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Böden der Hangbereiche und schmalen Bergrücken im zertalten Grundgebirgs-Schwarzwald

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt
Blick auf einen Steinbruch am Unterhang eines bewaldeten, nach rechts ansteigenden Berges. Das Gestein des Bruchs ist weißlich bis rötlich grau. Der rechte obere Teil des Steinbruches ähnelt einer geöffneten Muschel.
Flasergneis-Steinbruch bei Hausach-Hechtsberg im Kinzigtal

Die Braunerden aus Schuttdecken der im Mittleren Schwarzwald weit verbreiteten basenärmeren Flasergneise sind unter Wald oft podsolig (a206). Die Schuttdecken aus dem harten, oft felsbildenden Gestein sind im Vergleich zu KE a3 skelettreicher und sandiger ausgebildet und die Böden weisen tendenziell eine geringere Entwicklungstiefe auf.

Das Bild zeigt ein aufgegrabenes Bodenprofil unter Grünland. Das Profil ist durch eine beschriftete Kreidetafel als Musterprofil des LGRB ausgewiesen. Das in fünf Horizonte gegliederte, unten Schutt führende Profil ist 85 cm tief.
Mittel tief entwickelte podsolige Braunerde aus Hangschutt über anstehendem Paragneis (a120)

Auf den ebenen und schwach geneigten Scheitelbereichen der zwischen den Tälern gelegenen Bergrücken sind im Gneisgebiet ebenfalls mittel tief bis tief entwickelte Braunerden verbreitet. Der anstehende Gesteinszersatz der Paragneise tritt hier meist bereits oberhalb 1 m u. Fl. auf (a205). Auf Flasergneis sind auch die Braunerden der Scheitelbereiche oft podsolig und steiniger ausgebildet (a202). Für den Mittleren Talschwarzwald und den stark zertalten Westen im Nord- und Südschwarzwald sind die schmalen Bergkämme und geneigten Hangrücken charakteristische Reliefelemente. In diesen exponierten Lagen sind die Braunerden meist nur flach bis mittelgründig und mit Rankern vergesellschaftet. Auch hier wurden die oft stärker podsolierten Böden auf Flasergneis (a122) von denen auf Paragneis und Migmatit (a120) unterschieden.

Das Foto zeigt ein Bodenprofil des LGRB unter Acker. Das in vier Horizonte gegliederte, rötlich braune  Profil hat eine Tiefe von 90 cm und führt rechts unten rechteckige Steine. Rechts oben zeigt eine Tafel den Namen und die Nummer des Profils an.
Braunerde-Regosol aus einer Schuttdecke aus Brandeck-Quarzporphyr (Begleitboden in a212)

In den ebenen bis schwach geneigten Scheitelbereichen auf den zwischen den Tälern gelegenen Bergrücken sind mittel und mäßig tiefe, unter Wald podsolige Braunerden verbreitet (a213). In 3–7 dm Tiefe folgt oft schon der angewitterte Granit, örtlich auch Quarzporphyr (Rotliegend-Magmatite) oder Ganggesteine. Begleitend können auch stärker podsolierte Böden vorkommen und in Mulden und Sattellagen treten örtlich geringmächtige Kolluvien sowie Gley-Braunerden auf. Während Kartiereinheit a213 ihr Hauptverbreitungsgebiet im Nordschwarzwald und Mittleren Schwarzwald hat, ist die auf den schmalen Bergkämmen und Hangrücken ausgewiesene Kartiereinheit a212 in den Granitgebieten des gesamten zertalten westlichen Grundgebirgs-Schwarzwalds verbreitet. Neben flach und mittel tief entwickelten, stein- und blockführenden podsoligen Braunerden sind dort z. T. auch nur flachgründige Braunerde-Ranker und Ranker entwickelt.

Blick auf ein Musterprofil des LGRB unter Laub. Die sichtbare Profilwand besteht fast nur aus Gesteinsschutt und ist etwa 60 Zentimeter tief. Oben zeigt eine Tafel Nummer und Name des Profils an.
Skeletthumusboden auf Gneis-Blockschutt (a207)

Durch die rückschreitende rhenanische Erosion entstanden im Grundgebirgs-Schwarzwald junge tiefe Taleinschnitte, in denen immer wieder auch übersteilte Hangbereiche mit Felsbildungen und jungen Schutthalden auftreten (a207, a1). Oft sind diese an relativ harte, schwer verwitterbare Gesteine wie Ganggranite, Granitporphyre, Quarzporphyre und Flasergneise gebunden. Generell ist in diesen Bereichen von einem kleinräumigen Bodenwechsel auszugehen. Auf den Schutthalden finden sich wenig entwickelte Böden wie Regosole und Braunerde-Regosole, die mit Braunerden unterschiedlichster Entwicklungstiefe wechseln. Bereichsweise finden sich unterhalb von Felsen auch Skeletthumusböden, die aus jungem Gesteinsschutt bestehen, der in den Zwischenräumen lediglich schwarzen Feinhumus enthält. Teilweise werden diese Bildungen von den älteren Braunerden unterlagert. Im Bereich der Felsen und auf grobem Blockschutt treten zusätzlich Ranker, Syroseme und Felshumusböden auf. In eingeschnittenen Rinnen können Hanggleye, Quellengleye und Nassgleye auftreten. Die Böden der an den Fels- und Schutthängen der Granitgebiete ausgewiesenen Kartiereinheit a1 sind z. T. deutlich podsoliert und oft durch Ansammlungen großer Blöcke („Wollsäcke“) gekennzeichnet. Der Feinboden ist sandiger als an den Schutthängen im Gneis- und Migmatitgebiet (a207). Beide Kartiereinheiten treten überwiegend als eher kleinflächige Vorkommen auf. Gewisse Verbreitungsschwerpunkte gibt es jedoch in den schluchtartigen Tälern des Südschwarzwalds (Höllental, Zastler Tal, St. Wilhelmer Tal, Albtal, Schwarzatal usw.).

