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Kaiserstühler Tuffstein

Nahaufnahme einer geschliffenen Gesteinsoberfläche. Grundfarbe rötlich braun, mit größeren Einlässen in dunkelbraun (oben links) und blauschwarz (rechts unten und oben). Eine Münze links unten dient als Größenvergleich.
Typischer Kaiserstühler Tuffstein von Achkarren

Geologisches Alter, Entstehung

Geologische Karte des westlichen Kaiserstuhls, in Schwarzweiß, mit eingezeichneten Erkundungsgebieten und Steinbrüchen.
Geologische Karte des Gebiets zwischen Oberrotweil und Achkarren im westlichen Kaiserstuhl

Bei der mehrfachen Ausbruchstätigkeit des Kaiserstuhl-Stratovulkans vor 19–16 Mio. Jahren entstanden mächtige Decken aus Tephrit-Pyroklastiten und Laven; die geologische Karte zeigt den westlichen Kaiserstuhl, in dem die meisten Tephritsteinbrüche zu finden sind. Die nach Erosion verbliebene maximale Restmächtigkeit der Tephritdecken beträgt heute noch ca. 150 m (Wimmenauer, 2003). Nach der Ablagerung kam es durch hydrothermale Prozesse im noch heißen ­Lapillituff zur Bildung von Zeolithen und Karbonatmineralen (zumeist wohl aus dem vulkanischen Glas), die zur unterschiedlich guten Verfestigung der Pyroklastite führten. Intrusionen von Tephrit- und Essexit-Gängen sowie Setzungs- und Rutschungsvorgänge störten die Gesteinsverfestigung, so dass gut verfestigte Bereiche nur geringe Ausdehnung aufweisen. Sie müssen durch detaillierte Erkundung ermittelt werden.

Aktuelle Gewinnung und ­Bezugsmöglichkeiten

Der Kaiserstühler Tuffstein wird aktuell nirgends gewonnen, die Bezugsmöglichkeiten beschränken sich daher in der Regel auf die Wiederverwertung von Gesteinen, die durch Abbruch- oder Baumaßnahmen anfallen. Allerdings fand 2004/2005 ein Abbau dieser Gesteine zu Zwecken der Restaurierungsarbeiten am Breisacher Münster auf der Nordseite des Achkarrener Schlossbergs statt, der belegt, dass durch Wiederinbetriebnahme geeigneter alter Steinbrüche zumindest für Renovierungsarbeiten (Denkmalpflege, Erhaltung von Weinbergsmauern) wieder ausreichend Material bereitgestellt werden könnte.

Blick auf eine Kirche mit hellbraunem Mauerwerk und roten Dächern. Links ist ein breiter, viereckiger Turm erkennbar, rechts zwei unterschiedliche, höhere Türme. Die Kirche thront auf einem Mauerberg. Unten rechts steht ein weißer Torturm.
Das Breisacher St. Stephansmünster
Nahaufnahme von bläulich grauem Gestein. Goldfarbene, schräg von links oben nach rechts unten verlaufende Einkerbungen durchziehen das Gestein.
Tephrit-Pyroklastit vom Achkarrener Schlossberg im westlichen Kaiserstuhl

Phase 2 (2002–2003): Die weitere Erkundung konzentrierte sich nun auf den Tephrit-Pyroklastit des Achkarrener Schlossbergs (s. geologische Karte des westlichen Kaiserstuhls). Geländebegehungen und Gesteinsvergleiche an Bauwerken zeigten nämlich, dass Bauwerke wie der Bahnhof in Breisach (erbaut 1913/1914) und die ebenfalls Anfang des 20. Jh. errichteten Geschäfts- und Wohnhäuser in Freiburg (vgl. Abschnitt: Verwendung) aus dem Pyroklastit vom Achkarrener Schlossberg errichtet worden waren. Im Dezember 2001 wurden mittels eines tragbaren Bohrgeräts bis 40 cm lange und 10 cm dicke Bohrkerne aus der Steinbruchwand entnommen. Analog zum Material vom Steingrubenberg wurden diese Proben einer Klimasimulation unterzogen: In 45 Belastungszyklen von jeweils 12 Stunden Dauer wurden die Proben beregnet, auf minus 20° abgekühlt (Frostdauer: 5,5 Stunden) und dann auf 60 °C erwärmt. Die maximale Wasseraufnahme unter drucklosen Atmosphärenbedingungen wurde mit 5,8 % festgestellt. Das Gestein wurde daraufhin von der MPA Stuttgart als „weitgehend frostsicher und physikalisch verwitterungsstabil“ eingestuft.

