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Neckartäler Hartsandstein

Übersicht, Gesteinsbeschreibung

Blick auf eine mehrfarbige geologische Übersichtskarte mit Buntsandsteinvorkommen beidseits des Neckars im baden-württembergischen Odenwald. Eingetragen sind auch Steinbrüche als Abbauorte.
Geologische Übersichtskarte des baden-württembergischen Buntsandstein-Odenwalds

Übersicht, Bezeichnung, Verbreitung: Der Neckartäler Hartsandstein aus dem südlichen Buntsandstein-Odenwald ist aufgrund seiner ungewöhnlichen Haltbarkeit bei guter Bearbeitbarkeit, vielfältiger Verwendbarkeit, wegen den großen Bankmächtigkeiten und Blockgrößen sowie seinen ansprechenden Farbvarianten seit Jahrhunderten ein sehr geschätzter Werkstein. Er wird im älteren Schrifttum und auf den historischen geologischen Karten aber auch als „Pseudomorphosensandstein“ beschrieben (Hasemann, 1928). Diese Bezeichnung geht auf die zahlreichen stecknadelkopfgroßen, rostbraunen Eisen- und Manganflecken zurück, die durch das Lösen des karbonatischen Bindemittels entstanden sind. Der dabei mobilisierte Eisen- und Mangangehalt reicherte sich punktförmig an. Das Hauptabbaugebiet des Hartsandsteins liegt zwischen Neckarsteinach und Eberbach und reicht bis zur Gaimühle im Ittertal, nördlich des Katzenbuckels, und somit bis nach Hessen. In besonders großem Umfang wurde er im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jh. gewonnen; heute (Stand 2020) sind von den ehemals über 20 großen Brüchen immerhin noch drei in Betrieb. Auch in den übrigen stratigraphischen Abschnitten des Odenwälder Buntsandsteins wurden zahlreiche Steinbrüche angelegt, jedoch lieferte kein anderer Abschnitt des Buntsandsteins vergleichbare Qualitäten wie das Material des Neckartäler Hartsandsteins und wurde kein anderer deshalb auch in so großem Umfang genutzt.

Das Foto zeigt einen rechteckigen rötlichen Steinblock mit unbehauenen, unregelmäßigen Kanten. Zwei Männer begutachten Oberfläche und Rückseite des Steinblocks.
Rohblock aus Neckartäler Hartsandstein im Steinbruch Eberbach-Gretengrund

Gesteinsbeschreibung: Der Neckartäler Buntsandstein zeichnet sich durch gute Witterungsbeständigkeit, günstige Werksteinbankmächtigkeiten und große nutzbare Mächtigkeiten von 80–130 m aus (LGRB, 2012a). Der Abbau (Stand 2020) in den Steinbrüchen Gretengrund, Rockenau und Gaimühle belegt, dass die jeweiligen 40 bis 80 m hohen Abbauabschnitte im Mittel 60 % verwertbare Sandsteinblöcke enthalten, wovon rund die Hälfte sehr hochwertig ist. Der Rest ist für Wege-, Garten- und Landschaftsbau verwertbar.

Grafische Darstellung der Abfolge von Schichten und Gesteinen im Buntsandstein-Odenwald während des Trias-Zeitalters anhand eines Säulenprofils. Rechts sind Steinbrüche zugeordnet. Links unten befindet sich eine erklärende Legende.
Säulenprofil des Buntsandsteins im Buntsandstein-Odenwald und in Tauberfranken

