Ein Naturwerkstein ist ein natürliches Gestein, aus dem nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten Rohblöcke in den erforderlichen Mengen und Dimensionen gewonnen werden können, welche hinsichtlich Bearbeitbarkeit, Festigkeit, Verwitterungsbeständigkeit und visueller bzw. architektonischer Attraktivität alle Voraussetzungen mitbringen, um in oder an einem Bauwerk langfristig und wiederholt Verwendung finden zu können (Werner et al. 2013). Naturwerksteine sind eine Untergruppe der großen Gruppe der Natursteine. Mit der Bezeichnung Naturstein wird deutlich gemacht, dass dieses Material gegenüber den nach Industrienormen massenhaft und einheitlich herstellbaren Kunststeinen abzugrenzen ist.
Gesteinskörper mit Werksteineignung treten in fast allen geologischen Formationen des Landes auf, machen in diesen aber jeweils nur wenige Prozent oder Promille der Gesteinsmasse aus. Werksteinlagerstätten sind sowohl sedimentärer, magmatischer, metamorpher als auch hydrothermaler Entstehung. Für die Gewinnung hochwertiger, haltbarer Werksteine sind seit jeher besonders die Sandsteine und Kalksteine des mesozoischen Schichtstufenlands und der Vorbergzone entlang des westlichen Schwarzwaldrands von Bedeutung; viele historische Bauwerke sind auch aus Tertiär-zeitlichen Molassesandsteinen, Kalksandsteinen und Süßwasserkalksteinen errichtet worden. Im Kaiserstuhl wurden verfestigte Lapillituffe verbaut. Im Grundgebirge von Schwarzwald und Odenwald sind werksteinfähige Metamorphite, Plutonite und Rotliegend-zeitliche Vulkanite verbreitet. Zu nennen sind besonders die Schwarzwälder Granite und die Quarzporphyre aus dem Odenwald und dem Nordschwarzwald.
Die Rohfördermenge an Naturwerksteinen betrug im Jahr 2017 rund 143 600 t; daraus wurde eine verwertbare Produktmenge von etwa 125 900 t generiert. Die Entwicklung der Rohfördermengen ist in Baden-Württemberg sehr variabel. Die starke Variabilität der Förderung hängt bei den Naturwerksteinen nicht nur von der konjunkturellen Entwicklung, sondern auch in bedeutendem Maße von einzelnen Großaufträgen und der Nachfrage aus der Privatwirtschaft ab. Die Nachfrage nach heimischen Werksteinen ist auch abhängig von der großen Verfügbarkeit von billig erzeugten Produkten aus dem Ausland. Der langjährige Durchschnitt der Rohförderung seit dem Jahr 2003 bis 2017 beträgt rund 140 300 t.
Die Anzahl der Gewinnungsstellen für Naturwerksteine in Baden-Württemberg ist wie bei vielen anderen in Baden-Württemberg geförderten Rohstoffen seit dem Jahr 1992 rückläufig. Im Zeitraum 1992–2003 hatte sich die Anzahl der Gewinnungsstellen zwar nur gering geändert, jedoch setzte im Jahr 2004 ein fast kontinuierlicher Rückgang an in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen ein. So ist die Anzahl der Gewinnungsstellen vom Hochstand (n = 63) in den Jahren 1997/1998 bis 2017 auf 43 abgesunken. Es sind also rund 33 % der Betriebe weggefallen.
Der nicht verwertbare Anteil bei der Gewinnung von Naturwerksteinen in Baden-Württemberg betrug im Jahr 2017 rund 12,4 %. Jedoch sind gerade die Naturwerksteine aufgrund ihrer natürlichen, geologischen Gegebenheiten und der Qualitätsanforderungen an Naturwerksteine von besonders stark schwankenden (1993: 50,6 % und 2015: 9,8 %) nicht verwertbaren Anteilen betroffen.
Literatur
- (2013). Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung. 765 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).