Verbreitungsgebiet: Südwestliche Schwäbische Alb (Hegaualb)
Erdgeschichtliche Einstufung: Hangende-Bankkalke-Formation (joHB), Oberjura
(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)
Lagerstättenkörper

Die zur Herstellung von Natursteinkörnungen nutzbaren Bankkalksteine des oberen Oberjuras der Westalb bilden einen flächenhaften, schichtig aufgebauten Rohstoffkörper, der mit wenigen Grad nach Osten bis Südosten einfällt. Die Formen und Ausdehnungen der Lagerstättenkörper sind von verschiedenen Kriterien abhängig. Dazu zählen v. a. Eintalungen, Störungszonen, Dolinen und Senken sowie das Abraum-Nutzschicht-Verhältnis. Der Abgrenzung der wirtschaftlich interessanten Lagerstättenkörper auf der KMR 50 liegen die nutzbare Mindestmächtigkeit von 30 m und ein erforderlicher Mindestvorrat von 10 Mio. t zugrunde.
Gestein

Die harten, widerstandsfähigen Bankkalksteine der Hangende-Bankkalke-Formation der Hegaualb bestehen aus regelmäßig gebankten, hellgraubeigen dichten Kalksteinen, welche durchschnittlich 20–30 cm mächtig sind, im Wechsel mit mittelgraubeigen, im Mittel 2–5 cm mächtigen, hellgrauen Mergelsteinzwischenlagen. Der Anteil der Mergelsteinlagen variiert, bezogen auf die jeweiligen Mächtigkeiten, zwischen 5 und 10 %, abschnittsweise erreicht er 20 %. Entstanden ist die Schichtenfolge der Hangende-Bankkalke-Formation in Lagunen, sog. „Wannen“, zwischen Massenkalksteinen (ehem. Schwammbioherme).
Petrographie
Die Hangende-Bankkalke-Formation setzt sich aus Calcit (Karbonatphase) und Quarz (unlöslicher Rückstand) zusammen. Die Durchschnittswerte für die Karbonatphase (14 Mischproben im Abschnitt 3,15–50,78 m der Bohrung Ro8019/B1, 33 Proben der Bohrung BO8019/33 und 7 Mischproben aus den TK 25 8019/8118/8119) lauten danach wie folgt: Karbonat 94,7 % (min. 79,2 %, max. 98,2 %), Calcit 92,6 % (min. 77,9 %, max. 97,5 %), Dolomit 1,8 % (min. 0 %, max. 8,3 %). Lediglich in der Bohrung BO8019/33 tritt etwas Dolomit auf.
Chemische Zusammensetzung für die Hangende-Bankkalke-Formation:
Chemie | Minimum [%] | Maximum [%] | Mittelwert [%] |
CaO | 49,96 | 53,8 | 52,36 |
MgO | 0,08 | 0,7 | 0,35 |
Fe2O3 | 0,3 | 0,74 | 0,51 |
SiO2 | 1,7 | 5,41 | 3,01 |
Al2O3 | 0,6 | 1,98 | 1,08 |
K2O | 0,1 | 0,39 | 0,21 |
Na2O | 0,01 | 0,7 | 0,09 |
Weiterhin wurde festgestellt, dass der unterste Abschnitt einen reduzierten Karbonatgehalt aufweist. Dabei wurde folgende chemische Zusammensetzung an einer Mischprobe im Abschnitt 50,78–51,58 m der Bohrung Ro8019/B1 ermittelt:
Chemie | Mittelwert [%] |
CaO | 47,04 |
MgO | 0,54 |
Fe2O3 | 1,89 |
SiO2 | 8,02 |
Al2O3 | 2,84 |
K2O | 0,58 |
Na2O | 0,08 |
Karbonat | 86 |
Im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1) wurde an einem graublauen Bankkalkstein 3 m über der Zementmergel-Fm. ein Karbonatgehalt von 91 % festgestellt.
Mächtigkeit

Geologische Mächtigkeit: Die Mächtigkeit der Hangende-Bankkalke-Formation reicht von 30–60 m.
Nutzbare Mächtigkeit: Die nutzbare Mächtigkeit der Kalksteinlagerstätten ist v. a. von der Überdeckung abhängig. In den Steinbrüchen der Hegaualb reicht die genutzte Mächtigkeit von 10–55 m.

