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Bodeneigenschaften

Eigenschaften der Böden auf der Albhochfläche (Oberjura)

Das Bild zeigt eine aus gelblichem Gestein bestehende Wand einer Baugrube. Das kleinbrockig aufeinandergeschichte Gestein ist mit einem größeren Riss durchzogen, der sich mit nachrutschender Erde gefüllt hat.
Lehmverfüllte Karstspalten in einer Baugrube bei Grabenstetten

Die Standorteigenschaften der Böden auf der verkarsteten Alb hängen in erster Linie von ihrem Wasserspeichervermögen und damit v. a. von ihrer Gründigkeit ab. Diese kann allerdings kleinräumig sehr stark wechseln. So können Baumwurzeln über einer Karstspalte metertief eindringen, während das Gestein daneben bis nahe an die Oberfläche reicht und nur eine flache Durchwurzelung erlaubt. Besonders auf Bankkalken kann sich über dem Gestein pleistozäner Frostschutt gebildet haben, der schluffig-toniges Verwitterungsmaterial aus Mergelzwischenlagen enthält und damit deutlich mehr Wasser speichern kann als ein flachgründiger Standort auf kaum verwittertem Massenkalk. Eine deutliche Verbesserung der Eigenschaften ist dort gegeben, wo eine Überdeckung mit lösslehmhaltigen Deckschichten vorliegt.

Das Foto zeigt ein Bodenprofil unter Wald. Es handelt sich um ein Musterprofil des LGRB. Das fünf Horizonte umfassende, sehr steinige Profil ist etwa 60 cm tief.
Mittel tief entwickelte Braunerde-Terra fusca, aus lösslehmreicher Fließerde über verwittertem Kalkstein des Oberjuras (Oberer Massenkalk) auf der Flächenalb nördlich von Langenenslingen (q40)

Im Vergleich zu den Rendzinen nehmen die aus dem tonigen Kalklösungsrückstand bestehenden Terrae fuscae nur eine geringe Fläche ein. Ihre Eigenschaften hängen von der Entwicklungstiefe und dem Vorhandensein von Resten einer lösslehmhaltigen Deckschicht ab. Aufgrund des stabilen kleinpolyedrischen Bodengefüges ist die Terra fusca trotz des hohen Tongehalts gut wasserdurchlässig und neigt nicht zu Staunässe. Meist handelt es sich um mittel bis mäßig tief entwickelte Böden, die in Kartiereinheit q40 zusammengefasst wurden und deren nFK als gering bis mittel und die KAK als mittel bis hoch einzustufen ist. Wo die Böden besonders tief entwickelt sind und sie erhöhte Humusgehalte oder Beimengungen von Mergelverwitterungston besitzen (q85, q33, q32), sind ihnen höhere Stufen hinsichtlich Wasserspeichervermögen und Sorptionskapazität zuzuweisen.

Das Bild zeigt einen in der Mitte gefurchten, graubraunen Acker mit Gesteinsschutt im Vordergrund. Im Hintergrund zieht sich ein Streifen grüner Landschaft mit bewaldeten Hügelkuppen.
Steinige „Ackerrendzinen“ mit grauem, mergeligem Feinmaterial und Mergelkalksteinen im Verbreitungsgebiet der Zementmergel-Formation bei Münsingen (q22)

Auf den kalkreichen Mergelsteinen der Zementmergel-Formation sind i. d. R. keine plastischen Tonböden verbreitet, sondern nur flach entwickelte Pararendzinen und Rendzinen (q22). Eine deutliche Gefügebildung und Übergänge zum Pelosol sind nur vereinzelt festzustellen. Die Böden mit steinigem, schluffig-tonigem Substrat sind schon an der Oberfläche kalkhaltig und meist flach bis mäßig tiefgründig. Sie weisen eine nur sehr geringe bis geringe nFK und eine geringe bis mittlere KAK auf. Etwas günstigere Eigenschaften haben die Pararendzinen in dem stärker verwitterten, weniger kalkreichen Material der Lacunosamergel-Formation. Dort treten in hängigen Lagen oft auch tiefgründigere Pararendzinen auf (q23), die sich in tonreichen Fließerden entwickelt haben. Sie besitzen eine geringe bis mittlere nFK und eine mittlere bis hohe KAK. Nur an wenigen Stellen, besonders im Ausstrichbereich der Lacunosamergel-Formation, wurden flach bis mäßig tief entwickelte Pelosole auskartiert (q28). Sie besitzen einen dichten, schwer durchwurzelbaren Unterboden und stellenweise schwach ausgeprägte Staunässemerkmale. Auf der Westalb treten lokal tief humose Pelosole mit schwarz gefärbten P-Horizonten auf.

