Die Hochlagen des Grundgebirgs-Schwarzwalds mit ihrem niederschlagsreichen, subatlantisch getönten Klima bieten günstige Voraussetzungen für das Aufwachsen von Mooren. Aufgrund der hohen Reliefenergie und der damit verbundenen hydrologischen Verhältnisse im größten Teil des Mittelgebirges nimmt die Bodenlandschaft der Moore und Anmoore in der Bodengroßlandschaft jedoch nur 1,3 % der Bodenfläche ein. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt naturgemäß in den gefällearmen Wasserscheidenbereichen des Mittleren Schwarzwalds und den östlich anschließenden danubischen Talmulden. Darüber hinaus treten Moorbildungen besonders in den Hohlformen des einstigen Glazialraums des Hochschwarzwalds auf, der sich nach Süden mit einer Vielzahl kleinerer Moore auf den Hochflächen des Hotzenwalds fortsetzt.
Den weitaus größten Flächenanteil besitzt Kartiereinheit a18, in der Anmoorgleye, Gleye und Moorgleye sowie untergeordnet auch kleine geringmächtige Niedermoore in nassen Hohlformen und an Flachhängen zusammengefasst wurden. Auf dichtgelagerten Glazialablagerungen sind sie zudem mit Stagnogleyen und Moor-Stagnogleyen vergesellschaftet. Die ganzjährig feuchten bis nassen Standorte werden durch extensives Grünland oder Wald genutzt und sind durch einen sehr stark humosen bis anmoorigen Oberboden oder eine geringmächtige Torfauflage (< 3 dm, Moorgley) gekennzeichnet.
Während die Anmoorgleye im Oberboden einen Gehalt an organischer Substanz von 15–30 % aufweisen, handelt es sich bei Mooren im bodenkundlichen Sinne um Böden, die eine Torfauflage von mehr als 3 dm Mächtigkeit mit einem Gehalt an organischer Substanz von über 30 Masse-% besitzen. Moore entstehen, wenn infolge von Wasserüberschuss und Sauerstoffarmut der vollständige Abbau der organischen Substanz verhindert wird.
Die in Tälern, Mulden und Senken des Grundgebirgs-Schwarzwalds verbreiteten Niedermoore werden in Kartiereinheit a10 beschrieben. Meist sind sie als Versumpfungsmoore aus Böden mit hochstehendem Grundwasser, z. T. auch als Quellmoore im Bereich von Wasseraustritten, an der Oberfläche entstanden. Die meisten in Kartiereinheit a10 ausgewiesenen Niedermoore besitzen Torfmächtigkeiten von nur 3–10 dm und sind mit Moorgleyen vergesellschaftet. In abgeschlossenen Hohlformen des Glazialgebiets entwickelten sich Niedermoore auch durch die Verlandung ehemaliger Seen (z. B. Hinterzartener Moor, Feldseemoor, Urseemoor bei Lenzkirch) und weisen dann oft hohe Torfmächtigkeiten auf.
Niedermoore besitzen noch Anschluss an das Grundwasser oder Oberflächenwasser, was eine gewisse Versorgung mit mineralischen Nährstoffen gewährleistet. Durch das Aufwachsen von Torfmoosen kann sich der Moorkörper jedoch soweit erhöhen, dass das weitere Moorwachstum allein vom Niederschlagswasser abhängig ist und so über das Zwischenstadium eines Übergangsmoors ein Hochmoor (Regenmoor) entsteht. Zahlreiche, meist kleinflächige Moorgebiete, in denen saure nährstoffarme Hochmoore randlich in Niedermoore und Moorgleye übergehen, wurden in Kartiereinheit a19 abgegrenzt. Wo mächtiger Hochmoortorf das Moorgebiet dominiert, wurde Kartiereinheit a55 ausgewiesen. Die Kartiereinheit nimmt insgesamt etwa eine Fläche von 1,8 km2 ein und besteht aus 94 Einzelflächen, von denen etwa zwei Drittel in Naturschutzgebieten liegen. Als größte Hochmoorgebiete sind das Hinterzartener Moor, das Blindenseemoor auf der Wasserscheide bei Schönwald und das Ibacher Moos im Hotzenwald zu nennen.
