Ereignis
In Breisach am Kaiserstuhl ereignete sich am 31.07.2012 am frühen Abend am nordwestlichen Ende des Eckartsberges ein Steinschlag. Aus einer nur spärlich bewachsenen, ca. 10 m hohen spornartigen Steilwand brach ein etwa 1,0 m3 messender Kluftkörper aus und stürzte auf zwei Wohngrundstücke der Marienau.
Ursachen und Auslöser
Bei dem anstehenden Fels handelt es sich um Gesteine der Kaiserstuhl-Magmatite-Formation (der Rheingraben- und Jüngere Südschwarzwald-Magmatite). Im Ausbruchbereich lagert ein zwei bis drei Meter mächtiges, dunkles Lavagestein einer mehrere Meter mächtigen, hellen Tuffsteinschicht auf. Die Ausbruchsnische des Steinschlages war bis auf wenige noch haftende Felsstücke relativ glatt. Die vulkanischen Schichten fallen mit etwa 40° in südliche Richtung gegen den Hang ein. Der Kluftkörper ist entlang von präexistenten, sich ungünstig verschneidenden und bereits von Pflanzenwurzeln durchzogenen Trennflächen am westlichen Rand des Felssporns ausgebrochen, stürzte über die mit Sträuchern bewachsene Halde und zerlegte sich in eine Vielzahl unterschiedlich großer Fragmente.
Es ist anzunehmen, dass die Niederschläge im vorausgegangenen, nassen Juli in Kombination mit einer starken Durchwurzelung den Felsblock zum Absturz gebracht haben.
Schäden
Die Sturzmassen erreichten eine unterhalb der Steilwand gelegene Hoffläche. Zwei der Sturzblöcke mit einer Gesamtkubatur von rund 0,25 m3 trafen einen kurz zuvor geparkten Pkw. Das Pkw-Dach auf Fahrer- und Beifahrerseite sowie die Frontscheibe wurden zerstört. Angeblich wurden zwei weitere parkende Fahrzeuge durch Steinschlag beschädigt. Darüber hinaus hat eine größere Anzahl bis zu kopfgroßer Blöcke den Eingangsbereich und die Hauswand eines Wohngebäudes getroffen. Soweit bekannt, wurde eine Person leicht verletzt.
Sicherungsmaßnahmen
Als Sofortmaßnahme wurde zur Sicherung der Wohngebäude gegen eventuelle Nachbrüche ein Sturzraum abgegrenzt. Hierfür wurde ein bereits vorhandener Prallschutz aus Leitplanken durch eine vorgebaute Strohballenwand verstärkt sowie mit Sand beladene Container vor ein weiteres Gebäude gestellt. Ferner wurde ein Betretungsverbot des Gefahrenbereichs ausgesprochen, Absperrungen eingerichtet und die Geröllmassen sowie die beschädigten Pkw vom Hof entfernt. Eine Evakuierung der Häuser wurde zunächst nicht durchgeführt, da keine Gefährdung der Gesamtstandfestigkeit des Felssporns bestand.
Nach diesen Sofortmaßnahmen wurde die Felswand von losem und labilem Felsmaterial beräumt und anschließend größtenteils mit einem hochscherfesten Steinschlagschutznetz gesichert. Im Zuge dieser Sicherungsmaßnahmen hat sich im unteren Abschnitt der Felswand eine ca. 10–20 cm klaffende, wandparallele Spalte geöffnet. Entlang der Spalte hatte sich eine Felsmasse von mehreren Kubikmetern aus Tuffgestein vom Mutterfels abgelöst. Daraufhin wurde aus Sicherheitsgründen die Evakuierung eines nebenliegenden Gebäudes bis zur dauerhaften Sicherung der Felsmasse veranlasst.
Durch die entlang der Spalte abgetrennte Felsmasse hatte sich im unteren Drittel der Felswand eine „teilverdeckte Überhangsituation“ ausgebildet, die bei ungünstigem Verschnitt mit weiteren größeren Kluftflächen u. U. zu Instabilitäten höherer Wandabschnitte hätte führen können. Es wurde daher empfohlen, den entstandenen Überhang kraftschlüssig durch den Einbau statisch bemessener, armierter, senkrechter Spritzbetonbalken zu unterfüttern. Die Spritzbetonbalken sollten mittels Felsnägeln dauerhaft im standfesten Fels verankert und bis in Höhe des Stahldrahtnetzes geführt werden. Ziel war, den höheren Wandpartien, die durch das hochscherfeste Stahldrahtnetz gesichert sind, wieder ein dauerhaftes Fußlager zu gewährleisten.
Nachfolgend sind die wichtigsten Punkte des Steinschlages Eckartsberg (Breisach) tabellarisch aufgelistet:
Stammdaten:
Objekt-ID |
7911_St00001 |
Objektname |
Steinschlag Eckartsberg (Breisach) |
Lokalität |
Nordwestlicher Felssporn am Eckartsberg in Breisach am Kaiserstuhl |
Gemeinde |
Breisach |
Stadt-/Landkreis |
Breisgau-Hochschwarzwald |
TK25-Nr. |
7911 |
TK25-Name |
Breisach am Rhein |
Datengrundlage |
|
Lage-Bezugspunkt |
Höchster Punkt der Abbruchkante |
Ostwert |
394341 |
Nordwert |
5320287 |
Koordinatenreferenzsystem |
ETRS89/UTM32 |
Koordinatenfindung |
Karte |
Höhe [m ü. NHN] |
204 |
Höhenermittlung |
Karte |
Allgemeine Fachdaten:
Entstehungszeitraum |
31.07.2012 |
Geländenutzung während der Entstehung |
Wohngebiet |
Schäden |
Schäden an beweglichen Gütern, Personenschäden |
Spezielle Fachdaten Massenbewegungen:
Prozess der Hauptbewegung |
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Max. Reichweite [m] |
ca. 25 |
|
Max. Breite [m] |
ca. 15 |
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Schattenwinkel [°] |
20 |
|
Geometrisches Gefälle (Fahrböschungswinkel) [°] |
27,5 |
|
Kubatur der Sturzmasse [m3] |
ca. 1 |
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Höchster Punkt der Abbruchkante [m ü. NHN] |
204 |
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Höchster Punkt des Ablagerungsbereichs [m ü. NHN] |
198 |
|
Tiefster Punkt des Ablagerungsbereichs [m ü. NHN] |
191 |
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Max. Höhenunterschied (H) zwischen dem höchsten Punkt der Abbruchkante und dem tiefsten Punkt des Ablagerungsbereichs [m] |
13 |
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Exposition zwischen höchstem und tiefstem Punkt des Ereignisses [°] |
335 |
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Hangneigung im Abbruchbereich [°] |
ca. 40 |
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Ursache |
geogen |
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Auslöser |
geogen/natürlich |
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Geologie |
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Rheingraben- und Jüngere Schwarzwald-Magmatite |
Limburgit, Tuffstein |
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Gefahrenbeurteilung |
geringe Gefahr |
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Überwachungsmaßnahmen |
nein |
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Sicherungsmaßnahmen |
Beräumung, Vernetzung, Spritzbetonbalken |
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Sonstige Anmerkungen |
Evakuierung von Wohngebäuden, Ausbildung eines Sturzraumes |