Das Säulenprofil zeigt, dass die Sandsteinbrüche im badischen Odenwald überwiegend im Unteren Buntsandstein angelegt wurden, und zwar sowohl in der Eck- als auch in der darüber liegenden, 100–130 m mächtigen Miltenberg-Formation (= „Pseudomorphosensandstein“). Die im Raum Eberbach genutzten Steinbrüche Gretengrund, Rockenau und Gaimühle überdecken dabei einen etwa 90–100 m mächtigen Abschnitt der Miltenberg-Formation, früher als Bausandstein-Formation bekannt. Der in der ersten Hälfte des 20. Jh. begonnene, seit 1996 von der Fa. H. Melchior Natursteinbetriebe geführte Steinbruch Gretengrund bei Eberbach-Igelsbach (RG 6519‑1) beispielsweise erschließt einen insgesamt rund 35–40 m mächtigen Abschnitt. Hochwertige Werksteinbänke treten in allen Niveaus dieses Steinbruchs auf. Die Mächtigkeit der Sandsteinbänke schwankt zwischen 1 und 6 m. Die Bänke werden von feinplattigen Sandsteinzwischenmitteln oder von roten, tonigen Lagen voneinander getrennt; Tongallen können in allen Bänken in unregelmäßiger Verteilung eingeschaltet sein. Die annähernd senkrecht stehenden Klüfte sind so weitständig, dass die Gewinnung von großen Blöcken möglich ist. Im seit 2009 von der Fa. Bamberger Natursteinwerke Hermann Graser genutzten Steinbruch Rockenau (RG 6519‑2, früher Fa. Schmelzer) ist eine insgesamt etwa 50–60 m mächtige Abfolge von dickbankigen Sandsteinen in der unteren Miltenberg-Formation aufgeschlossen. Die legendären, riesigen Blöcke aus verkieseltem Sandstein, die zur Herstellung von über 3 m langen und 1,6 x 1,6 m breiten bzw. hohen Säurebottichen und ‑trögen verwendet wurden, stammen nach Mitteilung von M. Graser aus den unteren Schichten des Bruchs. Die im Rockenauer Bruch derzeit genutzten besten Bänke im oberen, etwa 15 m mächtigen Abschnitt des Steinbruchs sind 2–3 m mächtig; die besonders kompakte „Kernbank“ ist ein 1,5 m mächtiger, einheitlich roter, nicht gebänderter Fein- und Mittelsandstein innerhalb dieses Abschnitts. Die Druckfestigkeiten liegen hier bei ca. 100 MPa (s. u.); dieser Bereich ist zwar auch schräggeschichtet, enthält aber wenige und gleichmäßig „eingesprengte“ Manganflecken.

Mehrfarbige grafische Darstellung des Steinbruchs Eberbach-Gretengrund als Säulenprofil. Darunter steht eine erklärende Legende.
Säulenprofil der Buntsandsteinabfolge im Steinbruch Eberbach-Gretengrund

Zur Geschichte der Gewinnung: Die Hauptphase der Sandsteingewinnung und ‑verarbeitung um Eberbach reichte von der Mitte des 19. Jh. bis in die Mitte des 20. Jh. Über 40 Steinbrüche gab es im Umkreis von etwa 10 km um den Ort. Nach Recherchen des Bürger- und Heimatvereins von Eberbach waren hier bis 300 Steinhauer tätig, 400 weitere Arbeiter waren in den zugehörigen Gewerben wie der Werkzeug- oder Seilherstellung beschäftigt. Nach den Angaben des Vereins existierten insgesamt 32 Steinhauerbetriebe im Ort; zu den bedeutendsten zählten die Firmen Gütschow, Knab, Krauth, Ginthum und Epp sowie die Firma Schmelzer (http://www.eberbach-channel.de/art_ausgabe.php?id=12231, abgerufen am 27.04.2020), die ihre Brüche 2009 verkaufte. Einer der wichtigen Unternehmer war der Ingenieur Heinrich Adolf Gütschow, der Abbau und Verwendung des Sandsteins, den er in zwei Steinbrüchen bei Eberbach abbaute, beschrieb (Gütschow, 1936). Derzeit werden noch drei Brüche von den Firmen Melchior und Graser betrieben (s. u.). Aufgrund der hohen Qualität und der großen Vorräte sowie der günstigen Transportmöglichkeiten über Straße, Bahn und Fluss dürfte das Neckartal zwischen Neckarsteinach und Eberbach auch künftig ein wichtiges Abbaugebiet im Buntsandstein darstellen (s. Potenzial).

Im Stbr. Gretengrund der Fa. Melchior bei Eberbach-Igelsbach (RG 6519‑1) wird mindestens seit den 1950er Jahren Abbau betrieben (auf der alten geol. Karte von 1926 ist er noch nicht verzeichnet, wohl aber der im selben Niveau angelegte Stbr. im Gewann Kniebrech, 400 m nordöstlich des aktuellen Steinbruchs der Fa. Melchior). Vorbesitzer waren zunächst die Fa. Rudolf Gärtner aus Eberbach, ab 1989 die Fa. Hans Grimmig aus Eberbach; die Fa. Melchior aus Freudental betreibt ihn seit 1995.