Das Foto zeigt ein sehr tief aufgegrabenes Bodenprofil inmitten eines grünen Getreidefeldes.
Über 3 m mächtiges Kolluvium (q53) am tiefsten, zentralen Punkt einer großen Karstsenke südöstlich von Königsheim (Lkr. Tuttlingen)

Abgesehen von den mit Lösslehm bedeckten Verebnungen der Flächenalb finden sich die für den Landbau günstigsten Standorte auf der Albhochfläche in den Trockentalmulden und Karstsenken mit Lehmböden. Da in diesen Bereichen nicht mit Grund‑ und Stauwasserböden gerechnet werden muss und sich dort andererseits durch die Ablagerung lösslehmreicher Deckschichten und holozäner Abschwemmmassen mächtige Feinerdedecken gebildet haben, sind Böden mit guten Bodeneigenschaften verbreitet. Die schluffig-lehmigen, steinarmen bis steinfreien, humosen Substrate der tiefgründigen Kolluvien (q46) haben einen günstigen Wasser‑ und Nährstoffhaushalt. Sorptionskapazität und Feldkapazität sind dort weiter erhöht, wo unter geringmächtigem Kolluvium Rückstandston oder der Bt‑Horizont einer Parabraunerde lagert (q53). Wo von den Seiten eher steiniges Bodenmaterial in die Mulden gelangte oder Kolluvium in geringer Mächtigkeit über Kalksteinschutt lagert (q47, q55), sind ihre Eigenschaften entsprechend schlechter einzustufen. Eine Besonderheit sind die stark humosen Kolluvien, die in Einheit q51 abgegrenzt wurden. Wegen sehr hoher Humusgehalte und eines oft tonreichen Unterbodens ist die nFK als hoch und die KAK bei ihnen als hoch bis sehr hoch einzustufen. Dichtere und z. T. schwerer durchwurzelbare Unterböden finden sich in tonreichen Kolluvien (q48, q57, q58), deren Einzugsgebiet sich im Bereich von Mergelhängen befindet. Kleinflächige Besonderheiten sind die Talanfangsmulden von Schmiecha und Oberer Bära, in denen Quellaustritte und hochstehendes Grundwasser zur Vernässung und Vermoorung geführt haben (q79, q80). Durch Abtorfung und Entwässerungsmaßnahmen wurden diese Standorte stark verändert.

Eigenschaften der Böden im Bereich der tertiären Albüberdeckung

Das Bild zeigt ein aufgegrabenes Bodenprofil in einem nach links geneigten, bepflanzten Acker. Der untere Teil der Profilgrube sowie der Aushub links sind rötlich gefärbt.
Terra rossa an einem schwach geneigten Hang im Verbreitungsgebiet von Tertiärsedimenten bei Winterlingen-Harthausen (q42)

Vorherrschende Böden im Bereich der tertiären Albüberdeckung in der BGL Mittlere und Westliche Alb sind Pararendzinen und Rendzinen aus Jüngerer Juranagelfluh (q25). Ihre Eigenschaften hängen entscheidend vom Geröllanteil des Ausgangsmaterials ab. Wo dieser nicht sehr hoch ist, handelt es sich um tiefgründige, gut durchwurzelbare, bereits an der Bodenoberfläche kalkhaltige Böden mit mittlerer nFK und hoher KAK (Pararendzinen). Die kies- und geröllreichen Rendzinen sind entsprechend schlechter einzustufen. In den Muldentälchen sind neben tiefgründigen, schwach kiesführenden Kolluvien (q49), deren Eigenschaften denen im Oberjuragebiet ähneln, örtlich auch Gley-Kolluvien (q63) und Gleye (q77) mit deutlichem Grundwassereinfluss verbreitet. Die Terrae fuscae und Terrae rossae, die aus einem Gemisch von Oberjura- und Tertiärverwitterungsmaterial bestehen (q42), sind in ihren Eigenschaften mit den Terrae fuscae des Oberjuragebiets vergleichbar. Ihre Eigenschaften sind stark von der schwankenden Entwicklungstiefe und dem Steingehalt abhängig. Wo am Ausgangsmaterial viel Mergel beteiligt ist, verlief die Bodenentwicklung eher zu Pelosolen, die eine vergleichsweise geringere Wasserdurchlässigkeit besitzen.

