Im gesamten Alpenvorland sind Rutschungen in den tertiären Gesteinen der Molasse weit verbreitet.
Charakteristische Rutschhorizonte befinden sich dabei in aller Regel in den Tonmergelsteinen der Unteren und Oberen Süßwassermolasse. Sofern auf den Tonmergelsteinen wasserführende, gut durchlässige Gesteine aufliegen, wird das Auflager aus rutschempfindlichen, veränderlich festen Gesteinen durchfeuchtet und entfestigt. Als Folge dessen kommt es zu einem Abgleiten der aufliegenden Gesteinspakete. Als überlagernde Gesteine kommen sowohl Sandsteine der Unteren und Oberen Süßwassermolasse, als auch andere poröse Gesteine (z. B. Obere Brackwassermolasse, Quartäre Deckenschotter) in Frage (Wagenplast, 2005).
Große, sehr tiefgründig ausgebildete Rutschungen sind häufig an den weiträumigen und steilen Hängen zu finden, die im Zuge der letzten Eiszeit entstanden sind. Die Gleitflächen sind in Tiefen bis im Zehnermeter-Bereich ausgebildet. Diese tiefgreifenden Rutschungen sind unmittelbar nach Ende der letzten Eiszeit entstanden (Erb, 1934).
Innerhalb der Molassegesteine treten aber auch flachgründige Rutschungen auf, die häufig nur eine Mächtigkeit von ca. einem Meter erreichen. Bei entsprechender Durchfeuchtung ruscht hierbei zumeist die Verwitterungsdecke der Sand-/Mergelsteine auf den unverwitterten Gesteinpaketen ab.
Die tiefgründigen Rutschungen treten sowohl an natürlich gebildeten steilen Hangmorphologien, als auch an künstlichen Hanganschnitten (Böschungen) auf. Bei den tiefgründigen Rutschungen an künstlichen Anschnitten handelt es sich in der Regel um reaktivierte ältere Rutschkörper. Flachgründige Rutschungen treten häufig an Böschungen im Bereich von Molassegesteinen auf.
Im Bereich der Steiluferlandschaft des Bodensees sind zahlreiche sowohl flach- als auch tiefgründige Rutschungen vorhanden. Insbesondere die Umgebung im Bereich der Ortschaft Sipplingen ist als „Sipplinger Dreieck“, als Gebiet mit zahlreichen Rutschungen bekannt.
Außerdem sind die zahlreichen großflächigen Rutschgebiete im Übergang des Bodenseebeckens zum Oberschwäbischen Hügelland besonders hervorzuheben. Ein prominentes Beispiel für eine solche Großrutschung liegt südwestlich der Ortschaft Heiligenberg.
Literatur
- (1934). Erläuterungen zu den Blättern Überlingen (Nr. 148) und Reichenau (Nr. 161). – Erl. Geol. Spezialkt. Baden, 120 S., 4 Taf., 2 Beil., Freiburg i. Br. (Badische Geologische Landesanstalt). [Nachdruck 1989: Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., Bl. 8220 Überlingen-West und 8320 Konstanz-West; Stuttgart]
- (2005). Ingenieurgeologische Gefahren in Baden-Württemberg. – LGRB-Informationen, 16, S. 1–79.