Bei der Beurteilung der Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit (LUBW, 2010) erfolgt in der BK50 für jede Kartiereinheit eine 4-stufige Bewertung folgender Bodenfunktionen:
- Standort für naturnahe Vegetation
- Natürliche Bodenfruchtbarkeit
- Ausgleichskörper im Wasserkreislauf
- Filter und Puffer für Schadstoffe
Standort für naturnahe Vegetation
Unter der Annahme, dass extreme Standorte (nass, trocken, nährstoffarm…) die potenziellen Voraussetzungen für die Entwicklung stark spezialisierter, häufig schutzwürdiger Vegetation bieten (LUBW, 2010), wurden in der Bodengroßlandschaft (BGL) Altmoränen-Hügelland hinsichtlich der Bewertung als Standort für naturnahe Vegetation etliche Kartiereinheiten (KE) mit „hoch“, „hoch bis sehr hoch“ und sogar „sehr hoch“ eingestuft. Dabei handelt es sich i. d. R. um semiterrestrische Böden (Gleye) und um Moore (Nieder- und Hochmoore), wobei Hochmoorvorkommen einschließlich extrem staunasser Stagnogleye (t75) mit teilweise geringmächtigen Hochmoorhorizonten ausnahmslos in der höchsten Bewertungskategorie liegen. Ein pedogenetischer Sonderfall ist hier KE t110, die im Umfeld des Federsees auftritt und wo bei insgesamt hohem Grundwasserstand auf organischen Mudden geringmächtige Niedermoorhorizonte (< 3 dm) aufgewachsen sind. Über 30 weitere Kartiereinheiten wurden mit „mittel bis hoch“ bewertet und sind ebenfalls als Suchräume für potenzielle Sonderstandorte für naturnahe Vegetation in Betracht zu ziehen. Die Bewertungen der in Frage kommenden Kartiereinheiten können den entsprechenden Datenblättern entnommen werden.
Bewertung der Bodenfunktion „Sonderstandort für naturnahe Vegetation“ in der BGL Altmoränen-Hügelland nach LUBW, 2010
Kartiereinheit | Fläche [km2] | Flächenanteil [%] | Bodenlandschaft | Verbreitet auftretende Bodentypen (s. S. 57 ff. Symbolschlüssel) |
Bodenfunktion „Sonderstandort für naturnahe Vegetation” |
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t110 | 15,25 | 1,92 | Grundwassererfüllte Hohlformen | (HN)J | 4.0 | sehr hoch |
t119, t119a | 8,51 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HHt | 4.0 | sehr hoch | |
t75 | 2,94 | Löss- und Lösslehmgebiet | SSh; SSa; SS; SSp | 4.0 | sehr hoch | |
t116, t116a | 1,15 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HHt; HH//HN | 4.0 | sehr hoch | |
t117 | 0,30 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HHm,t' | 4.0 | sehr hoch | |
t104 | 0,16 | Grundwassererfüllte Hohlformen | GAc,k; GNc,k | 4.0 | sehr hoch | |
t118 | 0,10 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HHm,t',t | 4.0 | sehr hoch | |
t115, t115a | 21,51 | 2,46 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HNt; HNvt | 3.5 | hoch bis sehr hoch |
t103 | 6,72 | Grundwassererfüllte Hohlformen | GA; GN | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
|
t112 | 4,38 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HNm,t',t; HNv | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
|
t107, t107a | 3,89 | Grundwassererfüllte Hohlformen | Gh/HN; Gh//Hn; (GA)HN; GA/HN | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
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t100 | 2,89 | Molasse | QG; QGc | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
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t114 | 1,92 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HNm,t'; GA/HN | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
|
t109 | 1,59 | Molasse | QAc; QHc; HNcm,t'; HNm,t' | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
|
t139 | 0,36 | Donauaue | Gh; GN; GA | 3.5 |
hoch bis sehr hoch |
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t66 | 44,92 | 9,95 | Glazialsedimente | S; Sp | 3.0 |
hoch1 |
t97, t97a | 39,55 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G; Gs | 3.0 |
hoch1 |
|
t113, t113a | 28,98 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HNvm; HNvt' | 3.0 |
hoch1 |
|
t111, t111a | 10,57 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HN/J; HN//J | 3.0 |
hoch1 |
|
t63 | 4,79 | Glazialsedimente | S; Sp | 3.0 |
hoch1 |
|
t99, t99a | 4,57 | Glazialsedimente | QG; QGs; B-QG | 3.0 |
