Sulfatgesteine enthalten die beiden Hauptkomponenten Gips (CaSO4 x 2 H2O) und Anhydrit (CaSO4) in wechselnden Anteilen. Die wirtschaftlich wichtigsten Gipssteinvorkommen liegen in Baden-Württemberg in den 11–20 m mächtigen Grundgipsschichten an der Basis der Grabfeld-Formation (früher: Gipskeuper), von denen max. 8–12 m nutzbar sind, und in der salinaren Heilbronn-Formation des Mittleren Muschelkalks. Sie kommen vor allem in den Regionen Heilbronn-Franken und Schwarzwald-Baar-Heuberg vor. Die Gipssteinlagerstätten, also die derzeit bauwürdigen Vorkommen, konzentrieren sich in den Gebieten Crailsheim – Schwäbisch Hall und Herrenberg – Rottweil. Die Nutzung des geringmächtigen Böhringen-Sulfats ist nur zusammen mit dem Gipsstein der überlagernden Grundgipsschichten wirtschaftlich; es kommt im oberen Teil des Unterkeupers im Gebiet zwischen dem Oberen Neckar und der Wutach vor. Anhydritstein bzw. Gips-Anhydrit-Mischgestein wird in Baden-Württemberg nur untertägig im Bergwerk Anneliese bei Vellberg-Talheim (Grundgipsschichten) sowie in der Grube Obrigheim (Mittlerer Muschelkalk) abgebaut. Die Sulfatgesteine werden hauptsächlich in der Bauindustrie (Gipskartonplatten) und als Erstarrungsregler in der Zementindustrie eingesetzt.
Neben den natürlichen Gipsvorkommen wird Gips auch bei technischen Prozessen, zumeist aus der Entschwefelung von Rauchgasen von Kraftwerken (REA-Gips), gewonnen. Derzeit beträgt der REA-Gips- Anteil am bundesweit eingesetzten jährlichen Gipsrohstoff ca. 55 % (BGR, 2018).
Die Rohfördermenge an natürlichen Sulfatgesteinen (Gips- und Anhydritstein) aus über- und untertägiger Gewinnung in Baden-Württemberg betrug im Jahr 2017 rund 1,0 Mio. t. Die derzeitige Rohförderung entspricht somit dem langjährigen Durchschnitt für den Zeitraum 2003–2017 von rund 1,0 Mio. t. Seit dem Jahr 1994, dem bisherigen Höchststand der Förderung an Sulfatgesteinen von rund 1,46 Mio. t, ist die Rohfördermenge um rund 31 % zurückgegangen.
Nachdem die Anzahl der Gewinnungsstellen für Sulfatgesteine in Baden-Württemberg seit dem Jahr 1992 von 18 Betrieben auf 22 im Jahr 1999 anstieg, folgte nach dem Jahr 2000 wieder ein Rückgang auf 19 Gewinnungsstellen im Jahr 2002. Über viele Jahre (2002–2015) blieb die Anzahl an in Betrieb befindlichen Gewinnungsstellen für die Sulfatgesteine konstant bei 19 Betrieben. Im Jahr 2016 sank deren Anzahl jedoch auf einen Wert von 18 Betrieben ab.
Ein nicht verwertbarer Anteil ist bei der Gewinnung der Sulfatgesteine in der Regel nicht vorhanden, weil die Sulfatgesteine üblicherweise vollständig verwendet werden können. So liegt der nicht verwertbare Anteil an der Rohförderung von Sulfatgesteinen in Baden-Württemberg seit 1992 konstant bei null. Die Sulfatgesteine sind somit, ähnlich zu den Plutoniten und Ölschiefern, fast vollständig verwertbar.
Literatur
- (2018). Deutschland ‒ Rohstoffsituation 2017. 190 S., Hannover.