Verwendung

Gesamtansicht des Heidelberger Schlosses mit Maueranlagen und eingerüsteten Türmen.
Heidelberger Schloss

Zahlreiche Kirchen, Burgen, Schlösser und Repräsentativbauten wurden aus ­Neckartäler Hartsandstein erbaut. Als berühmte Bauwerke, an denen der „Neckartäler“ in größerer Menge zu finden ist, sind in Heidelberg beispielhaft das Schloss (teilweise Wiederherstellung 1898–1903), die Karl-Theodor- bzw. Alte Brücke und die Heiliggeistkirche, in Eberbach die St. Johannes-Nepomuk-Kirche, in Ludwigsburg das Residenzschloss und in Baden-Baden das Festspielhaus zu nennen. Herrmann (1914) nennt weiter als wichtige Bauten: Klosterkirche und Schloss in Hirschhorn (Hessen), Burg Neckarsteinach, Reichstagsgebäude in Berlin, Hauptbahnhöfe in ­Frankfurt a. M. und in Amsterdam.

Das Bild zeigt einen länglichen Steinblock mit geraden Kanten, der auf kleineren Blöcken aufliegt. Das rötliche Gestein ist von hellen grauen Streifen durchzogen. Oben auf dem Block liegt ein Hammer.
Monolith aus rotweiß gestreiftem Neckartäler Hartsandstein

An vielen Bauwerken aus rotem Buntsandstein wurden Renovierungsarbeiten mit Neckartäler durchgeführt, so z. B. an der Herz-Jesu-Kirche in Freiburg, am Kloster Alpirsbach und an der Schlosskirche Pforzheim. In jüngerer Zeit lieferte die Fa. Melchior aus dem Steinbruch Eberbach im Gewann Gretengrund Blöcke für die Turmsanierung am Freiburger Münster. Weiterhin wurde aus dem Steinbruch Gretengrund Material für folgende Projekte verwendet: Dorfplatzgestaltung in 74867 Neunkirchen (Treppen, Mauern), Blöcke für Schwergewichtsmauern bei Neckargerach und Pforzheim, Sägestücke und Mauersteine für das Heidelberger Schloss, Friedhofserweiterung in Aglasterhausen (Platten, Mauersteine, Gedenkstein), Natursteinmauer am Schloss Freudental. Der Hartsandstein aus dem Bruch in Rockenau, den die Fa. Graser (Bamberg) im Jahr 2008 wieder in Betrieb genommenen hat, wird nach Angaben des Betreibers seither vornehmlich für Fassadenbekleidungen und Bodenbeläge, Werkstücke und Bildhauerarbeiten, für die Renovierung historischer Gebäude, für Pflaster, Mauersteine und für den GaLa-Bau sowie zur Herstellung von Gabionen verwendet. Beispiele hierfür sind der neue Rathausbrunnen in Endingen am Kaiserstuhl und die 2000 m2 umfassende Verkleidung der Klinik für plastische Chirurgie, das sog. Ethianum, in Heidelberg mit gestreiftem Sandstein. Mit dem Rockenauer Material wurden 2007 auch drei Pfeiler der o. g. Alten Brücke in Heidelberg saniert, die Mauerwerksverblendung des Heidelberger Schlosshotels und Sandsteinplatten für die Kirche in Nürtingen stammen gleichfalls aus Rockenau. Ein neues Projekt ist das Besucherzentrum am Heidelberger Schloss.