hoch1 |
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t74 | 3,48 | Glazialsedimente | G-S; S-G | 3.0 |
hoch1 |
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t67 | 1,72 | Molasse | S | 3.0 |
hoch1 |
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t102 | 0,83 | Grundwassererfüllte Hohlformen | GN; GA | 3.0 |
hoch1 |
|
t141 | 0,44 | Grundwassererfüllte Hohlformen | HNvm,t',t | 3.0 |
hoch1 |
|
t65 | 0,19 | Molasse | S | 3.0 |
hoch1 |
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t121 | 0,08 | Molasse | R; Rb | 3.0 |
hoch1 |
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t105 | 21,28 | 7,00 | Grundwassererfüllte Hohlformen | Gh; GA | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
t92 | 17,07 | Grundwassererfüllte Hohlformen | AG; A-AG; AGc; A-AGc | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t93, t93a | 15,05 | Grundwassererfüllte Hohlformen | AG; A-AG | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t94 | 10,93 | Grundwassererfüllte Hohlformen | K-G; G; K//G | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t64 | 7,44 | Glazialsedimente | S | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t135 | 6,41 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G; Gh | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t95 | 4,26 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G; K-G; Gc; K-Gc | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t108 | 3,09 | Grundwassererfüllte Hohlformen | GA; AG; GN | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t90 | 2,75 | Grundwassererfüllte Hohlformen | A-AG; AG | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t96 | 2,59 | Glazialsedimente | G; B-G | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t125 | 2,33 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G; Gs | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t87 | 1,93 | Donauaue | AGh+; AGh* | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
|
t129 | 1,39 | Molasse | S; L-B-S; L-S | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t138 | 1,22 | Grundwassererfüllte Hohlformen | (Gh)HN; Gh/HN | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t8 | 1,05 | Glazialsedimente | Z | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t3, t3a | 0,83 | Molasse | Rf | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t313 | 0,46 | Glazialsedimente | S; G-S; S-K/G-S; S-K/G | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t333 | 0,41 | Donauaue | A-AGc; AGc | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t335 | 0,40 | Molasse | QGk; QAc | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t136 | 0,39 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G; Gg; Gh; GA | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t4 | 0,37 | Glazialsedimente | R | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t137 | 0,29 | Molasse | QGk; QGhk | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t332 | 0,27 | Donauaue | AG | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t327 | 0,25 | Donauaue | A-AGk; AGc | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t30 | 0,24 | Glazialsedimente | P-Bt; P-Bl; Bt; Bl | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t98 | 0,20 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t142 | 0,18 | Grundwassererfüllte Hohlformen | G | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t318 | 0,14 | Glazialsedimente | Gh*c; GAc; rHNcm | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t307 | 0,06 | Molasse | D-B-S; S | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
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t123 | 0,04 | Molasse | Bpt | 2.5 |
mittel bis hoch1 |
1 Suchräume für Sonderstandorte für naturnahe Vegetation
Natürliche Bodenfruchtbarkeit
Die Bewertung der Bodenfunktion Natürliche Bodenfruchtbarkeit erfolgt mit Hilfe der nutzbaren Feldkapazität als Maß für das Speichervermögen von pflanzenverfügbarem Bodenwasser und der Hangneigung als geländehydrologisch relevantem Faktor, wobei Grund- und Stauwasserböden einer gesonderten Betrachtung unterzogen werden.
