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Zementrohstoffe

Verbreitungsgebiete: Schwäbische Alb, Muschelkalk-Landschaften (Gäulandschaften)

Erdgeschichtliche Einordnung: Unterer und Oberer Muschelkalk (mu, mo); Unter- und Oberjura (ju, jo)

(Hinweis: Die Rohstoffkartierung liegt noch nicht landesweit vor. Der Bearbeitungsstand der Kartierung lässt sich in der Karte über das Symbol „Themenebenen“ links oben einblenden.)

Kartenausschnitt
Kartenausschnitt

Lagerstättenkörper, Gestein

Blick auf eine 20 Meter hohe Abbauwand in einem Steinbruch. Das anstehende Gestein rechts im Bild ist hell, links davon befindet sich dunkelgraues und dunkelgelbes Gestein. Die verschiedenen Gesteine sind miteinander verwachsen.
Bankkalke und Mergel auflagernd auf Massenkalk

Verschiedene geologische Formationen enthalten bedeutende Zementrohstofflagerstätten:

1) Unterer und Oberer Muschelkalk im Oberrheingraben, im Kraichgau und entlang des Neckars und seinen Nebenflüssen; der meist zu hohe Kalkgehalt dieser geschichteten Kalksteinvorkommen im Muschelkalk erfordert i. d. R. die Zugabe von Tonen oder Lehmen. Günstig können sich daher solche geologischen Standorte erweisen, wo die Gesteine des Muschelkalks von Löss und Lösslehm überdeckt sind und zudem lehmerfüllte Karstschlotten enthalten, wie z. B. im Walzbachtal bei Wössingen; seit der Umstellung der Zementproduktion auf Trockenverfahren (Zyklonvorwärmer) kann der Lösslehm hier allerdings nicht mehr als Rohstoff verwertet werden. Die Zementwerke bei Heidelberg und Leimen bauen mergelige Kalksteine des Unteren und Oberen Muschelkalks ab.

Umrissvon Baden-Württemberg mit den Regionsgrenzen und den Standorten der Zementwerke im Land.
Darstellung der Standorte der Zementwerke in Baden-Württemberg

3) Die entlang des Albtraufs weit verbreiteten Wechsellagerungen von Kalksteinen und Mergelsteinen, wie z.B. die Wohlgeschichtete-Kalke-Formation, eignen sich ebenfalls als Zementrohstoffe; derzeit werden sie nur für das Zementwerk Dotternhausen abgebaut.

4) Auf der mittleren und östlichen Schwäbischen Alb stellen die tonigen Kalksteine und Kalkmergelsteine der Zementmergel-Formation bzw. Mergelstetten-Formation des Oberjuras die Grundlage der Zementindustrie dar, da deren Zusammensetzung von Natur aus etwa derjenigen des 1843 in England entwickelten künstlichen Portlandzements entspricht. Die Zementmergel im Raum Ulm stellen seit 1864 die Rohstoffbasis für die „Wiege der deutschen Zementindustrie“ dar.

Petrographie

Ausschnitt aus einer Abbauwand in einem Steinbruch. Das anstehende Gestein ist in der oberen Hälfte dunkelgrau und in der unteren Hälfte schmutzig gelb. Vor allem im unteren Bereich ist eine horizontale Schichtung zu erkennen.
Abbauwand mit Schichten der Mergelstetten-Formation

Als Zement wird in der Bauindustrie ein feingemahlenes, hydraulisches Bindemittel für Mörtel oder Beton bezeichnet, das im Wesentlichen aus Verbindungen von Calciumoxid (CaO) mit Siliziumdioxid (SiO2), Aluminiumoxid (Al2O3) und Eisenoxid (Fe2O3) besteht. Von herausragender Bedeutung für die Bauindustrie ist der sog. Portlandzement. Er besteht im Mittel aus: CaO 66,5 %, SiO2 21,5 %, Al2O3 5,5 %, Fe2O3 2,5 %. Die durch Brennen erzeugten Zementteilchen (Zementklinker), vorrangig Calciumsilikate und -aluminate, bilden bei Zugabe von Wasser Hydrate, die durch Gelbildung die Verfestigung des Zements bewirken. Der Zementrohstoff soll in seiner chemischen Zusammensetzung möglichst nahe an die o. g. Werte herankommen. Die Kalkmergelsteine der Zementmergel-Formation von Ulm zeigen schichtweise Wechsel im der Zusammensetzung: 8–15 Gew.‑% SiO2, 2–8 % Al2O3, 1,4–7 % Fe2O3, 33–49 % CaO, 0,5–2,5 % MgO. Durch Mischen dieser Gesteine kann ein fast idealer Zementrohstoff erzeugt werden, dem lediglich noch Quarzsand und etwas Ton zugegeben werden muss. Die chemische Zusammensetzung des Posidonienschiefers hingegen liegt im Mittel bei 25 Gew.‑% SiO2, 9 % Al2O3, 4,5 % Fe2O3, 26 % CaO, 2 % MgO, 5,9 % SO3 und 9 % Kohlenwasserstoffe, was zeigt, dass besonders Kalkstein zur Mischung zugegeben werden muss; im nahen Stbr. Plettenberg werden mergelige Kalksteine der Wohlgeschichtete-Kalke-Formation abgebaut und im Werk zugemischt.

