Der Bergbau bei Wieden im Südschwarzwald geht auf das 13. und 14. Jahrhundert zurück. Die alten oberen Stollen der Grube Finstergrund sind im ausgehenden Mittelalter zur Gewinnung von Silbererzen angelegt worden. Von 1920 bis 1972 galt das bergmännische Interesse dann dem Flussspat. Bis zur Stilllegung im Jahre 1972 sprengten die Bergleute ein Grubengebäude von rund 20 km Stollenlänge und 360 m Höhendifferenz in den Berg. Bereits 1975 wurde der Bergmannsverein Finstergrund Wieden von ehemaligen Bergleuten gegründet. Der Betrieb des Besucherbergwerks begann 1982. Seit 2022 gibt es eine offizielle Kooperation des Bergmannsvereins mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zur gemeinsamen Arbeit im Rahmen des “Lehr- und Forschungsbergwerks Finstergrund“.
Über den untersten Stollen, der erst in den 1950er Jahren aufgefahren worden ist, gelangen die Besucherinnen und Besucher heute mit der Grubenbahn in den abgebauten Gangbereich. Hier können die übrig gebliebenen Hohlräume und anstehenden Erzreste des ehemaligen Abbaus besichtigt werden. Die Stollen, Querschläge und Abbaue im Besucherbereich wurden aufwendig mit dem Hochdruckreiniger von den Verschmutzungen des Bergwerksbetriebs gereinigt. So kommen sowohl die Mineralgänge als auch das Nebengestein in voller Schönheit zur Geltung. Mit Schutzhelm ausgerüstet werden die Gäste auf überwiegend ebener Strecke mit gut begehbaren und ausgeleuchteten Wegen durch den Berg geführt. Druckluftbetriebene Bohrhämmer zeigen, wie Sprenglöcher hergestellt wurden. Ein Wurfschaufellader veranschaulicht eine modernere Art der Ladetechnik für den Vortrieb des Stollens. Das abgebaute Material wurde über kurze hölzerne Rutschen, sog. Rollenschnauzen, aus dem Abbau in die Förderwagen der Grubenbahn abgezogen. Das geförderte Roherz wurde über eine Seilbahn oder mit Lastwagen nach Utzenfeld zur Aufbereitungsanlage gebracht.
Der Finstergrundgang gehört zu einer größeren Gruppe von Mineralgängen, die in N–S- oder NNO–SSW-Richtung verlaufen und die Grundlage für den früheren Bergbau im Revier Wieden–Todtnau darstellen. Die Fluss- und Schwerspatgänge stehen sehr steil. Sie verlaufen etwa senkrecht zur Foliation des als Nebengestein anstehenden Gneises. Beim ersten Aufbruch des Finstergrundgangs zerbrach der Gneis und wurde zunächst durch Quarz und der ersten Generation von Fluorit verkittet. Durch die aufsteigenden, mineralreichen Lösungen verminderte sich die Reibung zwischen den aufgebrochenen Gesteinsmassen. Dies begünstigte die weitere Öffnung der Gangspalte, in der nochmals Fluorit mit wenig Quarz und etwas Bleiglanz abgeschieden wurde. Der bei einer späteren Bewegung des Gangs abgesetzte violette Fluorit II (Flussspat) wurde im Zuge einer dritten Gangöffnung teilweise wieder gelöst und durch Quarz ersetzt. Schließlich kristallisierte weißer Schwerspat (Baryt) aus, der in der Gangmitte Drusenhohlräume zeigt. Durch den mehrmaligen Aufbruch und nachfolgende Verkittung der Gangspalte entwickelte sich die charakteristische, gebänderte Struktur des Finstergrundganges.
Außer Fluss- und Schwerspat gibt es eine größere Zahl von Mineralien. An Erzmineralen sind Bleiglanz, Zinkblende, Magnetkies, Arsenkies und stellenweise etwas Kupferkies und Wolframit zu nennen. Vereinzelt finden sich die Karbonate Dolomit, Calcit und Ankerit.
Weiterführende Informationen finden sich bei Fuchs (2020), Hann & Zedler (2011), Hauck (2020), Hauck & Wietzel (2020), Steen & Werner (2020), Werner (2019d), Werner & Dennert (2004) sowie Werner & Markl (2020).
Externe Lexika
Wikipedia
Literatur
- (2020). Das Besucherbergwerk Finstergrund – Beschreibung des heutigen Besucherbergwerks. . Lagerstätten und Bergbau bei Wieden im Südschwarzwald, S. 151–165 (Der Erzgräber, Jhrg. 35, Heft 1/2 2020).
- (2011). Erläuterungen zur Geologischen Karte 1 : 25 000 von Baden-Württemberg, Blatt 8113 Todtnau. 166 S., Freiburg i. Br. (Regierungspräsidium Freiburg – Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).
- (2020). Bergbau- und Fördertechnik auf den Wiedener Gruben. . Lagerstätten und Bergbau bei Wieden im Südschwarzwald, S. 117–136 (Der Erzgräber, Jhrg. 35, Heft 1/2 2020).
- (2020). Das Besucherbergwerk Finstergrund – Entwicklung, Gegenwart und Zukunft. . Lagerstätten und Bergbau bei Wieden im Südschwarzwald, S. 141–150 (Der Erzgräber, Jhrg. 35, Heft 1/2 2020).
- (2020). Bergbau und Bergwirtschaft im Revier Wieden-Todtnau (Übersicht). . Lagerstätten und Bergbau bei Wieden im Südschwarzwald, S. 97–116 (Der Erzgräber, Jhrg. 35, Heft 1/2 2020).
- (2019d). Großartiger Einblick in das Schwarzwälder Grundgebirge: Das Besucherbergwerk „Finstergrund“ bei Wieden. – Huth, T. & Röhling, H.-G. (Hrsg.). GeoTop 2019. Geotope und Geotourismus im digitalen Zeitalter, S. 230–233 (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 94).
- (2004). Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald – Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke. 334 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg).
- (2020). Geologisch-tektonische und lagerstättengeologische Übersicht. . Lagerstätten und Bergbau bei Wieden im Südschwarzwald, S. 11–27 (Der Erzgräber, Jhrg. 35, Heft 1/2 2020).