In der BGL Altmoränen-Hügelland fällt der insgesamt hohe Anteil von Böden auf, die bzgl. ihrer „Natürlichen Bodenfruchtbarkeit“ eine „hohe“ und „hohe bis sehr hohe“ Bewertung erfahren und zusammen fast 50 % der Gesamtfläche einnehmen. Besonders deutlich wirkt sich hier die weite Verbreitung von lösslehmreichen Fließerden und bereichsweise von Lösslehm und Löss als Ausgangssubstrate für die Böden aus, deren Porenraum nicht wesentlich durch Kies- und Geröllführung eigeschränkt wird. Zudem besitzen die Böden aus äolischen bzw. stark äolisch beeinflussten Sedimenten und Fließerden i. d. R. eine ausgeglichene Porenraumgliederung mit einem prägnanten Mittelporenanteil, der für die Speicherung von pflanzenverfügbarem Wasser von Bedeutung ist. So nimmt allein KE t47, bei der es sich i. W. um pseudovergleyte Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden aus lösslehmreichen Fließerden handelt, rund 15 % der Gesamtfläche ein. Parabraunerden aus Löss (t57) und Lösslehm (t52) besitzen mit 8 % ebenfalls noch einen hohen Flächenanteil. Aber auch Parabraunerden aus typischen Moränenablagerungen des Altmoränen-Hügellands sind, sofern sie nicht höhere Kies- und Geröllanteile aufweisen oder durch die Aufarbeitung feinkörniger Molasseschichten besonders tonig ausgebildet sind, mit einem Flächenanteil von gut 7 % (t34) in eine günstige Bewertungsstufe („hoch“) einzuordnen. Weitere bezüglich ihrer „Natürlichen Bodenfruchtbarkeit“ günstig bewertete Böden („hoch“) treten als Parabraunerden aus Fließerden im Ausstrichbereich von Molassehängen mit einem Flächenanteil von knapp 4 % auf (t15, t20, t49). Ebenso weisen Böden, die i. W. aus dem Abtragungsmaterial der Bodenerosion bestehen und in Flussauen sowie in Mulden, Muldentälchen und Hangfußlagen angehäuft wurden, hinsichtlich ihrer natürlichen Bodenfruchtbakeit ein hohes Potenzial auf (z. B. t76, t78, t79, t83), sofern sie nicht durch hoch stehendes Grundwasser oder starken Stauwassereinfluss beeinflusst sind (3 % Flächenanteil).
Bei den Böden mit den niedrigsten Bewertungen („gering“ und „gering bis mittel“), die in knapp 8 % der Gesamtfläche verbreitet sind, handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um Grundwasserböden (verschiedene Gleye) und um Moore, unter denen v. a. Hochmoorbildungen und die vereinzelten Stagnogley-Vorkommen besonders schlecht abschneiden.
Ausgleichskörper im Wasserkreislauf
Für die Beurteilung der Bodenfunktion Ausgleichskörper im Wasserkreislauf sind das Speichervermögen des Bodens für Wasser (Feldkapazität, FK), seine Wasserdurchlässigkeit, der Grund- bzw. Stauwassereinfluss sowie die Geländeneigung von Bedeutung. Im Folgenden werden die Einstufungen für landwirtschaftlich genutzte Flächen beschrieben. Für Waldgebiete wird der Wert allgemein um eine Stufe höher angesetzt (geringerer Oberflächenabfluss, Streuauflage, geringere Bodenverdichtung usw.). Böden oberhalb eines Porengrundwasserleiters werden bei einem Grundwasserflurabstand > 20 dm u. Fl. generell in die höchste Bewertungsstufe eingeordnet.
Eine hohe bis sehr hohe Funktionserfüllung als Ausgleichskörper im Wasserhaushalt weisen Böden in rund 15 % der Fläche der Bodengroßlandschaft auf. Darunter befinden sich mit etwa 2 % verschiedene Braune Auenböden und Auengley-Braune Auenböden in der Donauaue. Weitere 6 % der Fläche werden von Böden eingenommen, die im Bereich der kiesigen Talböden der Schmelzwasssertäler liegen, welche vom Außenrand der Jungmoränen dem Donautal zustreben und sich hier entlang eines breiten Niederterrassenstreifens am südöstlichen Talrand bis Riedlingen fortsetzen. Mittel und mäßig tiefe Niedermoore über Kies und Gleye, Humusgleye sowie Anmoorgleye aus geringmächtigen Hochwasserablagerungen über Kies bilden dabei das für die Funktion als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf günstig bewertete Bodenmuster. 40 % der Fläche der Bodengroßlandschaft sind im Hinblick auf die zu bewertende Bodeneigenschaft als „mittel bis hoch“ eingestuft worden. Darunter befinden sich mit t47 und t52 zwei flächenmäßig besonders weitverbreitete Kartiereinheiten, die zusammen über 20 Flächen-% der Bodengroßlandschaft einnehmen. Es handelt sich dabei um Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden bzw. pseudovergleyte Parabraunerde-Braunerden und Braunerde-Parabraunerden aus lösslehmreichen Fließerden und Solimixtionsdecken über Moränenablagerungen, die oberflächennah verwittert sind und teilweise sogar noch Reste einer Paläobodenverwitterung aus der letzten Warmzeit führen.