Gewinnung und Verwendung

Gewinnung: Die Gewinnung erfolgt auf der Hegaualb in drei Steinbrüchen durch Lockerungssprengungen, Reißen und Baggern. Das Haufwerk wird mit Schwerlastkraftwagen zu den Aufbereitungsanlagen im Steinbruch transportiert und durch Brechen, Sieben und z. T. Mischen zu unterschiedlichen Produkten veredelt oder aber in einer mobilen Brecheranlage direkt im Steinbruch aufbereitet. Dabei werden bei der Aufbereitung die Mergelsteinlagen von den Bankkalksteinen getrennt und anschließend verkippt.
Verwendung: Die Kalksteine werden hauptsächlich als Schotter, Splitte, Frostschutz- und Schottertragschichten, kornabgestufte Gemische, Brechsande und Schüttmaterialien für den Verkehrswegebau verwendet. Im Bereich der mittleren Schwäbischen Alb dagegen finden die schichtig aufgebauten Kalke der Hangende-Bankkalke-Formation lediglich als Material für den einfachen Wegebau Verwendung (Werner et al., 1995b; LGRB, 2005b). Der Grund für den Einsatz der Bankkalksteine der Hangende-Bankkalke-Fm. der Hegaualb im Straßenbau könnte in der geringeren Anzahl der Trennflächen (ca. 10/m) als auf der mittleren Schwäbischen Alb (10–20/m) liegen. Die geochemische Zusammensetzung der Bankkalksteine unterscheidet sich kaum – der durchschnittliche Karbonatgehalt liegt im Bereich der mittleren Schwäbischen Alb bei 94 %, auf der Hegaualb bei 95 %.
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Dickbankige Kalksteinbänke und angewitterter, verbraunter Gesteinsverband unter dünnem Bodenhorizont im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Blick nach Norden.
Dickbankige Kalksteinbänke und angewitterter, verbraunter Gesteinsverband unter dünnem Bodenhorizont im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Blick nach Norden.
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Abbau auf der oberen Sohle im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Der obere Bereich bis zur oberen Sohle ist locker genug, um das Gestein mit dem Bagger durch Reißen und Abgraben abzubauen. In tieferen Bereichen müssen zunächst Lockerungssprengungen erfolgen.
Abbau auf der oberen Sohle im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Der obere Bereich bis zur oberen Sohle ist locker genug, um das Gestein mit dem Bagger durch Reißen und Abgraben abzubauen. In tieferen Bereichen müssen zunächst Lockerungssprengungen erfolgen.
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Kalksteine der Hangenden-Bankkalke-Fm. (joHB), im unteren Abschnitt Zementmergellagen und dunkelgraue Partien (joZ). Rechts eine W–O streichende Störung. Blick nach Westen im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1).
Kalksteine der Hangenden-Bankkalke-Fm. (joHB), im unteren Abschnitt Zementmergellagen und dunkelgraue Partien (joZ). Rechts eine W–O streichende Störung. Blick nach Westen im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1).
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Nördliche Abbauwand mit regelmäßig gebankten Kalksteinschichten im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1).
Nördliche Abbauwand mit regelmäßig gebankten Kalksteinschichten im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1).
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Blick über das Betriebsgelände des Steinbruchs Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). In diesem Steinbruch werden bis zu 60 m gut geschichtete, graubeige, dichte Kalksteine der Hangende-Bankkalke-Formation (joHB) abgebaut. Die Kalksteinschichten sind durch Mergelfugen getrennt. Verlehmte Klüfte und Spalten erhöhen den Feinkornanteil.
Blick über das Betriebsgelände des Steinbruchs Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). In diesem Steinbruch werden bis zu 60 m gut geschichtete, graubeige, dichte kalksteine der Hangende-Bankkalke-Formation (joHB) abgebaut. Die Kalksteinschichten sind durch Mergelfugen getrennt. Verlehmte Klüfte und Spalten erhöhen den Feinkornanteil.
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Rohstoffgewinnung im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1) im natürlich aufgelockerten Kalkstein durch Reißen und Baggern. Blick nach Nordosten. Die aus den Hangenden Bankkalken des Oberen Juras hergestellten Produkte werden überwiegend im Verkehrswege-, Hoch- und Tiefbau eingesetzt.
Rohstoffgewinnung im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1) im natürlich aufgelockerten Kalkstein durch Reißen und Baggern. Blick nach Nordosten. Die aus den Hangenden Bankkalken des Oberen Juras hergestellten Produkte werden überwiegend im Verkehrswege-, Hoch- und Tiefbau eingesetzt.
