Oberhalb von Bühl-Altschweier wurde 1902 im lössbedeckten Hügelland am Schützenberg in ca. 190 m NN der Carl-Netter-Turm (Großherzog Friedrich-Jubiläumsturm) errichtet. Anlass war das 50-jährige Regierungsjubiläum von Großherzog Friedrich I. von Baden. Gestiftet wurde der Turm von den im Eisen- und Stahlgewerbe tätigen Unternehmern Adolph und Carl Netter aus Bühl. Die Stahlkonstruktion mit 10 m Höhe überragt die Weinberge und Obstgärten westlich des Schwarzwalds und bietet eine schöne Rundum-Aussicht über die anschließende Oberrheinebene und den Anstieg des Nordschwarzwalds. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch während der Obstblüte.
Die Landschaft bei Bühl mit dem Carl-Netter-Turm wird vom Gegensatz der westlich der Stadt gelegenen Oberrheinebene und dem östlich steil ansteigenden Schwarzwald geprägt. Entlang einer von Südsüdwest nach Nordnordost verlaufenden Bruchzone in der Erdkruste kam es hier seit der Tertiärzeit zu einer Absenkung der Gesteine innerhalb des Grabens und der Anhebung der Grabenschulter, dem heutigen Schwarzwald. Die sich entwickelnde große Senke wurde noch im Tertiär mit Meeres- und Süßwasserablagerungen teilweise verfüllt. Während der Kaltzeiten des Quartärs schütteten der Rhein und die Schwarzwaldflüsse mächtige Schotterpakete in das Tiefland. So bildete sich schließlich die heutige Terrassenlandschaft heraus, die bei Bühl durch zahlreiche Fluss- und Bachläufe und ihre Auen besonders engräumig gegliedert ist. Am westlichen Grabenrand wurden die Bruchschollen weniger tief abgesenkt. Während der Eiszeiten wurden sie großflächig mit aus den vegetationsfreien Schotterfluren am Rhein ausgewehtem Löss überdeckt. In diesem sanft geformten Hügelland steht auch der Carl-Netter-Turm.
Nur etwa 1 km östlich des Turms beginnt der Grundgebirgs-Schwarzwald mit steilen Hängen im Bühlertal-Granit. Die Nordschwarzwälder Granite gehören zu den Tiefengesteinen (Plutoniten) und entstanden im Erdaltertum während des Karbons vor etwa 335–320 Mio. Jahren aus heißen Gesteinsschmelzen. Durch die starke Anhebung des Schwarzwalds, die damit verbundene Abtragung des Deckgebirges und die Taleintiefung aufgrund der Höhenunterschiede zwischen Gebirge und Tiefland stehen sie heute an der Oberfläche an. Am östlichen Ende des Bühlertals kann man den Anstieg des Buntsandstein-Schwarzwalds mit dem Mehliskopf erkennen. Die Sicht nach Nordosten wird von der aus Quarzporphyr aufgebauten Kuppe des Ibergs und der großen Buntsandstein-Scholle des Fremersbergs beherrscht. In Richtung Süden ragen östlich von Ottersweier die ebenfalls aus Buntsandstein bestehenden, mit Wald und Reben bestockten Rücken der Hart und des Hartkopfs deutlich über das in kleine Parzellen aufgeteilte, intensiv landwirtschaftlich genutzte Hügelland.
Weiterführende Informationen finden sich bei Megerle (2019) und Geyer et al. (2023).
Literatur
- (2023). Geologie von Baden-Württemberg. 6., neu bearbeitete Aufl., 638 S., Stuttgart (Schweizerbart).
- (2019b). Bühl: Von den Rheinauen bis hinauf zu den Grinden – der Carl-Netter-Aussichtsturm zwischen Altschweier und Eisental. – Rosendahl, W., Huth, T., Geyer, M., Megerle, A. & Junker, B. (Hrsg.). Entlang des Rheins von Basel bis Mannheim, S. 108–110, München (Wanderungen in die Erdgeschichte, 38).