Unter den Böden mit einer besonders niedrigen Einstufung („gering“), die weniger als 0,5 Flächen-% einnehmen, kommen vereinzelt auftretende Stagnogleye vor (KE t75) sowie Ah/C-Böden, die erosionsbedingt eine nur geringe Bodenentwicklung aufweisen (z. B. KE t11 aus Molassesedimenten und KE t8 aus rißzeitlichen Moränenablagerungen). In der nächst besseren Kategorie („gering bis mittel“) befindet sich ein Großteil der stark staunassen Böden (Pseudogleye), die knapp 8 Flächen-% ausmachen. Tonige Böden mit Pelosol-Horizonten, die als Pelosole, Braunerde-Pelosole und Pelosol-Braunerden im Ausstrichbereich von Molassesedimenten auftreten, sowie Böden aus durch die Aufarbeitung von feinkörnigen Molassesedimenten relativ tonigen Moränenablagerungen (t35) fallen ebenfalls in diese Gruppe.
Filter und Puffer für Schadstoffe
Die Bewertung der Bodenfunktion Filter und Puffer für Schadstoffe fußt in den Austauschereigenschaften des Bodens, für die v. a. die Ton- und Humusgehalte sowie die pH- Werte eine Rolle spielen. Waldböden müssen dabei gesondert betrachtet werden, da sie i. d. R. einen anderen pH-Status aufweisen und häufig stärker versauert sind. Mit ihrer Filter- und Pufferleistung besonders hoch zu bewerten („hoch“, „hoch bis sehr hoch“ und „sehr hoch“) sind fast 30 % der Gesamtfläche der BGL Altmoränen-Hügelland. Ungefähr ein Drittel davon entfällt allein auf die weitverbreiteten Kartiereinheiten t34 und t35, bei denen es sich um mäßig tief und teilweise tief entwickelte Parabraunerden aus Moränenablagerungen handelt. Einen weiteren großen Flächenanteil haben staunasse Parabraunerde-Pseudogleye und Pseudogleye (t63, t64, t66, t68, t69, t72). Böden mit tonreichen Pelosolhorizonten (t13, t24, t25), durch die Aufarbeitung feinkörnige Molasseschichten im Fließerde-Ausgangsmaterial, weisen naturgemäß hohe Austauschkapazitäten auf, treten insgesamt jedoch nur mit geringen Flächenanteilen auf. Böden mit einer relativ geringen Funktionserfüllung als Filter und Puffer für Schadstoffe („gering bis mittel“) spielen fast keine Rolle in der BGL Altmoränen-Hügelland und treten in nur 2 % der Fläche auf. Dagegen erhalten immerhin 33 Flächen-% der Bodengroßlandschaft eine mittlere Bewertung. Fast die Hälfte davon wird durch die besonders weit verbreitete KE t47 mit ihren Parabraunerden und Pseudogley-Parabraunerden aus lösslehmreichen Fließerden über Moränenablagerungen eingenommen. In dieser Bewertungsgruppe befindet sich auch eine ganze Reihe von Kartiereinheiten mit mehr oder weniger drainierten und teilweise vererdeten Moorböden (z. B. t112, t113, t115, t119), die ungefähr 7 % der Fläche ausmachen.
Gesamtbewertung
Bei der Gesamtbewertung der Böden wird das arithmetische Mittel der Bewertungsklassen für die drei Bodenfunktionen „Natürliche Bodenfruchtbarkeit“, „Ausgleichskörper im Wasserkreislauf“ und „Filter und Puffer für Schadstoffe“ gebildet. Eine Ausnahme ist der Fall, dass die Bodenfunktion „Sonderstandort für naturnahe Vegetation“ die Bewertungsklasse 4 (sehr hoch) erreicht. Dann wird die Kartiereinheit auch bei der Gesamtbewertung in die Wertstufe 4 eingestuft (LUBW, 2010). Abweichend von Heft „Bodenschutz 23“ wird maßstabsbedingt in der BK50 bei dieser Bodenfunktion neben der Bewertungsklasse 4 (sehr hoch) auch die Bewertungsklasse 3.5 (hoch bis sehr hoch) in der Gesamtbewertung angegeben. Die Bewertungsklasse 4 wird bei der Bodenfunktion „Standort für naturnahe Vegetation“ nur relativ selten erreicht, weil in den betrachteten Bodengesellschaften (Kartiereinheiten) i. d. R. auch geringer bewertete Böden vorhanden sind. Dort würde die Gesamtbewertung anhand der drei anderen Bodenfunktionen die Eigenschaften der verbreitet auftretenden Böden nicht vollständig widerspiegeln.