Eigenschaften der Böden an den Hängen

Das Bild zeigt einen bewaldeten, nach links abfallenden Steilhang. Links und im Hintergrund liegen große, ausgerissene Wurzelballen, vermischt mit Erde und Schutt. Rechts ist in einer Vertiefung der Unterboden sichtbar.
Steilhang im Schmiechatal bei Albstadt-Ebingen mit Rendzinen aus Kalkstein-Hangschutt (q11)

An den steilen Trauf- und Talhängen entscheidet die Mächtigkeit der Schuttdecken und v. a. deren Gehalt an mineralischem Feinmaterial sowie an organischer Substanz über das Wasserspeichervermögen und damit über die Leistungsfähigkeit der meist forstlich genutzten Standorte. Bei den Rendzinen aus Kalksteinschutt an den Hängen (q7, q8, q11) ist die nFK meist als gering einzustufen. Aus der abgestorbenen organischen Substanz bildet sich bei ständiger Kalknachlieferung ein schwarzer Ah‑Horizont mit einem lockeren Bodengefüge aus stabilen Krümeln mit einem reichen Bodenleben und einem hohen Nährstoffumsatz. Die Mullrendzinen aus Kalksteinschutt können aufgrund ihres günstigen Gefüges mehr pflanzenverfügbares Wasser speichern als vergleichbare flachgründige Böden aus anderen Ausgangsgesteinen. Das hohe Stickstoffangebot wird durch eine artenreiche Bodenflora angezeigt. Wo die Schuttdecken zur Ruhe gekommen sind, ist der Ah‑Horizont oberhalb 1–3 dm u. Fl. oft karbonatfrei. In den feinscherbigen Schuttdecken („Bergkies“) ist der Wurzelraum stellenweise durch verfestigte Kalkausfällungen unter dem Ah‑Horizont eingeschränkt.

Eigenschaften der Böden in den Talauen

Das Bild zeigt eine an Wasser grenzende Wiese mit dahinter rechts und links aufragenden, felsigen Waldhängen. Zwischen den Felsen geht der Blick auf Gebäude, Wiesen und weitere bewaldete Höhen.
Grundwasserbeeinflusste Auenböden (q68) in der Talsohle der Großen Lauter

In den gewässerführenden Tälern der Alb ist der Karstwasserspiegel angeschnitten. Verbreitet treten mäßig grundwasserbeeinflusste Auenböden aus tiefgründigem, örtlich mäßig tiefgründigem kalkreichem Auenlehm auf, die überwiegend als Grünland genutzt werden (q68). In Talabschnitten mit tief liegendem Grundwasser wird z. T. auch Ackerbau betrieben (q64, q66). Bis in die 60er Jahre des 20. Jh. gab es in vielen Albtälern noch Grabensysteme zur Wiesenbewässerung. Durch Wasserzufuhr in Trockenzeiten und Nährstoffzufuhr sollte so der Grünlandertrag gesteigert werden. In den Talabschnitten mit Feuchtwiesen, Nasswiesen und Hochstaudenfluren dominieren bei andauernd hoch stehendem Grundwasser kalkhaltige Auengleye. Begleitend können auch kalkhaltige Anmoorgleye auftreten (q71). Wo an den Auensedimenten viel verschwemmtes Kalktuffmaterial beteiligt ist, treten neben lehmigen auch sandige Bodenarten auf. Örtlich wird das Auensediment auch direkt von lockerem oder festem Kalktuff (Sinterkalk) unterlagert. Dies ist besonders bei den in den Kartiereinheiten q65 und q67 abgegrenzten Auenböden der Fall. Die Böden sind in diesen Bereichen sehr kalkreich und haben eine hohe Wasserdurchlässigkeit.

Literatur

  • Jentsch, H. & Franz, M. (1999). Erläuterungen zu Blatt 7621 Trochtelfingen. – Erl. Geol. Kt. 1 : 25 000 Baden-Württ., 126 S., 4 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
  • Müller, S. (1962). Typische Waldbodenprofile der Schwäbischen Alb. – Mitteilungen des Vereins für Forstliche Standortskunde und Forstpflanzenzüchtung, 12, S. 90–95.
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