Das Hinterzartener Moor mit seinen zwei großen Hochmoorkernen ist mit über 100 ha Fläche der größte Moorkomplex des Schwarzwalds. Die Torfmächtigkeiten liegen teilweise über 10 m (Moorkataster der LUBW). In der Moormitte befindet sich ein 3,5 m mächtiger Sphagnumtorf, der als Schwingrasen auf Wasser schwimmt (Wimmenauer & Schreiner, 1999). Eine umfangreiche Beschreibung und eine Karte der Böden im Bereich des Hinterzartener Moors im Maßstab 1 : 10 000 wurde von Hädrich (2019) veröffentlicht. Das Moor hat sich in einer glazial entstandenen und tektonisch vorgeprägten Mulde über mehrere See-Vorstadien entwickelt. Torfabbauversuche Anfang des 20. Jh. erwiesen sich als nicht wirtschaftlich und wurden bald wieder eingestellt. Neben den damals gebauten Entwässerungsgräben führten u. a. auch der Verkehrswegebau, eine Deponie und die Düngung angrenzender landwirtschaftlicher Flächen zu Veränderungen im Wasser- und Nährstoffhaushalt des Moor-Ökosystems. Durch umfangreiche Renaturierungs- und Wiedervernässungsmaßnahmen, die seit ca. 20 Jahren durchgeführt werden, möchte man die Wiederherstellung eines naturnahen Zustands des Moors erreichen.
Kleinere Moorgebiete, die nach Bohraufnahmen aus dem Moorkataster der LUBW ebenfalls hohe maximale Torfmächtigkeiten von 6 bis 10 m aufweisen, finden sich z. B. nordwestlich und südlich von Hinterzarten sowie im Hotzenwald bei Dachsberg. Auch im Zentrum des Blindensee-Moors bei Schönwald werden die Torfschichten über 6 m mächtig.
Ein großer Teil der in der Bodenkarte ausgewiesenen Moore im Grundgebirgs-Schwarzwald steht heute unter Naturschutz und weist noch einen vergleichsweise guten Erhaltungszustand auf. Zum einen konnte im waldreichen und dünn besiedelten Schwarzwald der Energiebedarf in historischer Zeit einfacher, effektiver und auf kürzeren Transportwegen durch Brennholz gedeckt werden, so dass nur im eingeschränkten Maße bäuerlicher Torfstich stattfand. Zum anderen war die Entwässerung der Moore und ihre Nutzung als Grünland in den regenreichen Hochlagen des Schwarzwalds, mit seiner ohnehin kurzen Vegetationszeit, den umliegenden Wiesen und Weiden in der Futterleistung des Aufwuchses deutlich unterlegen. Hinzu kommt, dass der Landhunger auf weniger ertragreiche und vermoorte Grenzstandorte aufgrund des Anerbenrechts bei geschlossenen Hofgütern deutlich geringer war als in den Realteilungsgebieten.
Kleinflächige, nicht auskartierte Moore und Anmoorgleye kommen auch als Begleitböden in Kartiereinheiten anderer Bodenlandschaften vor, insbesondere in kleinen Hohlformen im Bereich der Glazialablagerungen des Hochschwarzwalds (a22).
Weiterführende Links zum Thema
- Moorkarte (BK50) / Daten- und Kartendienst der LUBW
- LUBW – Moorkataster
- Moorschutzkonzeption Baden-Württemberg
- Managementplan für das FFH-Gebiet 8114-341 „Hochschwarzwald um Hinterzarten“ (PDF)
- Modellprojekt für Klimaschutz durch Wiedervernässung von Moorgebieten mit hohem Naturpotenzial in Baden-Württemberg (PDF)
Literatur
- (2019). Die Böden im Naturschutzgebiet „Hinterzartener Moor“ und angrenzende Bereiche. – Freiburger Bodenkundliche Abhandlungen, 46, S. 1–201, 1 Beil.
- (1999). Erläuterungen zu Blatt 8014 Hinterzarten. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 189 S., 1 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).