – Veröffentlichungen der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg, 41, S. 166–179.
- (1997). Moore und Anmoore in der Oberrheinebene. – Handbuch Boden, 6, 134 S., Karlsruhe.