Lager von rötlich grauen, unregelmäßig geformten Gesteinsblöcken. Bei zwei Blöcken im Vordergrund sind glatte, senkrecht verlaufende Schnittkanten sichtbar.
Rohblöcke aus Kaiserstühler Tuffstein im Lager bei Breisach

Die bearbeitungsfähigen Blöcke von 0,5 bis ca. 2,5 m3 Größe wurden in ein Zwischenlager gebracht. Die zu kleinen oder für die Bearbeitung ungeeigneten Blöcke wurden separat gelagert und später zur Reparatur von Weinbergsmauern im Rahmen der von der Naturschutzbehörde gewünschten Ausgleichsmaßnahme sowie zur Teilverfüllung der Entnahmestelle verwendet. Ein Abschnitt der Abbauwand blieb als Geotop erhalten. Es ist nicht auszuschließen, dass das Vorkommen zu einem späteren Zeitpunkt auch für andere Renovierungsmaßnahmen an historischer Bausubstanz wieder genutzt wird, zumal aufwändige Voruntersuchungen nicht mehr nötig wären.

  • Geologische Karte des westlichen Kaiserstuhls, in Schwarzweiß, mit eingezeichneten Erkundungsgebieten und Steinbrüchen.
  • Zu sehen ist hier eine in schwarzweiß gehaltene Übersichtskarte des Oberrheingrabens zwischen Schwarzwald und Vogesen. Etwa in der Bildmitte liegt der Kaiserstuhl, ein erloschener Vulkan.
  • Zu sehen ist hier eine farbige Schnittzeichnung mit der Geologie des Oberrheingrabens zwischen Schwarzwald und Vogesen. In der Bildmitte der Kaiserstuhl mit starken Verwerfungen.
  • Nahaufnahme von bläulich grauem Gestein. Goldfarbene, schräg von links oben nach rechts unten verlaufende Einkerbungen durchziehen das Gestein.
  • Nahaufnahme einer geschliffenen Gesteinsoberfläche. Grundfarbe rötlich braun, mit größeren Einlässen in dunkelbraun (oben links) und blauschwarz (rechts unten und oben). Eine Münze links unten dient als Größenvergleich.
  • Das Foto zeigt ein bearbeitetes, längliches Gesteinsstück mit abgerundeten Vertiefungen und geraden Kanten. Die Gesteinsfarbe ist bräunlich grau mit wenigen hellgrauen und zahlreichen dunkelgrauen Flecken.
  • Blick auf eine Kirche mit hellbraunem Mauerwerk und roten Dächern. Links ist ein breiter, viereckiger Turm erkennbar, rechts zwei unterschiedliche, höhere Türme. Die Kirche thront auf einem Mauerberg. Unten rechts steht ein weißer Torturm.
  • Das Foto zeigt ein altes gemauertes Stadttor als Turmbau mit Dach und bogenförmigem Durchlass sowie angebautem Erker. Die Mauersteine auf der Frontseite sind rötlich grau.
  • Teilansicht einer Kirchenfassade mit angesetztem, schmalem Turm aus dunkelgrauem Mauerwerk. Der Turm ist mehrfach unterteilt und hat schmale Fensterschlitze.
  • Teilansicht eines rötlichen bis bläulich grauen Mauerwerks mit hellen Fugen und dunkleren Einschlüssen.
  • Das Foto zeigt in Schrägansicht eine hohe Steinmauer, mit Fluchtrichtung rechts. Eine angebaute Steintreppe führt auf die Mauerkrone. Auf der obersten Stufe steht ein Mann mit roter Jacke.
  • Blick auf einen nach rechts abfallenden Waldhang mit offener Seite. Das freiliegende, dunkelgraue Gestein ist in der Bildmitte wie eine Treppe zugeschnitten. Ein gelber Bagger steht davor.
  • Lager von rötlich grauen, unregelmäßig geformten Gesteinsblöcken. Bei zwei Blöcken im Vordergrund sind glatte, senkrecht verlaufende Schnittkanten sichtbar.