Panoramabild von erhöhtem Standpunkt, welches einen Steinbruch zeigt. Das anstehende Gestein ist schmutzig gelb. Im Hintergrund sind Industrieanlagen zu erkennen.
Übersicht über einen Teil des Steinbruchs Allmendingen
Blick in einen Steinbruch, in welchem hellgraues, an manchen Stellen gelbliches Gestein in mehreren Stufen abgebaut wird. Im Vordergrund befinden sich einige Büsche.
Abbau von Kalksteinen und Kalkmergelsteinen

Verwendung: Erzeugt werden folgende Zementarten:

1) Portlandzement (aus Portlandzementklinker, der bei ca. 1400 °C bis zum Sintern gebrannt wird; wichtigste Komponenten sind Di- und Tricalciumsilicate, Calcium­aluminatferrit, Tricalciumaluminat, freies CaO und MgO); Portlandzement wird aus Kalk und Ton erzeugt, wobei der Anteil an Kalk etwa doppelt so hoch sein soll wie die Summe aus Kieselsäure, Tonerde und Eisenoxid.
2) Portlandkompositzemente: Klinker und 6–35 M-% anderer Bestandteile wie Hüttensand, Trass, ge­brannter Ölschiefer, Flugasche und Kalkstein
3) Hochofenzement
4) Puzzolanzement
5) Kompositzement. Zement wird vor allem für die Erzeugung von Beton verwendet.
Unter Beton versteht man einen künstlichen Stein, der aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand, Kies und Splitt erzeugt wird. Portlandzemente und Portland-Kompositzemente stellen Bindemittel dar, die zusammen mit Zusatzstoffen und Zusatzmitteln unter Verwendung von Wasser zu Betonen mit unterschiedlichen Einsatzbereichen sowie zu Mörteln und Estrichen verarbeitet werden.

  • Das Bild zeigt eine splittrige graue Gesteinswand. Eine glattere und festere Schicht zieht sich durch das obere Drittel. In der Mitte und unten sind hellere Streifen zu erkennen.
  • Blick auf eine 20 Meter hohe Abbauwand in einem Steinbruch. Das anstehende Gestein rechts im Bild ist hell, links davon befindet sich dunkelgraues und dunkelgelbes Gestein. Die verschiedenen Gesteine sind miteinander verwachsen.
  • Panoramabild von erhöhtem Standpunkt, welches einen Steinbruch zeigt. Das anstehende Gestein ist schmutzig gelb. Im Hintergrund sind Industrieanlagen zu erkennen.
  • Ausschnitt aus einer Abbauwand in einem Steinbruch. Das anstehende Gestein ist in der oberen Hälfte dunkelgrau und in der unteren Hälfte schmutzig gelb. Vor allem im unteren Bereich ist eine horizontale Schichtung zu erkennen.
  • Das Bild zeigt eine Ansammlung von vielen unterschiedlich großen Blöcken aus hell- bis mittelgrauem Gestein. In der Bildmitte befindet sich ein weißer Maßstab.
  • Blick in einen Steinbruch, in welchem hellgraues, an manchen Stellen gelbliches Gestein in mehreren Stufen abgebaut wird. Im Vordergrund befinden sich einige Büsche.

Literatur

  • Börner, A., Bornhöft, E., Häfner, F., Hug-Diegel, N., Kleeberg, K., Mandl, J., Nestler, A., Poschlod, K., Röhling, S., Rosenberg, F., Schäfer, I., Stedingk, K., Thum, H., Werner, W. & Wetzel, E. (2012). Steine- und Erden-Rohstoffe in der Bundesrepublik Deutschland. – Geologisches Jahrbuch, Sonderhefte, SD 10, 356 S., Hannover (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe und Staatliche Geologische Dienste). [212 Abb., 54 Tab., Anh.]
  • LGRB (2001c). Blatt L 7724/L 7726 Ulm/Neu-Ulm, mit Erläuterungen. – Karte der mineralischen Rohstoffe von Baden-Württemberg 1 : 50 000, 116 S., 2 Abb., 14 Tab., 1 Kt., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [Bearbeiter: Bock, H., m. Beitr. v. Kimmig, B., Werner, W. & Szenkler, C.]
  • Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (2006b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2006 – Gewinnung, Verbrauch und Sicherung von mineralischen Rohstoffen. – LGRB-Informationen, 18, S. 1–202, 1 Kt.
  • Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg (2013b). Rohstoffbericht Baden-Württemberg 2012/2013: Bedarf, Gewinnung und Sicherung von mineralischen Rohstoffen – Dritter Landesrohstoffbericht. – LGRB-Informationen, 27, S. 1–204.
  • Verein Deutscher Zementwerke e. V. (2000). Zement-Taschenbuch 2000. 49. Ausgabe, 779 S., Düsseldorf (Bau und Technik).
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