Gesamtbewertung der Bodenfunktionen (LUBW, 2010) für die häufigsten Kartiereinheiten in der BGL Altmoränen-Hügelland (für Kariereinheiten mit einem Flächenanteil > 0,5 %; ohne Siedlungen, Auftrag, Abtrag usw.) 1 = gering, 2 = mittel, 3 = hoch, 4 = sehr hoch
Fläche [km2] | Flächenanteil [%] | Kartiereinheit | Verbreitet auftretende Bodentypen (s. S. 57 ff. Symbolschlüssel) |
Bodenlandschaft | Gesamtbewertung LN | Gesamtbewertung Wald |
214,36 | 14,51 | t47 | Lst; B-Lst; Lpst; S-Lt; S-Lpt | Glazialsedimente | 2.50 | 2.67 |
108,34 | 7,34 | t34 | Lt,t'; Ls; Le | Glazialsedimente | 2.83 | 3.17 |
100,01 | 6,77 | t52 | B-Lt; L; L-B; B-Lps | Löss- und Lösslehmgebiet | 2.67 | 2.67 |
92,03 | 6,23 | t35 | Lst,t'; L; Le | Glazialsedimente | 2.50 | 2.33 |
52,45 | 3,55 | t68 | S; L-S; Sp; B-L-S; B-S | Glazialsedimente | 2.17 | 2.17 |
45,11 | 3,05 | t36 | B-Lt; L; L-B; B-Lps | Glazialsedimente | 2.50 | 2.50 |
44,92 | 3,04 | t66 | S; Sp | Glazialsedimente | 2.17 | 2.17 |
39,49 | 2,67 | t97 | G; Gs | Grundwassererfüllte Hohlformen | 2.00 | 2.33 |
33,38 | 2,26 | t72 | L-S | Glazialsedimente | 2.33 | 2.17 |
28,69 | 1,94 | t113 | HNvm; HNvt' | Grundwassererfüllte Hohlformen | 2.33 | 2.50 |
22,16 | 1,50 | t49 | Lt; Lst | Molasse | 2.83 | 2.83 |
21,28 | 1,44 | t105 | Gh; GA | Grundwassererfüllte Hohlformen | 2.33 | 2.67 |
21,15 | 1,43 | t43 | Lt,t'; Lp | Glazialsedimente | 3.00 | 3.17 |
19,34 | 1,31 | t14 | L-Bt; B-L; L; L-Bps | Glazialsedimente | 2.67 | 2.67 |
19,11 | 1,29 | t51 | B-Lt; L-B; B-Ls; S-L-B; S-B-L | Glazialsedimente | 2.67 | 2.50 |
18,78 | 1,27 | t76 | Kst; Kt; K//S-L; S-K; K/L | Glazialsedimente | 2.67 | 3.00 |
17,86 | 1,21 | t48 | Lst; S-Lt; L; Lp; B-L | Glazialsedimente | 2.50 | 2.50 |
17,07 | 1,16 | t92 | AG; A-AG; AGc; A-AGc | Grundwassererfüllte Hohlformen | 2.50 | 2.83 |
16,87 | 1,14 | t15 | Lt; Let; Lst | Molasse | 2.67 | 2.83 |
16,63 | 1,13 | t39 | Lt,t'; Le | Glazialsedimente | 2.33 | 2.67 |
15,25 | 1,03 | t110 | (HN)J | Grundwassererfüllte Hohlformen | 4.00 | 4.00 |
15,00 | 1,02 | t93 | AG; A-AG | Grundwassererfüllte Hohlformen | 2.17 | 2.50 |
14,65 | 0,99 | t115 | HNt; HNvt | Grundwassererfüllte Hohlformen | 3.50 | 3.50 |
13,87 | 0,94 | t56 | S-Lt; Lst; Le; S-B-L | Glazialsedimente | 2.67 | 2.67 |
13,84 | 0,94 | t46 | Lst,t'; L; Le; B-L | Glazialsedimente | 2.67 | 2.67 |
13,72 | 0,93 | t69 | L-S | Glazialsedimente | 2.50 | 2.83 |
13,23 | 0,90 | t37 | Lt; B-Lt; Lps; B-Lps | Glazialsedimente | 2.50 | 2.50 |
13,03 | 0,88 | t40 | B-Lt; B-Let'; L-Bp | Glazialsedimente | 2.67 | 3.00 |
11,85 | 0,80 | t16 | Let',t | Molasse | 2.17 | 2.17 |
11,67 | 0,79 | t80 | Ak | Donauaue | 2.83 | 2.83 |
10,98 | 0,74 | t13 | Dm,t'; B-D; Ds; B-Ds | Molasse | 2.17 | 2.17 |