Literatur

  • Grassegger, G. & Mausfeld, S. A. (1998). Sankt Stephans Münster Breisach. – Snethlage, R. (Hrsg.). Denkmalpflege und Naturwissenschaft, Natursteinkonservierung II (BMFT), S. 307–333, Stuttgart (Fraunhofer IRB Verlag). [13 Abb.]
  • Keller, J. (1964). Zur Vulkanologie des Burkheim-Sponeck-Gebiets im westlichen Kaiserstuhl. – Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br., 54, S. 107–130, 1 Kt. [14 Abb.]
  • Mausfeld, S., Grüner, F. & Grassegger, G. (1998). Zerstörungsprozesse an Kaiserstühler Tuffen des Breisacher Münsters: Kartierung, Petrographie und Geochemie. – Manuskript, S. 1–16, Stuttgart (Forschungs- und Materialprüfungsanstalt Baden-Württemberg). [unveröff.]
  • Nuber, H. U. & Zagermann, M. (2006). Der neue Plan des römischen Großbaus im Bereich des Münsterplatzes in Breisach, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. – Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg, 2006, S. 108–111.
  • Schmidt-Thomé, P. (1972). Sankt Stephan in Breisach. – Diss. Univ. Freiburg, Teil 1 + 2, 237 S., 8 Pläne, Freiburg i. Br. [unveröff.]
  • Werner, W. (2008). Erkundung, Neugewinnung und Verwendung eines seltenen historischen Werksteins: Kaiserstühler Tephrit-Pyroklastit für das Breisacher Münster (Südlicher Oberrhein, Baden-Württemberg). – Siegesmund, S. & Snethlage, R. (Hrsg.). Denkmalgesteine – Festschrift Wolf-Dieter Grimm, S. 74–94, Hannover (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, 59). [19 Abb., 1 Tab.]
  • Wimmenauer, W. (2003). Erläuterungen zum Blatt Kaiserstuhl. – 5. völlig neu bearbeitete Aufl., Erl. Geol. Kt. Baden-Württ. 1 : 25 000, IX + 280 S., 8 Taf., 4 Beil., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg). [26 Abb., 14 Tab.]
  • Wimmenauer, W. (2004). Vulkanische Gesteine des Kaiserstuhls in römischen Bauten der Oberrheinregion. – Archäologisches Korrespondenzblatt, 34, S. 255–261. [12 Abb.]
  • Wimmenauer, W. (2009a). Vulkanische Gesteine und Minerale des Kaiserstuhls in Bauten und Kunstwerken. – Grassegger, G., Patitz, G. & Wölbert, O. (Hrsg.). Tagungsband Natursteinsanierung Stuttgart 2009, S. 127–321, Stuttgart (Fraunhofer IRB Verlag). [7 Abb.]
  • Wimmenauer, W. (2009b). Magmatische Gesteine und ihre Minerale. – Regierungspräsidium Freiburg (Hrsg.). Der Kaiserstuhl – Einzigartige Löss- und Vulkanlandschaft am Oberrhein, S. 94–130, Ostfildern (Thorbecke). [64 Abb., 2 Tab.]
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