  • Blick auf eine mehrfarbige geologische Übersichtskarte mit Buntsandsteinvorkommen beidseits des Neckars im baden-württembergischen Odenwald. Eingetragen sind auch Steinbrüche als Abbauorte.
  • Grafische Darstellung der Abfolge von Schichten und Gesteinen im Buntsandstein-Odenwald während des Trias-Zeitalters anhand eines Säulenprofils. Rechts sind Steinbrüche zugeordnet. Links unten befindet sich eine erklärende Legende.
  • Mehrfarbige grafische Darstellung des Steinbruchs Eberbach-Gretengrund als Säulenprofil. Darunter steht eine erklärende Legende.
  • Mehrfarbige grafische Darstellung des Steinbruchs Gaimühle als Säulenprofil. Darunter steht eine erklärende Legende.
  • Mehrfarbige grafische Darstellung des Steinbruchs Eberbach-Rockenau als Säulenprofil. Rechts oben steht eine erklärende Legende.
  • Blick auf eine senkrecht hochragende, rötliche Steinbruchwand. In der Bildmitte ist die Wand unregelmäßig ausgeformt und gerundet. Sockel und Seiten der Wand weisen dünne Furchen auf.
  • Das Foto zeigt einen rechteckigen rötlichen Steinblock mit unbehauenen, unregelmäßigen Kanten. Zwei Männer begutachten Oberfläche und Rückseite des Steinblocks.
  • Gesamtansicht des Heidelberger Schlosses mit Maueranlagen und eingerüsteten Türmen.
  • Das Bild zeigt einen länglichen Steinblock mit geraden Kanten, der auf kleineren Blöcken aufliegt. Das rötliche Gestein ist von hellen grauen Streifen durchzogen. Oben auf dem Block liegt ein Hammer.
  • Blick auf den oberen Teil einer Gebäudefassade aus rötlichen Mauersteinen mit hellgrauen Streifen. Rechts sind mehrere Fenster mit Sonnenschutzblenden angeschnitten; unterbrochen von einem horizontal verlaufenden weißen Sims.
  • Nahaufnahme einer Hausfassade mit rötlichen, durch helle Fugen getrennten Mauersteinen. Links und vor allem rechts sind die rötlichen Steine mit hellen Streifen versehen; teils sind auch schräg verlaufenden dunkle Streifen erkennbar.
  • Handstück eines Bruchsteines mit senkrecht verlaufenden Farbstreifen von hellrot, dunkelrot, gelb und rosa.
  • Das Foto zeigt mehrere aufeinander geschichtete, rechteckige Steinblöcke. In die violett-rote Grundfarbe der Steine mischen sich grünliche Streifen sowie Brauntöne.
  • Nahaufnahme von aufgeschnittenem, rötlich braunem Gestein mit fächerförmig verlaufenden Streifen und Wirbeln.
  • Seitenansicht eines Toreingangs aus rötlichem, am Tor schwärzlichem Mauerwerk. Auffallend ist ein neu eingesetztes Sockelstück aus rosafarbenem Gestein.
  • Das Bild zeigt zwei versetzt stehende Steinbruchwände. Auf dem rötlich braunen Gestein sind links mehrere senkrecht verlaufende Furchen zu erkennen. Unten rechts liegt ein Hammer auf einem losen Block.
  • Blick auf eine mehrere Meter hohe Abbauwand eines Steinbruchs. Das Gestein ist hellrötlich, dickbankig und weitständig geklüftet. Links im Vordergrund befindet sich ein blauer Bagger. Vor der Wand liegen einige Blöcke, über der Wand wachsen Büsche.
  • Blick auf eine mit Pflanzen bewachsene Abbauwand. Das Gestein ist hellrot, dickbankig und weist eine starke Klüftung auf. Vor der Wand liegt Geröll, über der Wand wächst Wald.
  • Nahaufnahme eines mittelkörnigen, hell- bis mittelroten Feinsandsteins. Das Gestein weist Schichten aus hellerem und dunklerem Material auf. Über das gesamte Gestein sind kleine, braune Punkte gesprenkelt.

Literatur

  • Deutsche Stratigraphische Kommission (2002). Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2002 (GeoForschungsZentrum Potsdam; Courier Forschungsinst. Senckenberg, Frankfurt). [Koordination und Gestaltung: Menning, M. & Hendrich, A.]
  • Frenzel, G. (1975). Die Nephelingesteinsparagenese des Katzenbuckels im Odenwald. – Amstutz, G. C., Meisl, S. & Nickel, E. (Hrsg.). Mineralien und Gesteine im Odenwald, S. 213–228, Heidelberg (Aufschluss Sonderbd. 27). [13 Abb., 5 Tab.]
  • Gütschow, H. A. (1936). Der Neckarsandstein. – Bericht, 7 S., Eberbach. [unveröff.]
  • Hasemann, W. (1928). Erläuterungen zur Geologischen Spezialkarte von Baden, Blatt Eberbach (Nr. 24). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 62 S., 2 Taf., Freiburg i. Br. (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1984: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 6519 Eberbach; Stuttgart]
  • Hasemann, W. (1930). Erläuterungen zur Geologischen Spezialkarte von Baden, Blatt Zwingenberg (Nr. 25). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 58 S., 3 Taf., Freiburg i. Br. (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1984: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 6520 Waldbrunn; Stuttgart]
  • Herrmann, O. (1914). Gesteine für Architektur und Skulptur. 119 S., Berlin (Borntraeger).
  • LGRB (2009a). Blatt L 6718 Heidelberg-Süd, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 242 S., 33 Abb., 8 Tab., 1 Kt., 1 CD-ROM, Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Kleinschnitz, M. & Engesser, W.]
  • LGRB (2012a). Blatt L 6516 Mannheim, L 6518 Heidelberg-Nord und L 6716 Speyer, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 167 S., 32 Abb., 7 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Kleinschnitz, M., m. Beitr. v. Werner, W.]
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