10,93 | 0,74 | t94 | K-G; G; K//G | Grundwassererfüllte Hohlformen | 2.17 | 2.50 |
10,89 | 0,74 | t1 | Lt; Let; Let' | Glazialsedimente | 2.00 | 2.33 |
10,27 | 0,70 | t27 | B-Lt; L; B-Lp | Glazialsedimente | 2.33 | 2.33 |
10,25 | 0,69 | t20 | Lpt',t; Lt',t | Molasse | 2.50 | 2.50 |
9,90 | 0,67 | t54 | S-B-Lt; S-L; B-Ls | Glazialsedimente | 2.50 | 2.50 |
9,42 | 0,64 | t57 | Lem,t',t | Löss- und Lösslehmgebiet | 3.00 | 3.33 |
8,62 | 0,58 | t42 | Lt; Lst; Le | Glazialsedimente | 2.83 | 2.83 |
8,58 | 0,58 | t311 | S-Lt; S-Let | Löss- und Lösslehmgebiet | 2.33 | 2.33 |
8,24 | 0,56 | t2 | S-Lt | Löss- und Lösslehmgebiet | 2.50 | 2.50 |
8,05 | 0,55 | t78 | G-Kt,t'; Kgt,t' | Glazialsedimente | 3.00 | 3.33 |
7,44 | 0,50 | t64 | S | Glazialsedimente | 2.33 | 2.50 |
gering bis mittel | ||||||
mittel bis hoch | ||||||
hoch bis sehr hoch |
Archive der Natur- und Kulturgeschichte
Eine weitere Funktion der Böden mit ihren jeweiligen Ausgangsgesteinen besteht darin, dass sie wichtige Archive der Natur- und Kulturgeschichte sein können. Die Archivfunktion lässt sich in mehrere Teilpunkte gliedern (LUBW/LGRB, 2008):
Archive |
wertgebende Eigenschaft |
Fallbeispiele |
Naturgeschichte | besondere Bedeutung für die Bodengenese |
|
regionale oder überregionale Seltenheit einer Bodenform |
|
|
besondere Bedeutung für die Erd- und Landschaftsgeschichte, Geologie, Mineralogie oder Paläontologie |
|
|
Natur- und Kulturgeschichte | hoher Informationswert für Bodenkunde, Bodenschutz und Landschaftsgeschichte | |
Kulturgeschichte | Besonderheit der Siedlungs- und Landnutzungsgeschichte |
|
BK50-Kartiereinheiten der BGL Altmoränen-Hügelland, in denen Böden mit Archivfunktion zu erwarten sind, wurden in unten stehender Tabelle in der Reihenfolge ihrer Bedeutung zusammengestellt. Bei einem Großteil davon handelt es sich um organische Böden, die aufgrund hohen Grundwassers bzw. starker Quellwasserschüttung entstanden oder in kühlem Geländeklima und noch ausreichend hohen Niederschlägen als Hochmoorvorkommen aufwuchsen.
Eine Besonderheit sind im nördlichen Altmoränen-Hügelland westlich von Kanzach Vorkommen von sog. „wurzelechten“ Hochmooren in kleineren geschlossenen Hohlformen (t117), bei denen die Hochmoorentwicklung direkt auf Seesedimenten einsetzte und nicht wie sonst in grundwassererfüllten Hohlformen üblich, erst nach Abschluss des Niedermoorwachstums darüber stattfand. Während das Vorkommen „Blinder See“ bereits Ende der 1960er Jahre zum Naturschutzgebiet erhoben wurde und so vor weiterer Inanspruchnahme durch den Menschen bewahrt wurde, sind die benachbarten kleinen Hochmoorstandorte durch die schon vor längerer Zeit durchgeführte Grabenentwässerung mehr oder weniger stark gestört.