  • Teilansicht von hellgrauen bis dunkelgrauen Gesteinsblöcken. Die Blöcke sind unterschiedlich groß und liegen aufeinander.
  • Blick auf einen nach rechts und zum Hintergrund hin ansteigenden bewaldeten Berghang. Zwischen den Bäumen haben sich zahlreiche große Gesteinsblöcke angesammelt, die auf- und nebeneinander liegen. Das graue Gestein ist teils stark bemoost.
  • Halb seitlicher, halb abwärts gerichteter Blick auf einen Berghang. Der Hang fällt steil nach rechts hin ab und ist großräumig mit Gesteinsschutt bedeckt. Am unteren Rand bilden eng stehende hohe Bäume eine Grenze.
  • Teilansicht von hellgrauem, stark in Schrägrichtung zerklüftetem Gestein. Zwischen den Spalten und Ritzen haben sich kleine Pflanzen angesiedelt.
  • Nach rechts hin erhebt sich ein schmaler, länglicher Berghang mit treppenartig hervorstehendem, überwachsenem Gestein. Neben Gebüsch im Vordergrund sind hinter dem Bergrücken auch hohe Nadelbäume zu sehen.
  • Seitlicher Blick auf einen nach links hin aufsteigenden Waldhang mit vorne aufgeschlossenem rötlich braunem Boden. Nach rechts hin bedeckt abgerutschter feinkörniger Schutt den Boden.
Blick von hochgelegenen Wiesen hinab in ein enges Schwarzwaldtal mit links und rechts aufsteigenden, teils bewaldeten Berghängen. In der Talmitte liegt eine kleine, einer kurvigen Straße folgende Ortschaft. Im Hintergrund sind weitere bewaldete Berge.
Kirnbachtal südlich von Wolfach im Mittleren Schwarzwald

Für die unteren Hangbereiche im Mittleren Schwarzwald, die durch die landwirtschaftliche Nutzung in historischer Zeit eine starke anthropogene Überprägung erfahren haben, wurde insbesondere im Kinzigtal und seinen Nebentälern eine eigene Kartiereinheit a132 vergeben. Die Hänge in Höhenlagen zwischen 250 und 800 m NN werden heute überwiegend als Grünland oder Wald und nur in den tieferen Lagen örtlich durch Obst- und Ackerbau genutzt. Über Jahrhunderte, z. T. bis in die Mitte des 20. Jh. hinein, fand dort jedoch eine Feld-Gras- oder Feld-Wald-Wirtschaft statt, die sog. Reutbergwirtschaft (vgl. Übersichtskapitel). Folgen dieser Wirtschaftsweise sind Wald- und Grünlandböden, die durch die frühere Bodenbearbeitung bis in den Unterboden humos sind (Braunerde, rigolte Braunerde). Daneben finden sich durch die Bodenerosion verkürzte Bodenprofile wie flach entwickelte Braunerden und Braunerde-Ranker sowie die zugehörigen Kolluvien am Unterhang und in Hangmulden. Mancherorts sind Ackerterrassen und Lesesteinhaufen als Zeugen der vergangenen Nutzungsformen erhalten.

  • Blick auf ein braunes Musterprofil des LGRB unter Wald. Das Steine führende Profil ist 130 Zentimeter tief. Links sind sieben Bodenhorizonte unterschieden.
  • Das Bild zeigt ein braunes Musterprofil des LGRB unter Wald. Die zahlreiche Steine führende Profilwand ist 110 Zentimeter tief. Links sind fünf Bodenhorizonte unterschieden.
  • Blick auf ein ockerbraunes Musterprofil des LGRB unter Wald. Die aufgeschlossene Profilwand ist 150 Zentimeter tief. Links sind sechs Bodenhorizonte angegeben.
  • Das Foto zeigt ein nach rechts abfallendes, 130 cm tiefes Musterprofil des LGRB unter Wald. Die aufgeschlossene, ockerbraune Profilwand führt Gesteinsstücke und Holzreste, unten auch Gesteinsschollen. Links sind vier Bodenhorizonte angegeben.
  • Blick auf ein unter altem Laub liegendes Musterprofil des LGRB. Die aufgeschlossene Profilwand ist oben schwärzlich, darunter vermischen sich Braun- und Orangetöne. Das Profil ist über 120 Zentimeter tief.

Literatur

  • Garcia-Gonzales, M. & Wimmenauer, W. (1975). Mineralogische und geochemische Untersuchungen an tektonischen Störungszonen im Grundgebirge des Schwarzwaldes. – Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br., 65, S. 97–118.
  • Stahr, K. (1979). Die Bedeutung periglazialer Deckschichten für Bodenbildung und Standorteigenschaften im Südschwarzwald. – Freiburger Bodenkundliche Abhandlungen, 9, S. 1–273.
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