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Detailaufnahme der Abbauwand im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8) aus Bankkalksteinen mit Mergelsteinlagen (Länge des Maßstabs 3 m).
Detailaufnahme der Abbauwand im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8) aus Bankkalksteinen mit Mergelsteinlagen (Länge des Maßstabs 3 m).
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Kalkstein mit Mergelzwischenlagen im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8). Insbesondere im oberen Bereich wittern die Bänke dünnplattig auf.
Kalkstein mit Mergelzwischenlagen im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8). Insbesondere im oberen Bereich wittern die Bänke dünnplattig auf.
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Im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8) liegen über 4 m Kalkstein etwa 1,5 m Kies und Sand.
Im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8) liegen über 4 m Kalkstein etwa 1,5 m Kies und Sand.
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Abbauwand im Nordwesten des Steinbruchs Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Abbau mittels Reißen und maschinellem Abgraben. Links im Bild ist eine Abschiebung zu erkennen.
Abbauwand im Nordwesten des Steinbruchs Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Abbau mittels Reißen und maschinellem Abgraben. Links im Bild ist eine Abschiebung zu erkennen.
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Kies und Sand werden im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8) maschinell abgegraben, der Kalkstein wird auch gesprengt. Gefördert wird für den Eigenbedarf. Sand und Kies werden zu Kies-Sand-Gemischen klassiert und der Kalkstein wird zu Splitt/Schotter gebrochen. Verwendet werden die Produkte überwiegend im Tiefbau wie Kanalbau, Straßenbau, zum Verfüllen und für den privaten Hausbau.
Kies und Sand werden im Steinbruch Mühlhausen-Ehingen (RG 8118-8) maschinell abgegraben, der Kalkstein wird auch gesprengt. Gefördert wird für den Eigenbedarf. Sand und Kies werden zu Kies-Sand-Gemischen klassiert und der Kalkstein wird zu Splitt/Schotter gebrochen. Verwendet werden die Produkte überwiegend im Tiefbau wie Kanalbau, Straßenbau, zum Verfüllen und für den privaten Hausbau.
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Gewinnung der Bankkalksteine der Hangende-Bankkalke-Fm. im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Höhe der Abbauwand ca. 40 m.
Gewinnung der Bankkalksteine der Hangende-Bankkalke-Fm. im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Höhe der Abbauwand ca. 40 m.
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Abbau von Kalkstein im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Abgebaut wird soweit wie möglich durch Reißen und maschinelles Abgraben mittels Bagger. Durch Sprengungen würde das Gestein zertrümmert und mit den nicht verwertbaren hohen Mergel- und Lehmbestandteilen zu sehr vermischt.
Abbau von Kalkstein im Steinbruch Neuhausen ob Eck (RG 8019-1). Abgebaut wird soweit wie möglich durch Reißen und maschinelles Abgraben mittels Bagger. Durch Sprengungen würde das Gestein zertrümmert und mit den nicht verwertbaren hohen Mergel- und Lehmbestandteilen zu sehr vermischt.
Externe Lexika
Litholex
Literatur
- (1995). Erläuterungen zu Blatt 7919 Mühlheim an der Donau. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 139 S., 4 Beil., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (2005b). Blatt L 7920 Sigmaringen, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 151 S., 19 Abb., 6 Tab., 1 Kt., 1 CD-ROM, Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau). [Bearbeiter: Werner, W. & Kleinschnitz, M.]
- (1993). Erläuterungen zu Blatt 8119 Eigeltingen. – 2. erg. Aufl., Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 84 S., 2 Taf., 4 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg).
- (2002). Erläuterungen zu Blatt 8019 Neuhausen ob Eck. – 2. erg. Aufl., Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 86 S., 4 Taf., 3 Beil., Stuttgart (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
- (1995b). Lagerstättenpotentialkarte für die Region Neckar-Alb. Rohstoffgeologische Untersuchung der Kalksteinvorkommen des Weißen Juras. 161 S., 5 Anl., Freiburg i. Br. (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [unveröff.]