In die Tabelle der Böden mit einer speziellen Archivfunktion wurden aufgrund ihrer regionalen Besonderheit auch Parabraunerden aus Flugsand aufgenommen (t191), die im Umfeld der an das Donautal bei Unlingen angrenzenden rißzeitlichen Endmoräne auftreten. Das von der konventionellen geologischen Landesaufnahme nicht erfasste Flugsandvorkommen wurde erst im Zuge der in den 2010er Jahren durchgeführten bodenkundlichen Kartierungen erkannt und nun in einem integrierten methodischen Ansatz den digitalen Kartenwerken der geowissenschaftlichen Landesaufnahme zugeführt. Eine genauere Untersuchung der Flugsande steht noch aus, es ist jedoch zu vermuten, dass sie wie etliche andere Flugsandvorkommen im mitteleuropäischen Binnenland hauptsächlich gegen Ende des Spätglazials der letzten Kalt- bzw. Eiszeit angeweht wurden.
Archiv | wertgebende Eigenschaft | Fläche [km2] |
Kartiereinheit |
Bodentypen (s. S. 57 ff. Symbolschlüssel) |
„wurzelechte“ Hochmoorvorkommen |
besondere Bedeutung für Bodengenese, Landschafts-, Vegetations-, Klima- und Kulturgeschichte |
0,39 |
t117, t118 |
HHm-t |
Hochmoorvorkommen im Altmoränen-Hügelland |
besondere Bedeutung für Bodengenese, Landschafts-, Vegetations-, Klima- und Kulturgeschichte |
6,56 |
t116, t119 |
HHt; HH//Hn |
durch in historischer Zeit erfolgte Absenkung des Seespiegels an die Geländeoberfläche gelangter Seeboden (Federsee) |
besondere Bedeutung für die Bodengenese, Landschafts- und Kulturgeschichte |
15,25 |
t110 |
(HN)JG |
Niedermoore | besondere Bedeutung für Bodengenese, Landschafts-, Vegetations-, Klima- und Kulturgeschichte |
55,13 |
t111, t112, t113, t114, t115, t141 |
HN/J; HN//J; HNm-t; HNvm-t; GA/HN |
spätwürmzeitllicher Flugsand auf Altmoränenablagerungen |
regionale Seltenheit einer Bodenform, besondere Bedeutung für die Landschaftsgenese |
2,93 |
t191 |
Lpt; Lt; B-Lpt |
extrem staunasse Böden mit teilweise geringmächtigen Hochmoorhorizonten |
besondere Bedeutung für die Bodengenese, regionale Besonderheit einer Bodenform |
2,94 |
t75 |
SSh; SSa; SS |
Feuchtböden und teilweise Moorbildungen entlang von Quellhorizonten |
regionale Seltenheit einer Bodenform |
1,59 |
t109 |
QAc; QHc; HNcm,t‘ |
Böden aus Kalkausfällungen entlang von Quellhorizonten im Schwarzachtal bei Bad Saulgau |
regionale Seltenheit einer Bodenform |
0,29 |
t137 |
QGk; QGhk |
nasse Rinnen in der Aue des Donautals |
besondere Bedeutung für die Landschaftsgeschichte |
0,36 |
t139 |
Gh; GN; GA |
Niedermoorvorkommen, z. T. überdeckt |
besondere Bedeutung für Bodengenese, Landschafts-, Vegetations-, Klima- und Kulturgeschichte |
5,34 |
t107, t138 |
(Gh)HN; Gh/HN; Gh//HN; (GA)HN; GA/HN |
durch Torfstich und starke Entwässerung veränderte Moore |
besondere Bedeutung für Bodengenese, Landschafts-, Vegetations-, Klima- und Kulturgeschichte | 15,71 | t111a, t113a, t115a, t116a, t119a |
HN/JG; HN//JG; HHt; HNt; HNvm-t; HH//HN |
Weiterführende Links zum Thema
Literatur
- (2010). Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit – Leitfaden für Planungen und Gestattungsverfahren. – Bodenschutz, 23, 32 S. (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg).
- (2008). Böden als Archive der Natur- und Kulturgeschichte – Grundlagen und beispielhafte Auswertung. – Bodenschutz, 20, 19 S. (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg; Regierungspräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau).