Die südöstlich von Aalen auf der Schwäbischen Alb gelegene Ebnater Karstwanne erstreckt sich über eine Fläche von etwa 3,2 km2 mit Erstreckungen von maximal ca. 3,5 km auf 1,5 km.
Die Karstwanne wurde durch Verkarstung der im Untergrund anstehenden Oberjura-Massenkalk-Formation gebildet. Aufgrund der überlagernden, abdichtend wirkenden Lehmschichten ist die Karstwanne als abflusslose Senke ausgebildet. Diese Lehmdecke ist überwiegend wenige Meter mächtig (Wagenplast, 2005). Geoelektrische Sondierungen von Groschopf & Kobler (1974) und Groschopf (1976) wiesen auch Lehmfüllungen bis zu 25 m nach. Diese mächtigen Wannenfüllungen sind im Bereich von Schwunddolinen innerhalb der Karstwanne zu finden. Unterhalb der lehmigen Schichten wurde bei den geoelektrischen Sondierungen eine sehr unregelmäßige Oberfläche des Oberjuras mit „Karsttürmen“ festgestellt (Jantschke, 1988).
Die Dolinen innerhalb der Karstwanne sind teils in Dolinenketten angeordnet, die sich entlang vorherrschender Kluftrichtungen orientieren. Es liegen überwiegend Trichterdolinen in ihrer typischen regelmäßigen Form mit Durchmesser bis ca. 16 m und Tiefen bis etwa 8 m vor (Burgmeier & Schöttle, 2002). Rissbildungen innerhalb der lehmigen Überdeckung in Schwunddolinen bilden Wasserwegsamkeiten, sodass hier eine Entwässerung der Karstwanne in den unterliegenden Massenkalk stattfinden kann. Als seit jeher für die Entwässerung bedeutendste Doline innerhalb der Ebnater Karstwanne ist das „Hexenloch“ zu benennen. Aufgrund des erosionsempfindlichen Lehms hat sich hier schließlich ein 24 m tiefer Schacht bis auf den verkarsteten Kalkstein entwickelt (Wagenplast, 2005).
Beim Bau einer Kläranlage im Jahr 1968 wurde eine große Doline im Süden der Ebnater Karstwanne ausgebaggert, bis in 15 m Tiefe die Gesteine des Oberjuras erreicht wurden. In der Dolinensohle wurde der Einstieg zum Kohlhau-Schacht angetroffen. Der Schacht gehört mit 62 m Gesamttiefe (inkl. 15 m Überdeckung) zu den größten Schächten der Schwäbischen Alb und liegt mit seiner Sohle vermutlich im Schwankungsbereich des Karstgrundwassers (Gwinner et al., 1987; Jantschke, 1988). Im oberen Schachtabschnitt waren kleinräumige Schächte und Spalten mit unbestimmter Richtung anzutreffen. Über die ostnordöstlich verlaufende Kluftspalte des mittleren Teils gelangte man nach oben in eine nicht vermessene Halle, nach unten in die „Lehmhalle“ mit einem Durchmesser von 6 m und einer Höhe von 25 m. In Wand- und Deckenkalken wurde ein Konglomerat aus Schotter, Sand und Lehm beobachtet. Möglicherweise war der Schacht ehemals vollständig mit diesem Material erfüllt (Gwinner et al., 1987). Durch den Kläranlagenbau wird der Zugang zum Schacht mittlerweile versperrt.
Nachfolgend sind die wichtigsten Punkte der Verkarstungsstruktur Ebnater Karstwanne tabellarisch aufgelistet:
Stammdaten:
Objekt-ID |
7227Ka00001 |
Objektname |
Ebnater Karstwanne |
Lokalität |
Ca. 4 km östlich der Gemeinde Oberkochen |
Gemeinde |
Aalen |
Stadt-/Landkreis |
Ostalbkreis |
TK25-Nr. |
7227 |
TK25-Name |
Neresheim-West |
Datengrundlage |
Dokumentenrecherche, DGM |
Lage-Bezugspunkt |
Zentrum des Subrosionsobjektes |
Ostwert |
586677 |
Nordwert |
5405078 |
Koordinatenreferenzsystem |
ETRS89/UTM32 |
Koordinatenfindung |
Karte |
Höhe [m ü. NHN] |
610 |
Höhenermittlung |
Karte |
Allgemeine Fachdaten:
Entstehungszeitraum |
Prähistorisch, Tertiär |
Aktivität |
unbekannt |
Geländenutzung während der Entstehung |
unbekannt |
Schäden |
unbekannt |
Spezielle Fachdaten Verkarstung/Subrosion:
Primär-/Folgeereignis |
Primärereignis |
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Subrosion-/Suffosionsobjekt |
Karstwanne mit mehreren Dolinen und Karsthöhlen |
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Ursache |
Karbonatkarst |
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Geologie |
Entstehungs-horizont |
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Oberjura-Massenkalk-Formation (joMK) |
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Gelände-oberfläche |
Stratigraphie |
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Oberjura-Massenkalk-Formation (joMK) |
Petrographie nicht näher kartiert, für allgemeine Beschreibung der Formation siehe Steckbrief |
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Lössführende Fließerde (qflL) |
Petrographie nicht näher kartiert, für allgemeine Beschreibung der Formation siehe Steckbrief |
Entstehungstiefe [m. u. GOK] |
Obere Grenze |
0 |
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Untere Grenze |
51 |
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Max. oberer Durchmesser [m] |
3500 |
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Max. unterer Durchmesser [m] |
unbekannt |
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Max. Tiefe [m] |
51 |
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Kubatur [m3] |
unbekannt |
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Aufsichtsform |
gestreckt |
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Profilform |
schüsselförmige Wanne, trichterförmige Dolinen |
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Zustand zum Zeitpunkt der Aufnahme |
unbeeinflusst/natürlich |
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letzter bekannter Zustand |
unbeeinflusst/natürlich |
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Hydrografischer Zustand zum Zeitpunkt der Aufnahme |
einzelne Dolinen fungieren als Schwinde |
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letzter bekannter hydrografischer Zustand |
einzelne Dolinen fungieren als Schwinde |
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Sicherungsmaßnahmen |
keine/unbekannt |
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Sonstige Anmerkungen |
Dolinenketten |
Literatur
- (2002). Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart. – Bodenschutz, 12, 348 S., 1 CD-ROM, Karlsruhe (Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg).
- (1976). Beobachtungen zur Entstehung von Dolinen und Karstwannen auf der Schwäbischen Alb. – Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V., 22(1), S. 1–6.
- (1974). Beobachtungen zur Entstehung von Dolinen und Karstwannen auf der Schwäbischen Alb und am oberen Neckar. – Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V., 20(3), S. 57–63.
- (1987). Erläuterungen zu Blatt 7227 Neresheim-West. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 136 S., 4 Taf., 2 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (1988). Höhlen im Stadtgebiet von Aalen. . Aalener Jahrbuch 1988, S. 11–41, Aalen (Konrad Theiss Verlag).
- (2005). Ingenieurgeologische Gefahren in Baden-Württemberg. – LGRB-Informationen, 16, S. 1–79.