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Verkarstung in den Gesteinen des Oberen Muschelkalks

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Altes Schwarzweißfoto, das den tiefen Krater einer Doline zeigt. Das freiliegende Boden- und Gesteinsmaterial befindet sich auf einer Wiese am Rande eines Waldes.
Ansicht der Einsturzdoline 1954 bei Göschweiler von Norden (Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg W 134 Nr. 049443; Fotograf: Willy Pragher)
Blick vom oberen Ende eines Laufganges in eine gut ausgeleuchtete Höhlenkammer. Die Wände links und rechts sind gelblich bis bräunlich grau, im Vordergrund hoch und fast senkrecht, nach hinten hin niedrig und verstürzt. Auch Boden und Decke sind sichtbar.
Erdmannshöhle bei Hasel (Foto: Michael Trefzer)

Diese Verkarstungsprozesse sind auch in den prominentesten Höhlen im Oberen Muschelkalk des südlichen Schwarzwalds zu finden, welche sich im Gebiet des Dinkelbergs zwischen Rheinfelden und Schopfheim befinden. Dort sind im Untergrund des Dinkelbergs vier größere Höhlen vorhanden, von denen die Erdmannshöhle bei Hasel sowie die Tschamberhöhle bei Rheinfelden-Karsau öffentlich zugänglich sind.

Blick in eine mit Lampen ausgeleuchtete Höhle, deren Boden mit Wasser bedeckt ist. Rechts verläuft ein schmaler Laufgang mit beidseitigem Geländer.
Tschamberhöhle bei Karsau (Rheinfelden) (Foto: WST Rheinfelden (Baden) GmbH (www.tourismus-rheinfelden.de))

Die ca. 1500 m lange Tschamberhöhle (Piepjohn et al., 2005) ist auf einer Strecke von ca. 600 m erschlossen und ist eine der seltenen aktiven Bachhöhlen. Die Höhle wird von einem Zufluss des Rheins von Norden nach Süden, als schmale unterirdische Klamm mit zahlreichen Verkarstungs- und Erosionsspuren, durchflossen.

Eine der bekanntesten Höhlen im Oberen Muschelkalk (Trigonodusdolomit) des Wutachtals ist das sogenannte Münzloch bei Bad Boll. Die Höhle liegt am linken Talhang etwa 40–50 m über der Talsohle. Von dem Eingang reicht ein sich absenkender, aus abgelöstem Gesteinstrümmerwerk bestehender Schuttkegel bis mitten in die Höhle hinein. Letztere besitzt eine größte Breite von 6–8 m und eine zugängliche Längenerstreckung in der Richtung Süd–Nord von ca. 20 m (Schalch, 1906). Der Überlieferung nach wurde die Höhle einst von einer „Falschmünzerbande“ als Werkstatt genutzt, wonach sie ihren Namen erhielt. In schweren Zeiten diente die Höhle der örtlichen Bevölkerung, aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit, als sicheres Versteck.

Zweiteilige, in Schwarzweiß gehaltene Grafik, mit der Lage verschiedener Kalksinterhöhlen bei der Kapelle St. Wendel (obere Zeichnung). Darunter sind drei Schnittzeichnungen von einer der Höhlen sowie Nischen.
Höhlen im Kalksinter von St. Wendel zum Stein

Im Kreis Hohenlohe sind Höhlen im Kalksinterfelsen von St. Wendel zum Stein zu finden. Die Höhlen und Nischen sind nach Brunner (1999) nachfolgend beschrieben und gehören zu den sog. „Primärhöhlen" (Warth, 1980), d. h. sie sind bei der Entstehung des Gesteins gebildet worden. Kalkhaltiges Wasser, über bereits abgelagerten Kalksinter fließend, formte am Steilabfall zur Jagst zunächst Auskragungen oder vor Hohlkehlen Sinterwände. Bei anhaltendem Sinterwachstum können so größere Hohlräume im Kalksinterfelsen entstehen. Etwa 300 m jagstabwärts von St. Wendel sind solche Höhlen am Jagstprallhang vor Hohlkehlen im Wellenkalk im Entstehen begriffen. Von den etwa zehn Höhlen und Nischen von St. Wendel ist die Marderhöhle mit 13 m Länge, bis 4 m Breite und bis 2 m Höhe die größte (Höhle G). Hier wurden 1936 Schmuck (u. a. Arm-, Fingerringe, verschiedene Perlen) und Gebrauchsgegenstände (kleine Eisenmesser, Spinnwirtel, Fibeln) sowie keltische Silbermünzen gefunden. Diese Funde beweisen eine erste Belegung der Höhle schon ab der späten Hallstatt-Zeit (ca. 700 v. Chr.) und eine längere Belegung während der Mittel- und Spätlatènezeit (Kelten-Zeit). Spätere Benutzungen sind ebenfalls durch Funde belegt. Teilweise wurden die Primärhöhlen künstlich erweitert. Eine der Höhlen diente im Mittelalter als Einsiedlerklause (Höhle E; Fischer, 1973), eine andere als Einsiedlerkapelle (Höhle F). Eine der Nischen soll einst auch von der Anführerin einer Räuberbande bewohnt gewesen sein (Beschreibung des Oberamts Künzelsau, 1883).

Literatur

  • Bangert, V. (1991). Erläuterungen zu Blatt 8115 Lenzkirch. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 132 S., 5 Taf., 3 Beil., Stuttgart (Badische Geologische Landesanstalt).
  • Brunner, H. (1992). Erläuterungen zu Blatt 7120 Stuttgart-Nordwest. – 4. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 175 S., 6 Taf., 9 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Brunner, H. (1998a). Erläuterungen zu Blatt 6724 Künzelsau. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 190 S., 9 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Brunner, H. (1999). Erläuterungen zu Blatt 6624 Mulfingen. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 162 S., 5 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
  • Fischer, F. (1973). Höhle bei St. Wendel zum Stein, nahe Dörzbach. – Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, 24, S. 181–184.
  • Hoydem, A. (2014). Der Schulerschacht bei Löffingen (8115/3). – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Muschelkalkkarst e. V., 31, S. 15–19, 1 Plan.
  • Königliches statistisch-topographisches Bureau (1883). Beschreibung des Oberamts Künzelsau. 311 S., 1 Kt.
  • Piepjohn, K., Lacher, F., Hermann, R., Siegener, U. & Zimmermann, K. (2005). Die Erdmannshöhle bei Hasel (Südbaden). – Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V., 51(3), S. 84–92.
  • Rogowski, E., Bauer, E. & Wiedenmann, J. (2017). Der Baugrund von Stuttgart – Erläuterungstext und digitale Baugrundgeologische Karten. 157 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau; Landeshauptstadt Stuttgart).
  • Schalch, F. (1906). Erläuterungen zu Blatt Bonndorf (Nr. 132). – Erl. Geol. Specialkt. Ghzm. Baden, 48 S., Heidelberg (Badische Geologische Landesanstalt).
  • Simon, T. (2003a). Erläuterungen zu Blatt 6625 Schrozberg-West. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 175 S., 4 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Vollrath, A. (1977). Erläuterungen zu Blatt 6824 Schwäbisch Hall. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 199 S., 5 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1993]
  • Wagenplast, P. (2005). Ingenieurgeologische Gefahren in Baden-Württemberg. – LGRB-Informationen, 16, S. 1–79.
  • Warth, M. (1980). Höhlen. – Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie C, 13, 45 S., Stuttgart.
  • Wolff, G. (1988). Erläuterungen zu Blatt 6623 Ingelfingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 169 S., 4 Taf., 7 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
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