Der Kocherprallhang an der Grimmbachmündung liegt nordöstlich von Schwäbisch Hall etwa 1 km südlich von Braunsbach. Die Erosionskraft des Flusses hat hier einen der schönsten natürlichen Aufschlüsse im Unteren Muschelkalk in Baden-Württemberg freigelegt. Er erschließt eine über 20 m mächtige Abfolge von dünnbankigen Kalk- und Dolomitsteinen mit einzelnen Mergelsteinlagen und fast durchgehend wellenartiger Schichtung (Wellenkalk). Die Wellenfurchen und ‑rippeln auf den Schichtflächen der Wellenkalke zeigen die Strömungsrichtungen im damaligen Muschelkalkmeer an. Dazwischen sind immer wieder dünne (3–20 cm) mikritische und sparitische Kalksteinbänke eingeschaltet, die z. T. deutlich vorstehen und als Leithorizonte oft weit durchhalten (Vollrath, 1977). Im oberen Bereich der Wand stehen auf etwa 6 m dickere Wellenkalkbänke an, die stellenweise von Kalksinter überzogen sind.
Das mittlere Kochertal ist zwischen Geislingen und Braunsbach etwa 180 m tief in den Muschelkalk eingeschnitten und verläuft weitgehend geradlinig in nördlicher Richtung. Der Fluss pendelt nur sanft im Talgrund. Beim Schwemmfächer des Grimmbachs knickt der Kocher unvermittelt rechtwinklig nach Westen ab, schneidet sich in den Talhang ein und kehrt erst nach etwa 500 m wieder in seine alte Laufrichtung zurück. Die Quelläste des etwa 11 km langen Grimmbachs liegen östlich von Obersteinach auf der Lettenkeuper-Gäufläche. Mit dem Erreichen des Oberen Muschelkalks bildet der Grimmbach ein enges Kerbtal aus. Durch seine starke Geröllführung bei Hochwässern konnte der Grimmbach mit seinem Schwemmfächer den Kocher an den westlichen Talhang drängen. Der Talabschnitt bei der Grimmbachmündung stellt ein besonders gutes Beispiel für eine Flussablenkung durch einen einmündenden Bach dar.
Zuletzt ist der Grimmbach infolge der extremen Niederschläge am 29. Mai 2016 über seine Ufer getreten (Sturzflutereignis Braunsbach). Dabei hat er seine Talaue auf weiter Strecke in ein Flussbett aus Kies, Geröllen und groben Muschelkalkblöcken umgestaltet. Auch der Schwemmfächer wurde großenteils mit Sediment überdeckt. Der beim Flutereignis zerstörte Waldbestand im Engtal des Grimmbachs erneuert sich mittlerweile durch Stockausschläge der alten Laubbäume sowie rasch wachsende Weiden und Erlen. Untersuchungen an den bei dem Ereignis entstandenen Aufschlüssen zeigten, dass vergleichbare Sturzfluten im Grimmbachtal seit dem 17. Jh. schon mehrfach stattgefunden haben (Schönleber et al. 2022).
Der weitgehend naturnahe Flussabschnitt des Kochers am Prallhang mit Kiesbänken und einem Gehölzsaum aus Weiden, Erlen und Eschen bietet z. B. der Wasseramsel und dem Eisvogel sowie zahlreichen Libellen einen Lebensraum. Bei den krautigen Pflanzen ist der Bestand an Frühlingsblühern wie dem Blaustern und dem Wald-Gelbstern bemerkenswert (Kreh, 2007k). Der Prallhang und Teile des Schwemmfächers stehen auf 8,4 ha unter Naturschutz.
Externe Lexika
Wikipedia
Literatur
- (2007k). Grimmbachmündung. – Wolf, R. & Kreh, U. (Hrsg.). Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart, S. 278–280, Stuttgart (Thorbecke).
- (2022). Sedimentologische Untersuchungen extremer Abflussereignisse am Beispiel des Grimmbachs in Südwestdeutschland. – Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins, N.F. 104, S. 291–312.
- (1977). Erläuterungen zu Blatt 6824 Schwäbisch Hall. – Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, 199 S., 5 Beil., Stuttgart (Geologisches Landesamt Baden-Württemberg). [Nachdruck 1993]